Übernahme des Agrarkonzerns

Bayer hält Monsanto-Finanzierung für gesichert

Berlin / Leverkusen - 21.11.2016, 15:00 Uhr


Der Markt reagierte nicht begeistert auf den Kauf von Monsanto, doch Bayer-Vorstand Dieter Weinand ist zuversichtlich. Die Finanzierung stehe, sagte er gegenüber dem „Tagesspiegel“ – und verteidigt auch den Blockbuster Xarelto gegen Kritik. Vom zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump verspricht er sich ein innovationsfreundliches Klima.

Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer erwartet trotz des jüngsten Rückgangs der eigenen Aktie keine Finanzierungsprobleme für die Übernahme des US-Saatgutspezialisten Monsanto. „Die Finanzierung steht. Sonst hätten wir das im Vorstand doch nie beschlossen“, sagte Bayer-Vorstandsmitglied Dieter Weinand dem „Tagesspiegel“.

Um die 66 Milliarden Dollar teure Monsanto-Übernahme zu finanzieren, hatte der Leverkusener Konzern vergangene Woche eine Pflichtwandelanleihe über vier Milliarden Euro platziert, wurde sie aber nur schwer los – und musste daher ungünstige Konditionen in Kauf nehmen. Daraufhin war die Bayer-Aktie um mehr als vier Prozent abgesackt.

Was macht Trump?

Im September kündigte der deutsche Pharma- und Chemieriese die 66 Milliarden Dollar schwere Rekordübernahme des US-Saatgutspezialisten Monsanto an. Die US-Wettbewerbshüter müssen dem Deal noch zustimmen. Schon bevor klar war, dass Trump ins Weiße Haus einzieht, hatten Experten mit einer kritischen Prüfung gerechnet.

Trump hat sich zu der Übernahme noch nicht konkret geäußert, doch seine Wahlkampfparole „America first“ lässt nicht unbedingt Wohlwollen gegenüber dem Verkauf eines US-Branchenschwergewichts an einen ausländischen Rivalen vermuten. Zudem hat Trump in einem anderen Fall – der Übernahme des Medienkonzerns Time Warner durch den Telekommunikationskonzern AT&T – bereits sein Veto angekündigt. 

Sollte der Monsanto-Zukauf bewilligt werden, so könnte Bayer dennoch wegen Trump unter Druck geraten. Viele Analysten rechnen damit, dass ein starker Anstieg der Staatsausgaben, mit dem der Republikaner seine Steuerversprechen und Wachstumsprogramme gegenfinanzieren müsste, zu höherer Inflation und steigenden Zinsen führen wird. Bayer hat für den Monsanto-Kauf einen riesigen Kredit beantragt – schon ein recht geringer Zinsanstieg würde zusätzliche Kosten in Höhe von Hunderten Millionen Dollar verursachen.

Bayer verspricht sich positives „politisches Klima“ von Trump

Im Interview mit dem „Tagesspiegel“ stritt Bayer-Vorstandsmitglied Weinand nicht ab, dass sein Konzern den Wahlkampf von Trump finanziell unterstützt habe. „Uns geht es darum, dass innovative Medikamente Patienten möglichst schnell zur Verfügung stehen“, sagte Weinand auf die Frage, was er sich von Trump verspricht. „Wir möchten ein politisches Klima, das innovationsfreundlich ist.“

Doch auf Nachfrage von DAZ.online erläuterte ein Pressesprecher von Bayer, dass man nur rechtlich selbstständige Mitarbeitergruppen der Republikaner wie auch der Demokraten unterstützt habe, nicht jedoch einzelne Präsidentschaftskandidaten. Auch seien die Spenden keine Unternehmensspenden. „Bayer hat Donald Trump nicht unterstützt“, betonte der Sprecher.

Weinand verteidigt den Blockbuster

Wie Weinand gegenüber der Zeitung sagte, konzentriere sich der Konzern jetzt auf fünf Produkte, für die ein besonders hoher medizinischer Bedarf der Patienten besteht. „Der Umsatz unserer neuen Medikamente wie Xarelto, Xofigo, Stivarga und Adempas wächst sehr schnell, im vergangenen Quartal um mehr als 20 Prozent“, erklärte er. Präparate wie der Gerinnungshemmer Xarelto oder das Augenmedikament Eylea hätten noch ein riesiges Wachstumspotenzial vor sich. „Bei Xarelto könnte sich die Zahl der Patienten verdoppeln“, betonte Weinand.

Auf anhaltende Kritik und Klagen von tausenden US-Bürgern wegen möglicher Nebenwirkungen von Xarelto reagierte Weinand gelassen. „Das positive Nutzen-Risiko-Profil des Medikaments ist erwiesen“, erklärte er und verwies auf das Zulassungsverfahren, die „vielen Zehntausenden klinischen Tests“ und Erfahrungen aus der Praxis. Das Blutungsrisiko sei signifikant niedriger als bei den Gerinnungshemmern der Vorgängergeneration.

„In den USA gibt es eine Klageindustrie“, betonte Weinand. „Die Anwälte schauen, welche Präparate die umsatzstärksten sind und reichen dann Klage ein.“ Es sei jedoch klar, dass Xarelto Schlaganfälle verhindern kann. „Es verbessert die Lebensqualität der Menschen und es hilft dem Gesundheitssystem, Geld zu sparen“, erklärte der Bayer-Vorstand. „Die Behandlung von Patienten nach Schlagfällen und daraus resultierende Folgekosten sind viel höher als die vorbeugende Therapie mit Xarelto.“

Auch die defekten Messgeräte, die für die Zulassungsstudie verwendet wurden, seien nicht relevant. „Die Zulassungsbehörden haben bestätigt, dass das nichts an der Bewertung ändert“, sagte Weinand dem „Tagesspiegel“.



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