Neue ABDA-Studie

Wie geht es Deutschlands Apotheken?

München - 11.10.2016, 12:10 Uhr

Neue Studie zum Apothekenklima: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, DAV-Chef Fritz Becker, BAK-Chef Andreas Kiefer und ABDA Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz stellten den neuen Apothekenklima-Index vor. (Foto: DAZ.online)

Neue Studie zum Apothekenklima: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, DAV-Chef Fritz Becker, BAK-Chef Andreas Kiefer und ABDA Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz stellten den neuen Apothekenklima-Index vor. (Foto: DAZ.online)


Inhaber kleiner Apotheken sehen Pille danach als Stressfaktor

Trotz der gesteigerten Approbationszahlen befürchten viele Apotheker, dass sie keinen pharmazeutischen Nachwuchs finden. 27 Prozent der Inhaber gaben an, dass sie bei einer Ausschreibung mit keiner Bewerbung rechnen würden. Hier fällt auf, dass insbesondere Apotheken in Kleinstädten sich darüber sorgen, keine Bewerber zu finden (43 Prozent). Was die Nachfolgersuche betrifft, haben die Pharmazeuten weniger Sorgen. Nur 9 Prozent der Inhaber befürchten, dass sich kein Interessent für den eigenen Standort finden wird. Knapp 55 Prozent gehen davon aus, mindestens einen Kaufinteressenten zu finden. Bei Apotheken mit vielen Beschäftigten gab kein einziger Umfrageteilnehmer an, Sorgen bei der Nachfolgersuche zu haben. Hingegen sagten fast 27 Prozent der Inhaber kleinerer Apotheken, dass sie keinen Interessenten finden würden.

Aus wirtschaftlicher Sicht hat sich die Situation der Apotheken laut ABDA in den vergangenen Jahren verbessert. Durch den Nacht- und Notdienstfonds sind die Nettoumsätze von im Schnitt 1,887 Millionen Euro auf 2,1 Millionen Euro angestiegen (2013 bis 2015). Gleichzeitig ist das Betriebsergebnis von 127.000 Euro auf 136.000 Euro angestiegen. Die Apotheker bewerten diese Entwicklungen mit einem interessanten Unterschied. Während 72 Prozent der Inhaber eine unveränderte oder bessere Zukunft für den eigenen Betrieb sieht, gab die Hälfte der Befragten an, dass man für die wirtschaftliche Gesamtentwicklung der Branche „etwas schlechtere“ oder „deutlich schlechtere“ Entwicklungen sehe. ABDA-Präsident Schmidt erklärt sich dieses Phänomen so: „Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass man das große Ganze schlechter sieht als seinen eigenen Betrieb. Vielleicht hat das auch etwas mit German Angst zu tun.“

Bürokratie, Retaxationen, Honorierung sind Stressfaktoren

Das Umfrageinstitut fragte die Apothekeninhaber nach ihren größten Stressfaktoren. Überraschenderweise steht die unzureichende Honorierung dabei nur auf Platz 3. Die meisten Pharmazeuten gaben an, in erster Linie durch den bürokratischen Aufwand in der Apotheke gestört zu sein. An zweiter Stelle kamen die Retaxationen der Krankenkassen. Zu den Motivatoren im Apothekenalltag zählen die Pharmazeuten die Beratung und den persönlichen Kontakt mit dem Kunden, die selbstständige Arbeit und die Zusammenarbeit im Team.

Ein interessantes Ergebnis zeigte die Studie in Sachen „Pille danach“. Rund 62 Prozent der Inhaber gab an, dass die Beratung und Abgabe dieses Arzneimittels ein Motivator sei, weil diese neue Aufgabe ein Kompetenzgewinn für die Apotheker sei. Insbesondere viele Apotheken mit einem geringen Umsatz sehen das aber anders: Knapp 45 Prozent der Inhaber von Apotheken mit einem Umsatz von weniger als 1 Million Euro gab an, dass man die Mehrarbeit durch die Berücksichtigung der Handlungsempfehlungen als Stressfaktor empfinde.

Schmidt erklärte, dass man die wichtigsten Ergebnisse der Studie in einem Leitantrag zusammengefasst habe und der Hauptversammlung der Deutschen Apotheker zur Abstimmung vorlegen werde. Die wichtigsten Aussagen der Studie (Bürokratieabbau, stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Nachwuchsgewinnung, Planungssicherheit) wolle man zudem als die zentralen Forderungen im Bundestagswahlkampf 2017 vorlegen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

german angst ...

von Frank Knecht am 12.10.2016 um 9:34 Uhr

Interessant – Kollegen haben German Angst. Also ich bilde mir ein, doch recht viele selbstständige Kollegen zu kennen, und gar keiner von diesen hat „German Angst“ würde ich mal so diagnostizieren. Aber diese sind, gleichgültig welche Betriebsgröße sie haben, hoch engagiert in ihren Apotheken tätig. Und vielleicht ist es ja genau das, was sie für ihren eigenen Betrieb optimistischer sein lässt als den „Rest“. Sie wissen nämlich sehr genau, dass nur ihr persönliches Engagement die vielleicht besser planbare (erfolgreiche???) Zukunft sichert. Was bedeutet, man ist auch gefangen in seinem Betrieb, eben durch außergewöhnliches Engagement, vielleicht sogar alternativlos?
Ich finde es völlig unangemessen, „gesamtgesellschaftliche Probleme“ herbeizuholen, so sie denn derart existieren mögen, und in Bezug auf diese Studie zu setzen.

