Schließung

„Ein harter Schlag“ – Vermieter kündigt nach Tod des Apothekers

Berlin - 18.11.2016, 17:30 Uhr

Vor verschlossenen Türen stehen die Kunden der Diana-Apotheke in Berlin-Moabit. Das Haus soll abgerissen werden. (Foto: picture alliance/JOKER)

Vor verschlossenen Türen stehen die Kunden der Diana-Apotheke in Berlin-Moabit. Das Haus soll abgerissen werden. (Foto: picture alliance/JOKER)


Seit 1884 gab es in Berlin-Moabit die Diana-Apotheke. Ende September beendete aber der Vermieter die Tradition, als er nach dem Tod des Apothekers plötzlich den Mietvertrag kündigte. Unterdessen muss die Erbin Stella Berg auch noch um den Namen der Apotheke kämpfen.

132 Jahre lang gab es im Berliner  Stadtteil Moabit an der Turmstraße die Diana-Apotheke. Seit Ende September hat diese Tradition nun aber ein Ende gefunden – unfreiwillig. „Vier Wochen nach dem Tod meines Vaters im vergangenen Jahr schickte uns der Vermieter plötzlich die Kündigung. Mit einer nur sechsmonatigen Kündigungsfrist“, sagt die 22 Jahre alte Stella Berg, Erbin der vier Diana-Apotheken ihres Vaters und selber noch mitten im Pharmazie-Studium.

„Ich hatte gehofft, dass man das noch irgendwie abwenden könnte“, sagt Berg. Doch am 30. September musste die Diana-Apotheke in Moabit ihre Pforten schließen. „Der Vermieter hat da leider das Recht auf seiner Seite.“ Im Mietvertrag war ein Sonderkündigungsrecht für den Todesfall vereinbart. Es habe wohl schon länger Pläne gegeben, das Haus, in dem die bisherige Hauptapotheke der Familie beheimatet war, abzureißen, sagt Berg. Ihr Vater hatte aber einen Vertrag bis 2021 aushandeln können, sodass man nicht mit diesem Schritt des Vermieters gerechnet hatte.

Apotheke war das Lebenswerk ihres Vaters

„Das war ein harter Schlag für uns“, sagt die Pharmaziestudentin. Die Offizin sei seit der Übernahme im Jahr 2000 das Lebenswerk ihres Vaters gewesen und als Hauptapotheke auch die stärkste der vier Diana-Apotheken. „Nun müssen wir erstmal sehen, alles andere wieder zu stabilisieren“, sagt Berg. Zwei Anwälte hatte sie eingeschaltet, um die Schließung in Moabit zu verhindern, doch vergebens. Sogar eine Mieterhöhung hatte sie von sich aus angeboten, die der Vermieter jedoch ausschlug.

Noch dreieinhalb Jahre dauert das Studium der 22-Jährigen, bevor sie als Apothekerin selber die Geschäfte in die Hand nehmen kann. Solange haben die übrigen drei Offizinen in den Stadtteilen Wedding, Steglitz und Oranienburg in der Bundeshauptstadt Geschäftsführer. Eigentlich hatte Berg dann nach Abschluss des Studiums die Apotheke in Moabit übernehmen wollen. „Ich würde dann aber auch gerne in Zukunft wieder eine Apotheke in dem Stadtteil aufmachen“, erklärt sie. Das sei aber noch Zukunftsmusik. Bevor wieder eine Diana-Apotheke der Familie Berg in Moabit eröffne, wolle sie erst ihr Studium abschließen.

Nun gibt es Streit um den Namen in Moabit

Viele der langjährigen Mitarbeiter von den insgesamt 20 Beschäftigten an der Turmstraße seien in den übrigen drei Filialen untergekommen. „Aber leider nicht alle“, bedauert Berg.

Unterdessen sah sich Stella Berg erneut gezwungen, einen Anwalt einzuschalten. Diesmal ging es um den Namen Diana-Apotheke, den kurz nach Schließung der Offizin an der Turmstraße plötzlich ein anderer Apotheker benutzte. „Mitarbeiter haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass plötzlich eine Apotheke in der Nähe der ehemaligen Diana-Apotheke mit unserer alten 20-Prozent-Rabattaktion warb und ein Schild angebracht hat ‚Neue Diana-Apotheke‘“, sagt Berg.

Das habe sie nicht so stehen lassen können und nun den Anwalt eingeschaltet, sagt sie. In der Apotheke seien zwar wohl einige ehemalige Mitarbeiter eingestellt worden, was sie freue und klar sei auch, dass mit der Aktion vor allem die ehemaligen Kunden angesprochen werden sollten. „Aber das geht so nicht“, sagt Berg. Ob die Beschwerde Erfolg hat und der Name „Diana-Apotheke“ geschützt werden könne, könne man noch nicht sagen.

Namensrechte nicht geschützt

Namensrechte habe ihr Vater wohl nicht schützen lassen. „Das war nie nötig“, sagt Berg und fürchtet, nun auch den Namen in Moabit verlieren zu können, den sie in der Zukunft wohl gerne wiederverwendet hätte. „Ich finde es traurig, dass das alles nun auch noch so ausgenutzt wird und ich am Ende dann auch wieder kein Recht bekomme“, sagt sie. Zu allem, was bereits passiert sei, müsse man sich nun auch noch mit sowas beschäftigen. Vorerst hat die andere Apotheke an der Ecke Turm- und Ottostraße den Schriftzug geändert. „Neue Apotheke“ ist dort derzeit nur zu lesen.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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