Glücklicher mit Trump?

Pharmabranche reagiert positiv auf US-Wahl

Stuttgart - 11.11.2016, 09:00 Uhr

Die Kurse stiegen nach der Wahl des zukünftigen Präsidenten Donald Trump – hier bei einem ersten Gespräch mit seinem Vorgänger Barack Obama im Weißen Haus. (Foto: dpa / picture alliance)

Die Kurse stiegen nach der Wahl des zukünftigen Präsidenten Donald Trump – hier bei einem ersten Gespräch mit seinem Vorgänger Barack Obama im Weißen Haus. (Foto: dpa / picture alliance)


Auch wenn der zukünftige US-Präsident Donald Trump Obamas Krankenversicherungsreform aufheben will, reagieren Pharmafirmen erleichtert auf die Wahl. Mit Hillary Clinton wären die Arzneimittelpreise stärker unter Druck gekommen – und auch eine andere Abstimmung ging zu ihren Gunsten aus.

Wie sieht Amerika unter dem zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump aus? Aufgrund des polarisierenden und emotionalen Wahlkampfs sowie widersprüchlicher Positionierungen des Geschäftsmanns war wohl selten so unklar, in welche Richtung sich das Land entwickeln wird. Doch anders als teilweise befürchtet, brachen die Aktienkurse nur kurzfristig ein – und legten an den beiden ersten Tagen nach der Entscheidung hingegen zu. Zu den Gewinnern zählt nicht nur die Rüstungs- und Bauindustrie, sondern auch die Pharmabranche.

Zwar hat Trump im Wahlkampf hohe Arzneimittelpreise angeprangert und Pläne vorgestellt, über Importe für günstigere Medikamente zu sorgen. „Indem Verbrauchern Zugang zu importierten, sicheren und zuverlässigen Arzneimitteln aus Übersee erlaubt wird, erhalten sie mehr Optionen“, heißt es in der Erklärung von Anfang März. Auch hatte Trump sich für mehr Preistransparenz ausgesprochen. „Personen sollten in die Lage versetzt werden, die besten Preise für Therapieverfahren, Untersuchungen, oder jedwede andere medizinische Prozedur zu finden.“ Der Republikaner sprach sich außerdem dafür aus, Verhütungsmittel aus der Verschreibungspflicht zu entlassen.

Clintons Pläne waren gefürchtet

Hingegen arbeitete seine Konkurrentin Hillary Clinton an strengen Maßnahmen zur Verringerung der Arzneimittelpreise, die von Pharmafirmen gefürchtet wurden. So übertrifft die Erleichterung nun offenbar auch die Sorge vor einem anderen Plan des Republikaners: Zukünftig könnten Millionen US-Bürger ihre Krankenversicherung verlieren. Denn Trump will nach seinem Regierungsantritt im Januar möglichst schnell die Gesundheitsreformen des bisherigen Präsidenten Barack Obama rückgängig machen. Das „Obamacare“ genannte Gesetzespaket sollte jeden US-Bürger zu einer Krankenversicherung verhelfen, was von den Republikanern abgelehnt wurde. Dafür wurde Trump nun von rund 500 Ärzten in einem offenen Brief als „Gefahr für die Gesundheit“ bezeichnet

Insgesamt erhielt Trump erhebliche Unterstützung aus Pharmakreisen. Firmen dürfen zwar keine Wahlspenden tätigen, doch viele so genannte Spendenausschüsse – in denen Mitarbeiter organisiert sind – förderten überwiegend die Republikaner. So war es auch für amerikanische Niederlassungen von deutschen Firmen wie Bayer oder BASF der Fall.

Aktienkurse legten deutlich zu – auch wegen einer Entscheidung in Kalifornien

Nach der Wahl Trumps legten die Aktien des Pharmakonzerns Bayer vorübergehend mehr als drei Prozent zu. Auch die Kurse von Fresenius oder Merck legten ähnlich stark zu. „Wir sehen nach der Präsidentenwahl derzeit keine relevanten Veränderungen für unser Geschäft in und mit Nordamerika“, erklärte ein Sprecher von Merck gegenüber der „Welt“. „Wir gehen davon aus, dass die USA weiterhin ein fairer, offener und verlässlicher Handelspartner für uns sein werden.“ Auch Fresenius sieht keine großen Veränderungen. Ratingagenturen und Analysten erwarten laut der Zeitung auch, dass Pharmafirmen von geplanten Steuererleichterungen Trumps profitieren können.

Die Pharmaindustrie hat auch einen zweiten großen Erfolg zu verbuchen, der neben der Wahl Trumps kaum Beachtung fand: In Kalifornien wurde mit 54 Prozent Gegenstimmen nur knapp eine unter dem Namen „Prop 61“ bekannte Initiative abgelehnt, die in dem Bundesstaat mit seinen rund 39 Millionen Einwohnern erhebliche Veränderungen mit sich gebracht hätte: Staatliche Krankenversicherungsprogramme hätten den gleichen – niedrigeren – Preis zahlen sollen, den das US-Veteranenministerium für Leistungen an Veteranen, deren Familien und Hinterbliebene übernimmt. Hier musste die Pharmaindustrie mit Milliardenverlusten rechnen, so dass sie rund 125 Millionen US-Dollar in Werbekampagnen gegen diese Pläne investiert hat.

Hat Obamas Forschungsförderung noch eine Chance?

Völlig offen ist die Zukunft des großen Gesetzespakets „21st Century Cures Act“, das einerseits Obamas „Moonshot against Cancer“ umfasst, mit dem die Krebsforschung stark vorangetrieben werden sollte – wie auch eine groß angelegte Initiative zur Präzisionsmedizin. Außerdem enthält das Gesetz stark umstrittene Pläne zur Beschleunigung von Arzneimittelstudien und Ansätze zur Verringerung von Arzneimittelpreisen. Ohne dass letztere auch tatsächlich kommen, wollen demokratische Abgeordnete des Repräsentantenhauses das Gesetz jedoch nicht mittragen, so dass es möglicherweise in Obamas Amtszeit nicht mehr verabschiedet wird. Und ob die Regierung Trumps sich den Plänen seines Vorgängers annimmt, dürfte fraglich sein. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Wie reagiert Pharma auf Trump?

Das große Abwarten

Keine Furcht mehr vor Deckelung der Arzneipreise

Trump beflügelt Börse

Clinton schwächelt, Trump geht zu Dr. Oz

Fit wie ein Golfprofi?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.