Europa-kritische Unterschriftenaktion

CDU und SPD kritisieren ABDA-Kampagne

Berlin - 09.12.2016, 10:15 Uhr

Sabine Dittmar (SPD) ubnd Michael Hennrich (CDU) haben kein Verständnis für die jüngste Aktion der ABDA: Die Apothekerschaft habe bessere Argumente als eine populistische Unterschriftenaktion. (Foto: DAZ)

Sabine Dittmar (SPD) ubnd Michael Hennrich (CDU) haben kein Verständnis für die jüngste Aktion der ABDA: Die Apothekerschaft habe bessere Argumente als eine populistische Unterschriftenaktion. (Foto: DAZ)


CDU will keine Europa-feindlichen Kampagnen

Auch nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung hatte Dittmar, beispielsweise in einem Interview mit DAZ.online, immer wieder darauf hingewiesen, dass die Apotheke vor Ort geschützt werden müsse. Zwar sprach sie sich gegen ein schnelles Rx-Versandverbot aus. Allerdings wies sie darauf hin, dass man Regelungen finden müsse, beispielsweise im Bereich der Apothekervergütung, die die Apotheken stärken. Kürzlich gab Dittmar ein Interview in der Lokalzeitung „Main Post“, in der sie sich erneut dafür aussprach, insbesondere Apotheken auf dem Land zu schützen.

In diesem Interview schlug die SPD-Politikerin vor, einen Fonds für Landapotheken zu bilden, ähnlich wie es ihn beispielsweise in Dänemark gibt. Gegenüber DAZ.online erklärt Dittmar dazu: „Zu überlegen wäre, ob man eine Art Präsenzfonds für versorgungsrelevante Offizinapotheken in strukturschwachen Regionen einrichtet, die aufgrund der örtlichen Strukturen nicht so viele Packungen abgeben können wie beispielsweise Apotheken in attraktiven, zentralen Lagen. Der Fonds könnte ähnlich wie der Fonds für den Nacht- und Notdienst über eine rezeptgebundene allgemeine Abgabe konzipiert werden.“

Auch bei Dittmars Koalitionspartner der CDU kommt die neue ABDA-Kampagne nicht allzu gut an. Der für Arzneimittel und Apotheken zuständige CDU-Experte Michael Hennrich sagte gegenüber DAZ.online: „Ich teile die Sorge vieler niedergelassenen Apotheken, dass nach dem EuGH-Urteil Rabatte beim Rx-Versandhandel die flächendeckende Arzneimittelversorgung mit hochwertiger und individueller Beratung gefährdet ist. Ich rate allerdings davon ab, daraus eine pauschale Europa-Kritik abzuleiten. Vielmehr geht es darum, die SPD – auch mit diesen Unterschriften – davon zu überzeugen, ein europarechtskonformes Rx-Versandhandelsverbot mit durchzusetzen.“

Auch Hennrich ist einer der wichtigsten Kontakte der ABDA im Bundestag. Der CDU-Gesundheitspolitiker sprach sich noch am Tag des EuGH-Urteils für ein schnelles Rx-Versandverbot aus.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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10 Kommentare

Doping

von Elena am 10.12.2016 um 17:44 Uhr

Ich verstehe nicht warum immer noch von Wettbewerb die Rede ist, wo doch Team NL eindeutig 'Doping' erlaubt wird, während es für Team DE verboten ist. In einer Olympiade oder im Weltcup würde das bei Sportlern und Trainern von Team DE doch auch Ängste schüren.

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Angst schüren

von Anna Pioda am 09.12.2016 um 20:49 Uhr

WENN Europas Institutionen solche dilettantischen und bildungsfernen Urteile fällt, was bleibt der ABDA denn übrig?
Sachlich, vernünftig, mit reifem Hintergrundwissen argumentieren, ja dasspiegelt sich doch in der Politik auch nicht wider! Bleiben einem doch nur die Unterschriftenspielchen, wenn dich Umwelt auf primitiv macht.
Keine Angst viele Apothker werden nicht mitmachen, die bleiben kleine, brave Befehlsempfänger.

