Beratungs-Quickie

Aktiv gegen Hyperaktivität mit Medikinet

München / Stuttgart - 20.10.2016, 17:45 Uhr

Unendlicher Antrieb und das Unvermögen still zu sitzen: ADHS. (Foto: Sergey Nivens / Fotolia)

Unendlicher Antrieb und das Unvermögen still zu sitzen: ADHS. (Foto: Sergey Nivens / Fotolia)


Beratungs-Basics

Das Betäubungsmittel Medikinet® enthält das indirekt wirkende Sympathomimetikum Methylphenidat. Der Wirkstoff besitzt zentral stimulierende Effekte, die sich unter anderem in der Steigerung von Konzentrationsfähigkeit, Leistungs- und Entscheidungsbereitschaft zeigen. Das Arzneimittel wird zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren eingesetzt, wenn sich andere therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben. Das Arzneimittel ist nicht für die Behandlung von Erwachsenen zugelassen.

Die empfohlene Initialdosis beträgt ein- bis zweimal täglich fünf Milligramm, zum Beispiel zum Frühstück und Mittagessen. Falls erforderlich kann die Tagesdosis wöchentlich in Schritten von fünf bis zehn Milligramm erhöht werden, auf maximal 60 mg pro Tag (in Abhängigkeit vom Körpergewicht). Die individuelle Erhaltungsdosis wird in der Regel auf zwei bis drei Tagesdosen aufgeteilt oder gegebenenfalls als retardierte Darreichungsform in einer einzelnen Tagesdosis verabreicht. Die Wirkung tritt nach circa 20 Minuten ein und erreicht nach einer Stunde ihr Maximum. Sie dauert circa drei bis vier Stunden an. Die letzte Tablette sollte möglichst vor 16 Uhr (nicht später als vier Stunden vor der Schlafenszeit) gegeben werden, um Einschlafstörungen zu vermeiden. Tritt jedoch eine „Rebound“-Hyperaktivität bei Nachlassen der Wirkung auf, ist eine (niedrige) Dosis am späten Nachmittag oder Abend erforderlich.

Die Tabletten sind mit Flüssigkeit zu oder direkt nach den Mahlzeiten einzunehmen. Eine mögliche Auswirkung von Nahrungsmitteln auf die Resorption von Methylphenidat ist nicht untersucht und daher nicht auszuschließen. Aus diesem Grund sind die Tabletten immer in der gleichen Weise in Bezug auf die Mahlzeiten einzunehmen.

Die Behandlung wird in der Regel während oder nach der Pubertät abgesetzt. Die Notwendigkeit der langfristigen Therapie muss jedoch regelmäßig in behandlungsfreien Zeitabschnitten überprüft werden. Es wird empfohlen, das Arzneimittel bei Besserung mindestens einmal im Jahr abzusetzen, um das Befinden und das Verhalten des Kindes ohne medikamentöse Behandlung zu beurteilen. Das sollte vorzugsweise während der Schulferien erfolgen.

Als Nebenwirkungen treten unter der Behandlung sehr häufig Kopfschmerzen, Appetitverlust und Nervosität auf. Häufig kommt es zu Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Arthralgien, Fieber und allergischen Hautreaktionen. Die meisten Nebenwirkungen treten vor allem zu Beginn der Therapie auf oder lassen sich durch eine geeignete Dosisanpassung und/oder Änderung des Einnahmezeitpunktes beherrschen. Außerdem sind Puls- und Blutdruckerhöhung und bei Langzeitanwendung Wachstumsverzögerungen (Gewicht und Längenwachstum) bei Kindern möglich. Auch eine paradoxe Verschlimmerung der Symptome und suizidales Verhalten wurden beobachtet. Der Arzt muss deshalb im Wachstumsalter mindestens alle sechs Monate Körpergröße, Gewicht und Appetit sowie den psychischen und kardiovaskulären Status kontrollieren und dokumentieren.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.