EU-Gesundheitsbericht

In Deutschland gibt es keinen Grund zur Klage

Brüssel - 29.11.2016, 07:20 Uhr

Nach dem Bericht sterben in der EU jedes Jahr 550.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter an potenziell vermeidbaren Krankheiten. (Foto: Gerhard Seybert / Fotolia)

Nach dem Bericht sterben in der EU jedes Jahr 550.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter an potenziell vermeidbaren Krankheiten. (Foto: Gerhard Seybert / Fotolia)


Jeder Sechste ist fettleibig

Eine weitere Kernbotschaft des Berichts ist, dass die Gesundheitssysteme in Zukunft effektiver werden müssen, um den aktuellen Entwicklungen wirksam gegensteuern zu können: Jeder sechste Erwachsene in der EU ist fettleibig (Stand 2014). Im Jahr 2000 war es „nur“ jeder neunte. Rund ein Fünftel der Bürger raucht nach wie vor. In Sachen Alkoholkonsum bei erwachsenen Personen liegt in Deutschland leicht über dem EU-Durchschnitt von zehn Litern reinem Alkohol pro Jahr, aber regelmäßiger exzessiver Alkoholkonsum in hierzulande weiter verbreitet als in den meisten anderen EU-Staaten. Diese und andere Risikofaktoren erhöhen die Risiken für nicht-übertragbare Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Krebs beträchtlich, und zwar nicht nur für Ältere.

Nach dem Bericht sterben in der EU jedes Jahr 550.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter an potenziell vermeidbaren Krankheiten. Daraus entstehen für die Volkswirtschaften jährliche Kosten von ca. 115 Milliarden Euro. 87.000 Todesfälle bzw. 21 Milliarden Euro entfallen hiervon auf Deutschland (2013). Das deutsche Präventionsgesetz wird angesichts dessen in dem Bericht als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet.

Zahl der Fachärzte nimmt schneller zu als die der Hausärzte

Außerdem müssen die Gesundheitssysteme einfacher zugänglich werden. Zwar werden die Kosten für eine Reihe grundlegender Versorgungsleistungen in den meisten Ländern von den Versicherungen getragen, aber die Bandbreite der Leistungen ist sehr unterschiedlich. Die Anzahl der Ärzte pro Kopf ist seit dem Jahr 2000 ist in fast allen EU-Ländern gestiegen, und zwar im Durchschnitt um 20 Prozent (von 2,9 Ärzten je 1000 Einwohner im Jahr 2000 auf 3,5 im Jahr 2014). Dabei hat die Anzahl der Fachärzte schneller zugenommen als die der Hausärzte. Heute kommen in allen EU-Ländern auf einen Allgemeinarzt mehr als zwei Fachärzte. Trotzdem werden Personen in ländlichen und abgelegenen Gebieten häufig nicht ausreichend medizinisch versorgt. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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