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Wir sollen die Suppe auslöffeln ?

von gabriela aures am 09.12.2016 um 19:45 Uhr

Ohne alles gelesen zu haben und Post von der ABDA ist auch noch nicht da :
NICHT die Apotheker schüren irgendwelche Ängste (ansonsten werden wir ja bestenfalls als Sturm im Wasserglas wahrgenommen) und treibt vermeintlich Wähler manchen alternativen Parteien zu - nein, das erledigt die große Politik schon seit Jahren selber.
Wie groß war die europäische Erschütterung nach dem Brexit und wie ehrlich die Erkenntnis bzw. die Überlegungen, daß und was an den Kompetenzen der EU-Politik geändert werden muß ?
Nein, liebe Politik, DEN Schuh brauchen wir uns nicht anziehen !
Jetzt "ein paar Apothekern" die Schuld für eigene Versäumnisse (nicht nur in D, auch in anderen Ländern ) und dem daraus resultierenden Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber Brüsseler Gesetzgebung zu geben, ist mir zu billig.

Die AfD wird sicher NICHT durch eine solche Unterschriftenaktion Zulauf bekommen - dafür sorgt die bundesdeutsche Politik schon selber . Seit Jahren.
Die Reaktion in Bayern ist ein schärferes Profil und ein Rechts-Ruck, in der CDU rutscht die JU nach.

Und es ist nunmal Tatsache, daß durch dieses EU-Urteil die deutschen Gesetze Makulatur geworden sind.
Ist doch mit dem Dr.Ed-Verbot genauso.

Jetzt sind wir nicht nur der Sparstrumpf der Nation, sondern auch noch der Sündenbock.....geht's noch ?

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Angst schüren

von Christian Lindinger am 09.12.2016 um 19:10 Uhr

In jeder Apotheke startet nächste Woche die Unterschriften Aktion?
Nein, zumindest in einer Apotheke, nämlich der von mir geführten, wird das definitiv nicht der Fall sein.
Es ist, wie so oft, der absolut falsche Weg, der hier gegangen wird.
Die wirklich sachlichen Argumente, die man hier im Kampf gegen den Rx Versand anführen könnte ,
werden bei dieser lachhaften Aktion nicht einmal angedeutet.

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Achillesferse getroffen!

von Uwe Hansmann am 09.12.2016 um 18:41 Uhr

Scheinbar haben die ApothekerInnen via ABDA Ankündigung die Abgeordneten doch an einer empfindlichen Stelle - bei der eigenen Wähletschaft! - getroffen. Richtig liebe PolitikerInnen: Sie haben es mit Ihrem Verhalten uns gegenüber selbst so herbeigeführt! Wer einen Berufsstand, dem der Staat hoheitliche Aufgaben qua Gesetzgebung übertragen hat, versucht wie einen Bullen am Nasenring durch denGesundheitsring zu führen, der muss sich doch über diese, unsere Reaktion nicht wundern. Ganze 3% Honorsrsteigerung in den vergangenen 12 Jahren - also weniger als 0,3% pro Jahr - sind schlicht ein Witz. Noch dazu die unsägliche Hinauszögerung weiterer notwendiger Schritte durch Einforderung von Gutachten zu eigentlich hinlänglich bekannten Zahlen. Das ist Missachtung unserer täglichen Arbeit auf die schlimmmste Art und das können wir uns und unseren engagierten Mitarbeitern nicht länger zumuten!

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Geduld kennt Grenzen. Offene Grenzen haben wir ja schon.

von Christian Timme am 09.12.2016 um 16:39 Uhr

Seit wann haben denn Apotheken Einfluss auf die ABDA?. Seit wann haben denn Politiker Einfluss auf Frau Merkel und Herrn Gabriel?. Habe ich hier etwas nicht mitbekommen?.

