Defekte im September

Lieferengpässe gehen in die Tiefe

Berlin - 10.10.2016, 14:30 Uhr

Leider nicht lieferbar - das gilt für einige Arzneimittel erschreckend dauerhaft. (Foto: weerapat1003 / Fotolia)

Leider nicht lieferbar - das gilt für einige Arzneimittel erschreckend dauerhaft. (Foto: weerapat1003 / Fotolia)


Die Bandbreite wird schmaler – und ist doch noch beachtlich

Abseits dieser Auffälligkeit hat Diefenbach die Defekte wieder nach dem Lehrbuch von Herrn Professor Mutschler et al. („Arzneimittelwirkungen“) sortiert. Hier einige Beispiele:

Antipsychotika: Quetiapin Stärke 25 von Heumann und Aurobindo werden von 20 beziehungsweise 15 Prozent der Apotheken als Dauerdefekt genannt. Eine Nachfrage bei der Firma Aurobindo habe ergeben, dass die Verfügbarkeit erst ab Mitte November 2016 wieder hergestellt sein soll.

Analgetika: Diclofenac: Für Diclo Dispers betapharm wurden 15 Defekt-Fälle gemeldet.

Novaminsulfon: Metamizol Hexal Tabletten 50 Stück wurde von elf Apotheken vermisst. Novaminsulfon Lichtenstein von Zentiva fehlte über alle Darreichungsformen und Packungsgrößen hinweg in 90 Prozent der Apotheken. Auch bei Ratiopharm und 1A Pharma gab es Defekte, sogar das Original Novalgin war für 10 Prozent der Apotheken nicht zu haben.

Betablocker: Metoprolol (Retard-Formen) brachte es auf 54 Meldungen bei 50 Apotheken. Die Firma Hexal steht hier in praktisch jeder Apotheke als nicht lieferfähiger Rabattpartner besonders im Vordergrund. Es fehlte aber auch von Aliud, 1A Pharma, Betapharm, Abz, Heumann, Stada, Ratiopharm und Mylan. „Man kann hier getrost von einem Versorgungsengpass erster Ordnung sprechen, zumal für Tage bis Wochen kein einziges Produkt in keiner Größe für die Retardformen 100 und 200 mg zur Verfügung stand bzw. steht“, sagt Diefenbach.

Bisphosphonate: Alendronsäuretabletten von Bluefish wird von 20 Prozent der Apotheken als Defekt gemeldet.

Lipidsenker: Das Produkt Simvastatin 40 von Basics und Ratiopharm, beides klassische Rabattarzneimittel melden 30 beziehungsweise 20 Prozent der Apotheken defekt.

AT 1-Blocker: Candecor Comp fehlte in 20 Prozent der Apotheken, Valsacor Comp in mehreren Stärken nicht lieferbar in 25 Prozent der Meldungen (Beides TAD).

Antiasthmatika: Hier baut sich zurzeit ein Lieferengpass beim Originalprodukt und Rabattarzneimittel Viani Diskus von GSK auf. Der Hersteller erklärt, dass zu viel Ware ins Ausland verkauft würde.

Antibiotika: Hier gibt es in den unterschiedlichsten Wirkstoffgruppen Engpässe. Penicillin Saft von Hexal, Ratiopharm oder 1A Pharma fehlte insgesamt bei 25 Prozent der Apotheken. Levofloxacin Heumann in 13 von 50 Apotheken, Metronidazol 400 AL in zehn Apotheken.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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Lesen Sie hier die Zusammenfassung

Der Offenbacher Apotheker Hans Rudolf Diefenbach hatte seine Kollegen bundesweit aufgefordert, ihm aktuelle Defektlisten zuzusenden. 50 Listen aus dem September hat er nun ausgewertet. Diefenbachs Fazit: „Die Breite wird schmaler und die Tiefe wird tiefer“. Zwar gibt es im Moment im Gesamtkatalog der Arzneistoffgruppen weniger Positionen. Wenn aber Defekte da sind, dann geht es gleich in Richtung eines Komplettausfalls – siehe Metoprolol und Novaminsulfon.

1 Kommentar

Lierengpässe

von Alexander Zeitler am 10.10.2016 um 23:31 Uhr

Lieber Kollege Dienfenbach, vielen Dank für Ihre Mühe..
Leider verstehe ich das Ganze noch nicht vollumfänglich. Aber reiben Sie das den Delegierten unter die Nase. Wir und die Patienten leiden..... aber warum? Wollen die Hersteller noch die GH Marge kassieren? Forxiga z.b. gibts nur direkt.
usw......Ihnen viel Erfolg, wenn man Sie zu Wort kommen lässt.

>MfG
A. Zeitler

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