Studie aus Österreich

Deutschland ist Hochpreisland

Berlin - 31.10.2016, 14:55 Uhr

Ganz schön teuer: Einer neuen Studie aus Österreich zufolge gibt es EU-weit in Deutschland die höchsten Arzneimittelpreise. (Foto: pogonici/Fotolia)

Ganz schön teuer: Einer neuen Studie aus Österreich zufolge gibt es EU-weit in Deutschland die höchsten Arzneimittelpreise. (Foto: pogonici/Fotolia)


Die Gesundheit Österreich GmbH hat eine Vergleichsanalyse der Preise von 60 kostenintensiven Arzneimitteln in allen 28 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Die Ergebnisse liefern einen interessanten Einblick in das Preisgefüge im Binnenmarkt. Eine wichtige Frage lässt aber auch diese Studie offen: Bei der Analyse wurden nur Listenpreise berücksichtigt.

Im Auftrag des österreichischen Gesundheitsministeriums hat die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) die Preise von 60 kostenintensiven Arzneimitteln in allen 28 EU-Mitgliedstaaten inklusive Wirkstoffen mit gesundheitspolitischer/volkswirtschaftlicher Relevanz (zum Beispiel Antidiabetika, Antirheumatika) in Augenschein genommen. Die Preise wurden per Stand Juli 2015 erhoben und auf Stückpreisebene verglichen. Die Autoren weisen darauf hin, dass in die Analyse ausschließlich offizielle Listenpreise ohne etwaige Rabatte eingeflossen sind. Die Preise seien daher in der Realität niedriger. Außerdem bezieht sich der Preisvergleich nur auf Originalpräparate der ausgewählten Arzneimittel, auch wenn Daten für Parallelimporte oder Generika verfügbar waren. Damit sollten Verzerrungen mit Preisdaten von günstigeren Vergleichsprodukten ausgeschlossen werden.

Was wurde verglichen?

Für alle 60 ausgewählten Originalpräparate wurden die Herstellerabgabepreise (HAP) untersucht und für die 45 Präparate im niedergelassenen Sektor darüber hinaus die weiteren Preisstufen, die die Abgeltung für Distributionsakteure und Steuern berücksichtigen. Konkret sind dies der Apothekeneinkaufspreis (AEP) sowie der Apothekenverkaufspreis (AVP) netto und brutto (also exklusive und inklusive Umsatzsteuer). Eine alternative Analyse erstreckte sich auf Originalpräparate, zu denen keine generischen Mitbewerber am Markt waren (46 Arzneimittel).

Deutschland hat auf HAP-Ebene viele Höchstpreiser

Nach den Ergebnissen der Auswertung zählen Deutschland, Irland, Dänemark und Schweden zu den Ländern mit vergleichsweise hohen Herstellerabgabepreisen. Deutschland führt die Liste mit dem größten Anteil (43 Prozent) an höchstpreisigen Präparaten an, gefolgt von Großbritannien (13 Prozent) und Dänemark (10 Prozent). Außerdem liegen die Preise von fast 90 Prozent der einbezogenen 60 Arzneimittel über dem Median und zu rund 80 Prozent im vierten Quartil (oberste 25 Prozent aller Preisdaten). Österreich reiht sich im oberen Mittelfeld ein. Tiefpreis-Länder sind Bulgarien, Griechenland und Zypern. Der Unterschied zwischen dem Preis im Höchstpreis- und jenem im Tiefstpreis-Land variiert zwischen 18,7 (Sofosbuvir) und 922,1 Prozent (Pantoprazol). Der Preis des Protonenpumpeninhibitors ist im Höchstpreis-Land zehnmal so hoch wie im Tiefstpreis-Land.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Herstellerabgabepreise...

von Rolf Lachenmaier am 31.10.2016 um 17:56 Uhr

... wurden verglichen?! Und KEIN Bezug zu den Rabattverträgen. Was hat denn das bitteschön mit "Wissenschaft" zu tun? Ich will da ja nichts böses unterstellen, aber rein methodisch ist das schon kompletter Blö...

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Äpfel und Birnen

von Dr. Thomas Müller-Bohn am 31.10.2016 um 17:21 Uhr

In Deutschland ist die Generikaquote bekanntermaßen besonders hoch. In einem solchen Land kann das Preisniveau nicht an Originalpräparaten gemessen werden, weil diese nicht die tatsächliche Versorgung darstellen. Das formale Argument, gleiche Produkte in verschiedenen Ländern vergleichen zu wollen, verstellt den Blick auf die Versorgungsrealität. Das Ergebnis entspricht dem sprichwörtlichen Vergleich von Äpfeln und Birnen. Leider wird dieser unsinnige Ansatz seit Jahrzehnten immer wieder benutzt und deutsche Apotheken und Hersteller erscheinen darum immer wieder als angeblich teuer.

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Für jeden,

von Christiane Patzelt am 31.10.2016 um 16:01 Uhr

der gleich wieder die Schuld bei den Apothekern sucht...wir haben uns dieses Preis-Geschäfts-jeder-braucht-einen-Referenz-Markt-Gedönsel nicht ausgedacht.
Und nichts gegen diese Studie, ich mag sie trotz alledem anzweifeln...genauso wie das Timing der DAZonline, das genau jetzt zu posten...
Bitte, heute fehlt mir nur noch ein Glaeske-Interview, wie unterirdisch ALLE Apotheken in D beraten...
Darf ich schon Glühwein vor 17:00Uhr? Ich hab ja heute Feiertag....nur nach feiern is mir nicht, mir ist eher zum heulen..

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