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ABDA Kampagne ?

von Heiko Barz am 09.12.2016 um 11:52 Uhr

Die Apothekerei wir offensichtlich und von uns ungewollt zum Wahlkampfthema hochgescrollt
Und was bitte nutzen uns Apotheker-Innen diese bedeutungsvollen Bundestagskontakte der im Bericht oben genannten Partei-Protagonisten? Deren politische Einflußnahme auf Lauterbach und Co. ist doch wohl mehr als übersichtlich.
Eigentlich ist der die Existenz bedrohende Versandhandel mit RX schon nicht mehr Gegenstand der täglichen Diskussion. Das jedenfalls liest man mittlerweile doch schon zwischen den Zeilen der von F. Schmidt und Co. abgegebenen Statements.
Wer ist denn in der Runde der gesundheitspolitischen Meinungsbestimmer der unangenehmste Populist? Von uns verlangt er stets valide Zahlenkolonnen, er selbst aber, K.Lauterbach, bestätigt durch seine Äußerungen, dass er gar nicht bereit ist, auch bestens belegte Zahlen unsererseits in ein Diskussions-Modell mit aufzunehmen.
Die dümmliche Auseinandersetzung um die AM Versorgung auf dem flachen Land zeigt es überdeutlich,das es hier um etwas ganz anderes geht.
Bei Lauterbach geht es, wie auch bei seinem andauernden Kampf der Alles gleichmachenden Bürgerversicherung, um eine zentralistische, staatlich gelenkte Gesundheitsstruktur.
Auch wenn man diesem Herrn durch persönliche Augenscheinahme beweisen würde, dass es in unserm Deutschland noch nie zu einer Versorgungslücke - auch auf dem immer wieder herausgestellten " Flachen Land " gekommen ist, würde er mit Sicherheit weiter die impertinenten und stets die Deutschen Gesetze unterwandernden Auslandsversender in deren vertragsloser Arbeit unterstützen.
Haben diese " Lauterbachs " eigentlich den Fokus ihrer Aufgabenstellung gänzlich verloren?

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Angst schüren?

von Frank Ebert am 09.12.2016 um 11:46 Uhr

Wir brauchen keine antieuropa Stimmung zu schüren. Die ist längst da. Ich bin es auch Leid den ganzen Versagern nach dem Mund zu reden. Wenn Lauterbach von einem zarten Pflänzchen spricht, sind doch Sachargumente vollkommen wirkungslos. Dann die ganzen planlosen Abgeordneten die Umsatz mit Gewinn verwechseln. Nein, wenn schon untergehen, dann mit wehenden Fahnen und nicht mit Weinerlichkeit und Arschkriecherei ! Das Kapital hat gewonnen.

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"Angst" schüren?

von Karl Friedrich Müller am 09.12.2016 um 11:10 Uhr

Liebe Politiker,
haben Sie eigentlich eine Vorstellung, wie viel Angst Sie in Apotheken schüren?
Sie haben keine Ahnung und schwadronieren über irgendwelche Modelle, die alles das AUS für viele Apotheken bedeuten!
Alles auf der Liste stimmt und im Grund ist sie noch beliebig erweiterbar.
Wenn Sie meinen, die Argumente wären falsch, dann widerlegen Sie sie!
Allerdings bin ich unsicher, ob die Aktion etwas bringt. Weil ich fürchte, dass der Bürger meint, man wolle ihm etwas vorenthalten (Rabatte), auf die er sogar meint Anspruch zu haben. Die Leute in ihrer Bequemlichkeit sehen die Vorteile der Apotheken nicht oder meinen, dass sich nichts ändert.

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AW: "Angst" schüren

von Peter Hardy Kahr am 09.12.2016 um 18:54 Uhr

In unserer Stadt am Rhein zwischen Koblenz und Andernach gibt es eine Apotheke, in der alle frei verkäuflichen Dinge - OTC, Kosmetik, Babynahrung, Diabetikerbedarf, ... - mehr oder weniger nah (meist mehr) am AEK verkauft werden und jeder Kunde am 06.12. eine frisch gebackenes und - wie mir berichet wurde - sehr wohlschmeckenes Lebkuchenherz mibekam.

Wie wollen wir dann Menschen klarmachen, dass wir nicht an jedem Abend die Dukaten und Goldstücke mit dem Schaufelbagger in den im Garten hinter der Apotheke in Schwimmbadgröße befindlichen Tresor schaffen?

MIt Jammern ?

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