Weltweit die Erste

S3-Leitlinie zu Chrystal Meth vorgestellt

Stuttgart - 07.12.2016, 15:30 Uhr

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde hat die weltweit erste
S3-Leitlinie „Methamphetamin-bezogene Störungen“ herausgegeben. (Foto: Kaesler Media / Fotolia)

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde hat die weltweit erste S3-Leitlinie „Methamphetamin-bezogene Störungen“ herausgegeben. (Foto: Kaesler Media / Fotolia)


Antidepressiva wirken bei Crystal-Meth-Konsumenten mit komorbider Depression nicht, Methylphenidat ist bei ADHS in dieser Patientengruppe nicht das Mittel der ersten Wahl. Neben der Therapie inklusive solcher Besonderheiten widmet sich die weltweit erste S3-Leitlinie „Methamphetamin-bezogene Störungen“ auch dem Thema „Awareness“. Sie wurde vergangene Woche vorgestellt. 

Derzeit scheint sich der Konsum von kristallinem Methamphetamin („Crystal Meth") in Deutschland nach wie vor auf bestimmte Regionen zu konzentrieren. Am stärksten betroffen ist die deutsche Grenzregion zur Tschechischen Republik, insbesondere ländliche Gegenden und Mittelstädte. Dort ist seit etwa 2009 ein Anstieg des Missbrauchs von Methamphetamin zu beobachten. Doch mittlerweile gibt es Hinweise, dass der Missbrauch sich auch in anderen Gebieten breit macht. In den besonders betroffenen Regionen sind Ärzte und Mitarbeiter in Kliniken, Praxen und Einrichtungen der Suchthilfe auf jeden Fall bereits jetzt massiv mit den Folgen des Methamphetamin-Konsums konfrontiert.

Verschiedene mit dem Methamphetamin-Konsum assoziierte Krankheitsbilder werden unter dem Begriff „Methamphetamin-bezogene Störungen" zusammengefasst. Dazu zählen:

  • die Gebrauchsstörungen nach ICD-10: schädlicher Gebrauch, Abhängigkeit
  • sowie die Methamphetamin-induzierten Störungen, wie Intoxikation, Entzug oder die induzierten psychischen Störungen (wie z. B. Psychosen).

Bisher gab es keine evidenzbasierten Therapiekonzepte 

Bislang stützte sich die Behandlung vor allem auf Erfahrungsberichte und Einzelfallstudien. Da evidenzbasierte Therapiekonzepte fehlten, wurden in der Praxis oft Studienergebnisse und klinische Erfahrungen zur Therapie mit anderen Suchtkranken auf Patienten mit einer Methamphetamin-bezogenen Störung extrapoliert. Nun liegt erstmalig eine substanzspezifische S3-Leitlinie vor. Sie wurde vergangenen Freitag von Marlene Mortler (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, zusammen mit Vertretern der Bundesärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) vorgestellt. Die S3-Leitlinie soll zum einen für eine bessere Versorgung von Patienten, zum anderen auch für mehr Handlungssicherheit für das therapeutisch tätige Personal sorgen. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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