Trumps FDA-Personalpläne

Wirbel um möglichen Kandidaten O’Neill

Berlin - 12.12.2016, 10:00 Uhr

Der Finanzinvestor Jim O’Neill könnte Chef der FDA werden. Er würde in der Arzneimittelzulassung gern auf den Nachweis der Wirksamkeit verzichten. (Foto: picture alliance / AP Photo)

Der Finanzinvestor Jim O’Neill könnte Chef der FDA werden. Er würde in der Arzneimittelzulassung gern auf den Nachweis der Wirksamkeit verzichten. (Foto: picture alliance / AP Photo)


Chaos in Gesundheitsbranche

Nach US-Medienberichten zeigten sich zahlreiche Experten alarmiert über diese Äußerungen. Sie seien Ausdruck fehlenden Wissens über die Zulassungsprozesse der FDA. Zudem sei es unmöglich, die Frage der Sicherheit vom Aspekt der Wirksamkeit zu trennen. „Jedes Arzneimittel hat auch Risiken“, zitiert das US-Medium „The Hill“ Peter Pitts, Präsident des Center for Medicine in the Public Interest und früherer bevollmächtigter FDA-Kommissar unter der Ära von Präsident George W. Bush. Entscheidend sei, ein ausbalanciertes Verhältnis von Risiko und Wirksamkeit zu erhalten. Nebenwirkungen, die beispielsweise bei Aspirin niemals akzeptabel seien, würden hingegen bei einem Krebsmittel möglicherweise hingenommen, so Pitts. 

Chaos in Gesundheitsbranche

Diana Zuckerman, Präsidentin des National Center for Health Research, sagte, dass O’Neill´s Vorstellungen Chaos in der Gesundheitsbranche verursachen würden. Wenn die FDA nicht mehr die Wirkung von Arzneimitteln prüfe, könnten sich beispielsweise Krankenversicherungen bei der Frage, welche Präparate erstattet werden, nicht mehr auf die Behörde verlassen. Am Ende könnte es darauf hinauslaufen, dass die Kassen diese Entscheidungen alleine treffen.

Organspender sollen Geld erhalten

O'Neill sorgte darüber hinaus mit seinem Vorschlag für Aufsehen, dass die Spender von Organen bezahlt werden sollten. „Da draußen laufen viele gesunde und ungenutzte Ersatznieren herum“, sagte er nach Angaben von Stat News in einer Rede von 2009.

Dr. Michael Carome, Direktor der Public Citizen’s Health Research Group, sagte, er sei schlichtweg fassungslos gewesen, als er hörte, dass O’Neill als Chef für die FDA in Betracht gezogen werde. Dessen Ideen würden die Behörde zurück in das 19. Jahrhundert versetzen, als windige Schlangenöl-Verkäufer den Menschen unwirksame Produkte verkauften. 

Städte auf dem Meer

Neben O’Neill´s Ansichten über die FDA sorgt er auch als Vorstandsmitglied des Seasteading Institutes für Gesprächsstoff. Das setzt sich dafür ein, schwimmende Städte auf dem Meer zu errichten, um neue Ideen zu entwickeln, wie künftige Regierungen funktionieren können. Zudem zeigt O’Neill Interesse an Anti-Aging-Produkten und sprach davon, dass Unsterblichkeit eine Möglichkeit sei.

Allerdings ist es noch nicht ausgemacht, dass O’Neill tatsächlich neuer FDA-Chef wird. Selbst bei einer offiziellen Nominierung müsste er vom US-Senat bestätigt werden. Im Gespräch für den Posten ist angeblich auch Dr. Scott Gottlieb, ein früherer leitender FDA-Mitarbeiter, der heute am Washingtoner Think Tank American Enterprise Institute tätig ist. Diese Woche will Trump seine Entscheidung in Sachen FDA bekannt geben. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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