Cochrane-Review

Was hilft zur Tabak-Entwöhnung?

Stuttgart - 14.11.2016, 13:10 Uhr

Wie gut helfen Nikotinpflaster – oder anderer Tabak-Ersatz? (Foto: meryll / Fotolia)

Wie gut helfen Nikotinpflaster – oder anderer Tabak-Ersatz? (Foto: meryll / Fotolia)


Die negativen Gesundheitsauswirkungen des Rauchens sind offensichtlich. Ein Cochrane-Gutachten hat jetzt untersucht, welche Methoden Patienten bei der Verringerung des Tabakkonsums helfen können. Einige Ersatztherapien waren mit einer erheblich größeren Chance verbunden, mit dem Rauchen aufzuhören.

Die krankmachende und lebensverkürzende Wirkung von Rauchen ist hinlänglich bekannt. Die beste Maßnahme, um die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens zu minimieren, ist das Aufhören. Menschen, die aufhören zu rauchen, reduzieren ihr Risiko, rauchbedingte Krankheiten zu entwickeln. Doch nicht für alle Betroffenen ist dies eine Option. Könnte nicht vielleicht auch eine Reduktion des Zigarettenkonsums oder der Umstieg auf beispielsweise rauchlose Tabakprodukte wie Kautabak oder Lightprodukte helfen, die Gefahren des Rauchens abzumildern?

Eine mit dieser Strategie verbundene Hoffnung ist außerdem, dass sie Rauchern auf lange Sicht helfen können, aufzuhören. Doch könnte sich auch erweisen, dass sie der Gesundheit gar nicht nutzen, aber Raucher sich in vermeintlicher Sicherheit wiegen und damit deren Motivation verringern, abstinent zu werden. Daher ist es wichtig, den tatsächlichen Nutzen solcher Ansätze für Raucherinnen und Raucher, die nicht aufhören wollen oder können, zu prüfen. Dies tut ein aktueller Cochrane Review, der 24 Studien aus dem „Cochrane Tobacco Addiction Group Trials Register“ ausgewertet hat. Die Autoren wollten aufschlüsseln, inwiefern verschiedene Ansätze die Gesundheit von Rauchern nachweislich verbessern konnten und diese ihren Tabakkonsum reduzierten oder ganz damit aufhörten.

Viele Studien testeten Alternativen

Die Autoren fanden über Stichworte wie „harm reduction“, „smoking reduction“ und „cigarette reduction“ 20 randomisierte, kontrollierte Studien, die Ansätze testeten, die die Anzahl der gerauchten Zigaretten reduzieren sollten. Manche empfahlen Rauchern nur, weniger zu rauchen, doch die meisten boten ein Produkt an, um das Ziel zu erreichen: Nikotinersatztherapie (Zuführen von Nikotin mittels Pflaster, Kaugummi oder Lutschpastillen, Inhalator oder Spray), Varenicline (ein partieller Nikotinrezeptorantagonist), Bupropion (ein Antidepressivum), elektronische Zigaretten oder Snus (eine Form von rauchlosem Tabak, oraler Tabak). Vier weitere randomisierte, kontrollierte Studien beschäftigten sich mit dem Effekt von Zigaretten, die das Risiko des Rauchens reduzieren sollen: Produkte mit weniger Teer, Carbon oder Nikotin.

Die Mehrzahl der Studien arbeitete mit Nikotinersatztherapien. Keine der Studien testete direkt, ob die Strategien zur „harm reduction“ – der Verringerung der negativen Auswirkungen des Tabakkonsums – wirklich die gesundheitlichen Folgen durch das Rauchen reduzierten. Alle Studien schlossen Raucher ein, die nicht vorhatten, in Kürze das Rauchen aufzugeben.
Um zu bewerten, inwieweit die jeweilige Intervention es schaffte, den gesundheitlichen Schaden durch Tabakgebrauch zu reduzieren, wurden folgende Fragen untersucht: Hatten Interventionen, die die Gesundheitsfolgen reduzieren sollten, einen Langzeiteffekt auf die Gesundheit?  Führten sie zu einer Reduktion der gerauchten Zigaretten? Hatten sie einen Effekt auf Rauchabstinenz? Hatten sie einen Effekt auf Biomarker, die mit Tabakexposition oder Schaden durch Tabakkonsum zusammenhängen?   

Einige Ersatztherapien halfen den Patienten

Acht Studien fanden im Vergleich mit Placebos, dass Nikotinersatztherapien mit beispielsweise Nikotinpflastern, Nikotinkaugummis oder Nikotininhalatoren die Wahrscheinlichkeit verdoppelten, dass die Probanden nur noch halb so viele Zigaretten pro Tag rauchten. Ebenso verdoppelte sich dadurch nahezu die Wahrscheinlichkeit, dass die Probanden das Rauchen ganz aufgaben.

Jeweils eine Studie testete Buproprion, Varenicline, E-Zigaretten und Snus, unter dem Gesichtspunkt, die Gefahren des Rauchens zu reduzieren. Es gab keinen Beweis dafür, dass eine der Behandlungen Rauchern half, die Anzahl der gerauchten Zigaretten pro Tag zu reduzieren. 
Vier Studien mit Zigaretten, die weniger Teer, Carbon oder Nikotin enthielten, und ein elektronisch-beheiztes Rauchsystem zeigten eine etwas verminderte Giftstoffexposition. Doch ist unklar, ob dies das Risiko eines Gesundheitsschadens verändert. Nur eine der Studien, die risikoärmere Zigaretten testete, maß die Anzahl der Probanden, die dadurch aufhörten zu rauchen. Es zeigte sich, dass Raucher nicht eher aufhörten, wenn sie nikotinärmere Zigaretten anstatt ihrer normalen Marke rauchten.

Datenlage noch ungenügend

Das Review fand nicht eine Untersuchung, die über den Langzeiteffekt der Behandlungen berichtete, und so bleibt es nach Einschätzung der Cochrane-Forscher unsicher, wie hoch der gesundheitliche Nutzen von weniger rauchen oder rauchen von teils nur vermeintlich weniger schädlichen Produkten ist.

Die Tabakindustrie finanzierte drei der Studien mit Zigaretten, die ein geringeres Risiko haben sollen. Keine der Studien maß die Langzeiteffekte auf die Gesundheit der Nutzer. Cochrane bewertete die Evidenz der Aussage, wie viele Raucher aufhörten zu rauchen, als gering oder sehr gering, hauptsächlich, weil die Ergebnisse auf einer kleinen Anzahl von Studien beruhen. Es brauche mehr Studien, um Methoden zu finden, die die Gesundheitsgefahr des Rauchens reduzieren. Diese müssten die Gesundheit der Nutzer über einen langen Zeitraum messen.



Jasmin Andresh, freie Journalistin
redaktion@daz.online


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