Im Übrigen: Man beschwert sich über die Bürokratie als größten Stressfaktor. Das ist sicher richtig, aber welche Institution(en) der Apotheker/innen hat denn das mit Geschick (...) herbei geführt, dass es heute so sein muss? Fairerweise muss man aber auch fragen, warum haben es so viele Kollegen/innen einfach so geschehen lassen?

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Lösung des Problems:

von T. La Roche am 11.10.2016 um 15:45 Uhr

Also die Umfrageergebnisse wären noch viel besser, wenn die kleinen Buden zumachen. Das würde doch viele Probleme lösen, oder? Naja wir würden eben die flächendeckende Versorgung verlieren...ist das wichtig? Es ist der Grundpfeiler unserer selbstständigen Existenz!
Aber wie die Buden da oben betrachtet werden, sollte inzwischen jedem klar sein. Sonst würde man den Bürokratieabbau als erstes angehen.

Im übrigen ..."German Angst" und so weiter: Vielleicht liegt es einfach an der Fragestellung, denn wenn man nach der Einschätzung der Perspektive der eigenen Apotheke gefragt wird, dann klammert man gerne die übergeordneten Entwicklungen aus, insbesondere kommende Einflußnahmen wie die Entscheidung am 19. Oktober.

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Optisch....

von gabriela aures am 11.10.2016 um 14:20 Uhr

...haben sich die Herren ja schon auf die Beerdigung der Apotheke eingestellt.
Oder halten sie sich für die Helden aus "Men in Black" ??

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Also.....

von gabriela aures am 11.10.2016 um 13:50 Uhr

1....den Bürokratieabbau muß die ABDA nicht der großen Politik vorlegen, da kann sie ganz gepflegt erstmal vor der eigenen Türe kehren.Stichwort: entkomplizieren der neuen ApoBetrO.
Da hätte die Politik nämlich überhaupt nix dagegen, das ginge ganz schnell.
Aber daß sie (die ABDABAK) genau das nicht will, hat der unhöfliche Umgang mit den Brandenburger Anträgen beim DAT 2014 überdeutlich gezeigt.
Stattdessen wird lieber noch draufgesattelt.

2.FSens Reaktion auf die schlechte Zukunfts-Stimmung von immerhin 50% der Befragten: "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass man das große Ganze schlechter sieht als seinen eigenen Betrieb. Vielleicht hat das auch etwas mit German Angst zu tun."
Ja Herr Präsident, das liegt an den Erfahrungen der letzten Jahre:
Work for nothing.
Mehr Arbeit ohne mehr Geld ist nämlich weniger Geld.
Aber das ist halt ein Problem der larmoyanten Budenbesitzer.
Sie wollen Präsident bleiben ?
Warum ?
WAS tun SIE für uns ?
3.Warum wird der NNF jetzt zum Umsatz gerechnet ?
Dafür war er niemals gedacht, nicht mal die Politik hat ihn so definiert und jetzt - bäähhm- haut unsere Standesvertretung ihn als "Umsatzsteigerung" raus.
4. "Kleinerer fünfstelliger Betrag" für Fakten, die auf dem Tisch liegen, die bereits SEIT JAHREN ERGEBNISLOS von auch der ABDA an die Politik herangetragen werden. Und dafür haut Ihr jetzt 10.000 € plus x raus ? Jährlich ?
Und bastelt daraus Leitanträge.

Herrschaften, holt die alten Aktenordner aus dem Schrank - die Thematik und v.a.die Problematik ist seit Jahren unverändert, da braucht es keine weiteren jährlichen Befragungen, solange Ihr nicht wesentliche, wirkliche, greif-und erlebbare Erfolge ausgehandelt habt !

Oder war das schon das Gegengutachten zu Siggi ?
Ich faß' es nicht. Das ist nicht mehr "Elfenbeinturm", das ist "Paralleluniversum".

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AW: Werte..

von Christiane Patzelt am 12.10.2016 um 1:17 Uhr

Frau Aures, genauso isses, es ist das ewige " Kollegen, hört auf zu heulen, so schlimm isses doch gar nicht" kann man nicht mehr hören. Herr Friedemann Schmid macht keine 80Stunden/Woche, er weiß ü b e r h a u p t nicht, wovon er da redet! Mit seinem monatlichen Salär würde ich mich auch ganz entspannt zurück lehnen, getreu dem Motto " fresst Kuchen, wenn ihr euch Brot nicht leisten könnt" -- so eine Borniertheit spricht nicht für Kollegialität - sondern für Borniertheit!! Ich brauche diesen Standesvertreter nicht, ich brauche jemanden, der die Sorgen meiner Bude ernst nimmt!!

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