Nach US-Wahl

Trumps kompliziertes Verhältnis zu Obamacare

Stuttgart - 22.11.2016, 11:05 Uhr

Annäherung, wenn auch keine Liebe auf den ersten Blick: Der zukünftige US-Präsident Donald Trump bei seinem ersten Treffen mit Amtsvorgänger Barack Obama. (Foto: dpa / picture alliance)

Annäherung, wenn auch keine Liebe auf den ersten Blick: Der zukünftige US-Präsident Donald Trump bei seinem ersten Treffen mit Amtsvorgänger Barack Obama. (Foto: dpa / picture alliance)


Trumps Familie verdient an Obamacare

Neben der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko war eines der zentralen Versprechen von Trump, Obamacare mit „etwas, was funktioniert“ abzulösen. Doch bislang hat er nicht erklärt, was dies sein könnte – sondern ist hingegen nur wenige Tage nach der Wahl von seinem Versprechen abgerückt.  

Einige Teile von Obamacare wolle er doch erhalten, erklärte Trump: So die Mitversicherung von erwachsenen Kindern sowie den Einschluss von Kunden mit Vorerkrankungen. Bei den Bürgern käme dies ohnehin gut an: Nur gut jeder Dritte sprach sich in einer Umfrage Ende Oktober für eine Abschaffung des Gesetzespaketes von Obama aus. Und auch Obama unterstützt Trump bei einer Reform von „Obamacare“, wie er kürzlich sagte – wenn dieser es in eine positive Richtung weiterentwickelt.

Wie nun eine Recherche des US-amerikanischen Portals für Gesundheitsnachrichten „STAT“ aufgedeckt hat, hat die Familie von Donald Trump Verbindungen zu Obamacare. Der Bruder seines Schwiegersohns und Wahlkampf-Managers Jared Kushner ist Mitgründer von „Oscar Health“, ein inzwischen auf 2,7 Milliarden US-Dollar geschätztes Startup im Gesundheitssektor, dessen Dienstleistungen auf Obamas „Affordable Care Act“ basieren. „Oscar Health“ verkauft laut „STAT“ Obama-Care-Policen in mehreren US-Staaten. Der 31-jährige Investmentbanker Joshua Kushner, der als „Wunderkind“ gefeiert wird, unterstützte im Wahlkampf allerdings nicht den Vater seiner Schwägerin, sondern dessen Gegnerin und Obamacare-Anhängerin Hillary Clinton, die er womöglich auch gewählt hat.


Doch einer seiner laut „STAT“ „treuesten Investoren“, Peter Thiel, hat gleichfalls Millionen in „Oscar Health“ investiert – und gleichzeitig Trump groß unterstützt und auf dem Parteitag der Republikaner gesprochen. Zusammen mit Joshuas Bruder Jared Kushner sitzt er nun im Übergangsteam des zukünftigen US-Präsidenten. Eine Abschaffung von Obamacare käme beiden daher wohl ungelegen – auch da „Oscar Health“ nach Verlusten von 105 Millionen US-Dollar laut Bloomberg dieses Jahr in drei Bundesstaaten bereits 128 Millionen US-Dollar abschreiben musste.  



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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