Österreich

Ärzte steigen aus Pilotprojekt e-Medikation aus

Berlin - 05.10.2016, 15:45 Uhr

Ohne uns: Österreichs Ärzte protestieren und steigen aus dem Projekt "e-Medikation" aus. (Foto: dpa)

Ohne uns: Österreichs Ärzte protestieren und steigen aus dem Projekt "e-Medikation" aus. (Foto: dpa)


Apotheker würden e-Medikation auch alleine weiterführen

Der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner kontert: „Die Ärzte arbeiten in der EDV-Realität, der sich die EDV-Traumwelt der SVC nicht anpassen kann oder will.“ Das mache die Fortführung des Pilotversuchs sinnlos, weil die E-Medikation noch nicht funktioniere. Linder will deshalb, dass die Ärztesoftware-Hersteller zunächst ihre Hausaufgaben machen. Außerdem will er vorab die Finanzierung der E-Medikation geklärt haben, und zwar durch den Staat. 

Unverantwortlicher Schritt

Rabmer-Koller reagiert empört auf die aktuelle Entwicklung: „Die Ankündigung der Ärztekammer, dass die bereits teilnehmenden Ärzte aus dem laufenden e-Medikations-Projekt in Deutschlandsberg aussteigen, wäre ein unverantwortlicher Schritt in die falsche Richtung. Patienten in ganz Österreich warten auf die e-Medikation.“ Die Vorwürfe, die Basis der e-Medikation funktioniere nicht, wies Rabmer-Koller vehement zurück. Der Probebetrieb e-Medikation in der Steiermark laufe technisch einwandfrei. Für sie liegt der Grund für die plötzliche Blockade einzig und allein in der Frage der Finanzierung.  

Zur Not auch ohne die Ärzte

Die Österreichische Apothekerkammer hat heute in einer Pressemitteilung bekräftigt, dass die Apotheker das Projekt „e-Medikation“ unterstützen und dass eine Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe bei der Umsetzung wünschenswert wäre. Falls dies nicht erfolge, hält die  Apothekerkammer es für möglich, dass die Apotheken die e-Medikation auch alleine durchführen. Patientenanwalt Gerald Bachinger hatte gestern im österreichischen Fernsehen Entsprechendes gefordert. Dies erfordere jedoch neue Rahmenbedingungen und sei mit einem beträchtlichen Mehraufwand für die Apotheken verbunden, der abgegolten werden müsse, teilte die Kammer mit. Die Umsetzung der elektronischen Verordnung ist für die Apotheker von großer Bedeutung, weil sich das Medikationsmanagement direkt daran anschließt. Denn: Erst wenn Apotheken und Ärzte digital vernetzt sind, kann das Medikationsmanagement in Österreich flächendeckend starten.

Damit die Apotheker das Medikationsmanagement künftig aber auch ohne die Ärzte anbieten können, muss sich laut Kammer Folgendes ändern: Erstens müssten die Kunden davon überzeugt werden, dass sie ihre e-Card auch in der Apotheke und niht nur in der Arztpraxis beantragen könnten. Zweitens müsste der Mehraufwand der Apotheker nach dem Ausstieg der Mediziner zusätzlich vergütet werden. Und drittens sollten die Krankenkassen die Pharmazeuten bei diesem Vorhaben unterstützen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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