FDP und der Apothekenmarkt

Eine Partei auf der Suche nach einer Meinung

Berlin - 01.12.2016, 13:05 Uhr

Eine Partei, 15 Meinungen: In der FDP gibt es keinen eindeutigen Kurs zum Apothekenmarkt. DAZ.online verschafft einen Überblick. (Foto: dpa)

Eine Partei, 15 Meinungen: In der FDP gibt es keinen eindeutigen Kurs zum Apothekenmarkt. DAZ.online verschafft einen Überblick. (Foto: dpa)


EuGH-Urteil spaltet FDP in zwei Apotheken-Lager

29. und 30. Oktober 2016: Auf ihrem Bundeskongress verabschieden die Jungen Liberalen zwei Beschlüsse zum Apothekenmarkt. Erstens begrüßen sie das EuGH-Urteil und sprechen sich vehement gegen das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe geplante Versandverbot aus. Zweitens fordern sie eine Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes und fordern die Bundes- und Landesebene auf, sich nicht mehr negativ über eventuelle Marktöffnungen zu äußern.

9. November 2016: Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion in Baden Württemberg, Jochen Haußmann, stellt sich nach dem EuGH-Urteil schützend vor die Apotheker. Die Entscheidung des Gerichtes führe zu Wettbewerbsverzerrungen zu Ungunsten der Apotheker. Es könne zu Rosinenpickerei ausländischer Versender kommen. Der Rx-Versandhandel solle daher untersagt werden. Gemeinsam mit seinen Fraktionskollegen brachte Haußmann einen entsprechenden Antrag im Stuttgarter Landtag ein.

21. November 2016: In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagt Bundes-FDP-Chef Christian Lindner, dass es nach dem EuGH-Urteil falsch wäre, die Apotheker unter „Naturschutz“ zu stellen und den Versandhandel zu verbieten. Vielmehr müsse es einen fairen Wettbewerb geben, Apotheker müssten beispielsweise für Beratungsangebote besser vergütet werden, sollten ihr Sortiment aber auch beliebig ausweiten dürfen.

28. November 2016: Auf Nachfragen zu seinen Meinungen über den Apothekenmarkt wollte FDP-Chef Lindner nicht persönlich antworten. Im Interview stand dafür seine Stellvertreterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann Rede und Antwort. Die Liberale ist im Bundesvorstand für das Thema Gesundheit zuständig. Strack-Zimmermann plädierte ebenfalls dafür, Rx-Boni und Wettbewerb im Allgemeinen zuzulassen und ein Rx-Versandverbot zu verhindern. Sie rief die Apotheker zudem auf, sich zukünftigen Marktveränderungen nicht mehr partout zu versperren, sonst könnten sie „überrollt“ werden.

30. November 2016: Die bislang eindeutigste Positionierung pro Apotheker kommt von Albert Duin, Vorsitzender der FDP Bayern. Gegenüber DAZ.online erklärte der Politiker und Mittelständler, dass das EuGH-Urteil aus seiner Sicht dafür sorgt, dass die Apotheker „mit Hand- und Fußschellen an die Wand genagelt sind, während ihnen der Versandhandel das Fleisch von den Rippen“ schneide. Duin ist für ein vorübergehendes Rx-Versandverbot, dem eine grundsätzlichere Überprüfung der Wettbewerbsthematik im Apothekenmarkt folgt.

1. Dezember 2016: DAZ.online erhält einen Leserbrief von Phil Hackemann, stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen. Hackemann weist darauf hin, dass die „JuLIs“ weiterhin eine umfassende Deregulierung des Marktes fordern. Er verwies auf eine Mitteilung der Jungliberalen, in der Gröhe für seinen Plan, den Rx-Versandhandel zu verbieten, kritisiert wird.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


6 Kommentare

Gelbe Welpen

von Dr Schweikert-Wehner am 02.12.2016 um 14:31 Uhr

Ich bin für die Aufhebung des Naturschutzes für gelbe Welpen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Juli

von Florian Becker am 02.12.2016 um 12:05 Uhr

Ist halt in dem Alter zwischen "Ma-Ma" und "bblubbibab" noch nicht ganz einfach, mit der Sprache immer richtig umzugehen.
Aber keine Angst, Julis, die Großen erklären Euch das mal:

Es ist ja das Recht der Kleinsten, die Erwachsenen mit irgendwelchem Blödsinn zu behelligen, auch wenn er noch so groß ist..
Und weil die Kleinen das einfach nicht besser wissen können, werden sie dafür auch nicht immer von den Erwachsenen zurechtgewiesen.
DAS nennt man "Welpenschutz"..

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Juli

von Apotheker B am 02.12.2016 um 15:25 Uhr

Aufhören, aufhören Becker, aufhören, Schluss damit, das ist ja nicht zum Aushalten Becker, aufhören. Sie sollten es nicht meinen, aber wir haben es da mit ausgewachsenen, freilaufenden und von Muttis Brust schon lange entwöhnten neoliberalen Grünschnäbeln zu tun, die nichts anderes im Sinn haben als die billigen Parolen der sachkenntnislosen Wirtschaftsmöchtegerns für sich zu nutzen um ihren Verein den Gnadenstoß aus dem Kellerfenster zu geben. Aber sie werden sich täuschen denn der Lichtschacht ist tiefer als sie glauben.

Ihre Meinung ist gefragt, Herr Lindner.

von Christian Timme am 02.12.2016 um 10:31 Uhr

Lieber Herr Christian Lindner, so von Christian zu Christian, es ist jetzt der richtige Zeitpunkt FÜHRUNGSSTÄRKE zu beweisen. Liberal pur zu sein reicht hier nicht mehr. Wo sind Struktur, Zielvorgaben, Zusammenführungen, Konzepte und EINE Strategie?. Bevor Sie jetzt das HB-Männchen spielen, ich habe in diesem Leben schon FDP gewählt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Good Bye FDP

von Jochen Ebel am 02.12.2016 um 8:21 Uhr

Es gab mal Zeiten, da haben sich die Liberalen für Freiberufler und fairen Wettbewerb eingesetzt. Ca. 25 % der Apotheker fühlten sich daher von der FDP vertreten. Spätestens jetzt sollte man sich politisch umorientieren. Das JuLi Geschwafel vom "Welpenschutz" kann man nur noch als dämlich bezeichnen. Der FDP Vorstand sollte seinem Kindergarten mal die wirtschaftlichen Zusammenhänge erklären.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Liberalisierung der Arzneimittelversorgung

von Michael Hofheinz am 01.12.2016 um 19:53 Uhr

Man kann zu Daniel Bahr stehen wie man will, aber in seiner Rede am 28.9.2006 zum Antrag der GRÜNEN zur Aufhebung des Fremd-und Mehrbesitzverbotes hat er deutlich festgestellt, dass eine einseitige Liberalisierung der Arzneimittelversorgung halt doch eine ungerechte Rosinenpickerei ist und deshalb schweren Herzens abzulehnen ist. (http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/16/16054.pdf Seite 122)

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.