PR-Kampagne nach EuGH-Urteil

Die ABDA will ein anderes Europa

Berlin - 07.12.2016, 21:00 Uhr

Nationale Apotheken-Regelungen erhalten: Aus Sicht der ABDA gewinnt Europa einen immer größeren Einfluss in die nationalen Gesundheitssysteme. (Foto: dpa)

Nationale Apotheken-Regelungen erhalten: Aus Sicht der ABDA gewinnt Europa einen immer größeren Einfluss in die nationalen Gesundheitssysteme. (Foto: dpa)


ABDA will aber nicht anti-europäisch sein

Allerdings verdeutlichten sowohl Schmidt als auch seine Vize, dass die ABDA sehr wohl einiges daran zu kritisieren habe, wie Europa derzeit gelebt wird. Arnold sagte: „Wir wollen ein Europa, wie es zu seinen Gründungszeiten gedacht war. Damals hieß es, es müsse darum gehen, die großen Dinge wie Außen- oder Verteidigungspolitik gemeinsam zu regeln. Gesundheit und andere wichtige nationale Stellschrauben unterliegen dem Subsidiaritätsprinzip. So ein Europa wollen die Menschen in Deutschland und auch wir.“

In allen Aussagen auf dem Informationsflyer spricht die ABDA im Plural von „Entscheidungen“ auf EU-Ebene. Auf die Frage hin, auf welchen Entscheidungen außer dem EuGH-Urteil die Europa-Kritik beruhe, sagte Schmidt, dass die EU noch weitere Vertragsverletzungsverfahren gegen einzelne Staaten eingeleitet habe, in denen etwa nationale Gebührenordnungen von der EU infrage gestellt würden. Arnold ergänzte, dass das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung in den politischen Institutionen Europas durchaus begrüßt werde. Aus der EU-Kommission habe man beispielsweise vernommen, dass man „jetzt endlich“ die eigene Politik durchsetzen könne.

Schmidt will europäische Lobby-Arbeit intensivieren

Schmidt machte das Europa-Thema auch zu einem seiner wichtigsten Themen der nun beginnenden neuen vierjährigen Amtsperiode. Es gehe darum, wie stark die „Einheitsbestrebungen“ sich weiterentwickeln würden und wie stark der Einfluss aus Europa noch werden würde. Es dürfe nicht sein, dass alle wichtigen, nationalen Regelungen wie etwa im Gesundheitssystem der Maxime  „freier Warenverkehr innerhalb der EU“ geopfert werden. Mit parteipolitischen, anti-europäischen Positionen wolle aber auch er nichts zu tun haben. Es gehe ihm lediglich darum, dass die Freiberuflichkeit im Gesundheitswesen erhalten bleibe. Daher werde die ABDA ihre „europäische Lobbyarbeit“ intensivieren.

Schmidt zeigte sich nach seiner Wiederwahl ohnehin kämpferisch. Selbst wenn das Rx-Versandhandelsverbot nicht komme, seien er und die ABDA „auf jegliche Entwicklungen vorbereitet“. Schmidt weiter: „Wir haben die nötigen Ideen und Ressourcen. Wir können noch monatelang so weiterkämpfen.“ Der Etat der PR- und Öffentlichkeitsabteilung wurde zunächst aber nicht erhöht, bestätigte die ABDA auf Nachfrage.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

ABDA auf Pegida-Kurs?

von Dr Schweiker-Wehner am 10.12.2016 um 11:40 Uhr

Gute Ironie Herr Kollege.

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ABDA Unterschriftenaktion

von Dr. Albrecht Emmerich am 08.12.2016 um 20:29 Uhr

Es ist die wievielte Unterschriftensammlung? Was kam in der Vergangenheit dabei raus???
Es ist schade ums Papier! So lange wir Apotheker nicht eine ganz harte Linie fahren, die Bevölkerung mit der ganzen Sche..... sitzen lassen und nicht immer alle Fehler der anderen ausbügeln, (."...selbstverständlich schicken wir jemanden zum Arzt, Sie brauchen sich um nichts zu kümmern ".... etc.) wird sich nichts ändern. Wir haben uns selbst zum Deppen gemacht , weil wir uns einen Vorteil vor unserem Nachbarn erhofft haben. Und wo stehen wir heute?
All die Kindergarten-Aktionen der ABDA mit Schaufenster verhängen und für 10 Minuten nur durch die Notdienstklappe bedienen(vielleicht noch nach 18Uhr) oder 2 Umzugkartons mit Unterschriften,,haben die Verantwortlichen Politiker bestenfalls zum Schmunzeln gebracht.
Es wird auch diesmal schlimmer kommen!
Mich ficht es nicht mehr an (habe nichts mehr mit Apotheke zu tun)aber es tut mir leid für die jungen Kolleginnen und Kollegen!

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AW: ABDA Unterschriftenaktion

von Wolfgang Steffan am 09.12.2016 um 8:51 Uhr

Den Kommentar von Kollege Emmerich kann ich voll bestätigen:
Wer sich jahrzehntelang willig in die Taschen greifen läßt,
wer Apotheken aufruft, Mittwoch-Nachmittags zu "streiken",
wer- ich weiß nicht wie oft schon- Unterschriften-Listen kursieren läßt, beweist doch nur seine Unfähigkeit, die Politik zu beeinflussen.
Merke: Wer stets gebückt geht, lädt zum Treten ein !
Machen wir uns keine Illusionen: Mit Schmidt und Konsorten
ist die Sache schon verloren.Wieder einmal !
Ich beneide die Ärzteschaft um ihren Montgomery.

Endlich Klartext von der ABDA.

von Christian Timme am 08.12.2016 um 12:12 Uhr

Na endlich mal eine Kampagne die wirklich JEDER sofort kapiert. Political Correctness ist was für Looser. Das Verursacherprinzip feiert jetzt mal so richtig Weihnachten in der Apotheke. Und für 2017 - weiter so ... optimieren und nur nicht aufhören sondern DURCHZIEHEN .............. !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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