Studien zu legalem Konsum

In Düsseldorf und Bern sollen Apotheken Cannabis abgeben

Stuttgart - 12.12.2016, 12:10 Uhr

Kontrollierter Anbau, legale Abgabe: In Europa gibt es viele Bestrebungen, Cannabis-Konsum zu legalisieren. (Foto: openrangestock / Fotolia)

Kontrollierter Anbau, legale Abgabe: In Europa gibt es viele Bestrebungen, Cannabis-Konsum zu legalisieren. (Foto: openrangestock / Fotolia)


In Bern werden bereits Cannabis-Konsumenten gesucht

In der Schweiz ist man mit der Planung einer ähnlichen Studie bereits sehr weit vorangekommen. Seit einigen Wochen kann man sich im Internet für die Teilnahme an der Studie bewerben, die von Professor Matthias Egger von der Universität Bern und Regula Müller, der Leiterin der Koordinationsstelle Sucht der Stadt Bern geleitet wird. In Bern sollen, wenn die Studie vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit bewilligt wird, 500 volljährige Konsumenten Cannabis in der Apotheke kaufen können. Pro Einkauf gibt es dann fünf Gramm, pro Monat maximal 25 Gramm. Dazu gibt es Fragebögen und eine wissenschaftliche Überwachung.

DAZ.online hat die Leiterin der Koordinationsstelle Sucht der Stadt Bern, Regula Müller, zu der geplanten Studie befragt.

DAZ.online: Was genau ist die Intention der Studie? Warum wäre es Ihrer Meinung nach erstrebenswert, Cannabis legal abzugeben?

Regula Müller: Cannabis ist die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Substanz in der Schweiz. 200.000 bis 300.000 Menschen konsumieren regelmäßig Cannabis. Konsum und Verkauf von Cannabis sind in der Schweiz verboten. Studien und Erfahrungen aus anderen Ländern weisen darauf hin, dass eine Entkriminalisierung des Konsums und die Regulierung des Verkaufs von Cannabisprodukten eine Verbesserung der Prävention und Kontrollen im Umgang mit Cannabis zulassen würden. Zudem könnte der Schwarzmarkt deutlich reduziert, die Trennung der Drogenmärkte verbessert und Polizei und Justiz entlastet werden.

Die Stadt Bern will mit einem Pilotversuch untersuchen, ob ein regulierter Verkauf von Cannabis funktionieren würde und welche Auswirkungen dieser Cannabis-Verkauf auf das Konsumverhalten der beteiligten Personen, auf den Drogenschwarzmarkt und die Sicherheitssituation in der Stadt Bern haben könnte. Der Pilotversuch wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

DAZ.online: Wie sehen Sie von wissenschaftlicher Seite das Für und Wider des Konsums von Cannabis?

Müller: Es gibt keinen Drogenkonsum ohne Risiko. Das gilt auch für Cannabis, deshalb ist es immer besser, ganz auf den Konsum zu verzichten. Wer sich trotzdem für den Konsum entscheidet, soll sich über die Wirkungen und Risiken der verschiedenen Substanzen in Klaren sein. Es geht darum, dass wir die Augen nicht verschließen vor der Realität: Schätzungsweise ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung hat bereits einmal im Leben Cannabis konsumiert. Der absolut überwiegende Teil geht mit der Droge verantwortungsbewusst und unproblematisch um. Lediglich rund 1,2 Prozent der Bevölkerung legt einen problematischen Umgang mit Cannabis an den Tag. Das Ziel einer vernünftigen Cannabispolitik muss es deshalb sein, dass die Menschen einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Droge haben.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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