Apothekerkammer Niedersachsen

„Lauterbach ist an dieser Stelle feige“

Hannover - 16.11.2016, 13:45 Uhr

Magdalene Linz motiviert die Apotheker in Niedersachsen, ihre politische Arbeit nach dem EuGH-Urteil fortzusetzen. (Foto: Schelbert)

Magdalene Linz motiviert die Apotheker in Niedersachsen, ihre politische Arbeit nach dem EuGH-Urteil fortzusetzen. (Foto: Schelbert)


Erhebliche Unterschiede zwischen Landes- und Bundespolitikern

In der Debatte um das Rx-Versandhandelsverbot stellte die niedersächsische Kammerpräsidentin zudem eine erhebliche Differenz zwischen der Meinung von Bundes- und Landespolitikern fest. Sie finde es „erstaunlich“, dass sich einige Bundespolitiker „anmaßen zu beurteilen, wie die Versorgung bei uns in den Ländern aussieht.“ Bestes Beispiel dafür seien neben Niedersachsen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Linz wies darauf hin, dass sich die Grünen Gesundheitsminister dieser beiden Länder für die Bundesratsinitiative aus Bayern stark machen. Zur Erinnerung: Bayern hatte in der vergangenen Woche einen Antrag in den Bundesrat eingebracht, der das Verbot des Rx-Versandhandels vorsieht.

Linz zeigte sich auch „erschreckt“ über die Qualität vieler Medienberichte nach dem EuGH-Urteil. Insbesondere viele Berichte vom gesundheitspolitischen Korrespondenten der FAZ, Andreas Mihm, hätten sie nachdenklich gestimmt. Mihm sei ein „in Wolle gefärbter Marktliberaler“, der seinem Freund Lauterbach immer wieder die Möglichkeit biete, eine Plattform zu haben. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) war unter anderem von der FAZ heftig für seine Unterstützung des Rx-Versandhandelsverbotes kritisiert worden. Linz sagte, dass sie Gröhe eine Reihe regionaler Zeitungsartikel aus Niedersachsen geschickt habe, die allesamt betonen, wie wichtig die Leistungen der Apotheke vor Ort seien.

Kritik an ABDA-PR

Ihre Kammermitglieder motivierte Linz, mit ihrer „politischen“ Arbeit genau so weiterzumachen. Die Apotheker sollten weiterhin persönlichen Kontakt zu ihren Bundes- und Landtagsabgeordneten aufnehmen, um die Bedeutung der Apotheke vor Ort für die Versorgung in einem Flächenland zu verdeutlichen. Dabei empfahl sie den Pharmazeuten, nicht immer von einem „Versandverbot“ zu sprechen, da dieses Wort sehr unpopulär sei. Es gehe schließlich darum, nur einen sehr kleinen Teil des Versandhandels zu verbieten. Sie selbst weise auch immer darauf hin, dass es das Richtige sei, „erst einmal ein Rx-Versandverbot zu wagen“. Und weiter:  „Wichtig für die Apotheke vor Ort wäre es, die Wettbewerbsverzerrung schnell aufzulösen, auch wenn das Versandhandelsverbot nicht bis ins letzte Detail juristisch sicher ist.“

Eine der jüngsten PR-Maßnahmen der ABDA kritisierte die Kammerpräsidentin allerdings. Die ABDA hatte kürzlich Postkarten an Bundestagsabgeordnete geschickt, auf denen politische Botschaften aufgedruckt waren. Die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche hatte sich über die Aktion beschwert und die Karte auf Twitter als „Panikmache“ bezeichnet. Auch Linz kritisierte die Karten-Aktion: „Ich finde persönliche Briefe und Kontakte besser. Nicht alles was von der ABDA-Öffentlichkeit kommt, muss ich gut heißen. In diesem Fall spreche ich mich sogar entschieden gegen das Vorgehen der ABDA aus.“ 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

EuGH-Urteil

von Hans-Ulrich Thielmann am 27.11.2016 um 13:14 Uhr

Solange Lauterbach auf einen Rabatt abstellt, der den Patienten zukommen soll, muss einen zukünftig nicht wundern, wenn Patienten irgendwann feststellen, dass sie sich am besten mehr Arzneimittel, als notwendig verordnen lassen (dies ist bekanntermaßen bei einigen Ärzten nicht besonders schwierig). Die Rabatte könnten Sie einstreichen und die nicht benötigten Arzneimittel entsorgen, oder im schlimmsten Fall noch verkaufen. Das wäre dann auch sozusagen eine win-win Situation - fragt sich nur zu wessen Lasten.

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Frau Linz

von Heiko Barz am 19.11.2016 um 10:41 Uhr

Sehr geehrte Frau Kammerpräsidentin,
solange wir nicht begreifen wollen, dass es hier sicher nicht um die "Apothekerei" im Besonderen geht, sondern nur Positionssicherung im Kampf um die begehrten und gut dotierten Bundestagssessel, werden wir noch einige dieser unfassbaren Medienauftritte erleben.
Für die Presse ist jede negative Darstellung über deutsche Apotheken eine neidfördernde Schlagzeile wert. Alle, auch noch so überzeugende Argumente, sind den effektheischenden Schreibern der überaus linkslastigen Organe völlig egal.
Wir haben leider keine wirklich gewichtigen Werkzeuge, um - wie bei der Ärzteschaft - Aufmerksamkeit zu erzeugen. Briefe an die Abgeordneten, Plaktataktionen, Kundenaufklärung und so weiter sind kleinste Wellen die wir aufwerfen können gegenüber den Brandungsbrechern der sogenannten politische Elite.
Es wäre schön, einmal eine Aufstellung zu bringen, in der ehemals gesundheitspolitische Verantwortliche nach Ausstieg aus der Politik von der Lobby einst politisch Bekämpfter für gut dotierte Lobby - Vorstandsposten abgeworben wurden.
Habe ich das nicht gerade von Bahr gelesen?

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Lauterbach

von Alexander Zeitler am 16.11.2016 um 18:42 Uhr

Da fällt mir spontan ein: Da redet einer wie der Blinde von der Farbe. Denke, mehr muss man zu diesem Mann nicht mehr sagen. solche dinge verbreitet er ja auch in diversen Talkshows. Und nie bekommt er kontra, weil nie jemand dabei ist, der wirklich weiss, worum es geht.

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