Ökotest

Reiswaffeln wieder stark mit Arsen belastet

30.09.2016, 16:00 Uhr

Besser keine Reiswaffeln für Säuglinge und  Kleinkinder sagt Ökotest. (Foto: : MAK / Fotolia)

Besser keine Reiswaffeln für Säuglinge und  Kleinkinder sagt Ökotest. (Foto: : MAK / Fotolia)


Reiswaffeln sind ein beliebter Snack, insbesondere für Kinder. Vor einigen Jahren machten sie allerdings Negativschlagzeilen: In dem vermeintlich gesunden Knabberzeug wurde Arsen nachgewiesen – und zwar deutlich mehr als nur Spuren. Haben die Hersteller das Problem mittlerweile in den Griff bekommen? Ökotest hat erneut getestet. 

Zehnmal ungenügend und somit Note sechs – so lautet das vernichtende Testergebnis für Reiswaffeln. Damit ist mehr als die Hälfte der getesteten Produkte durchgefallen. Wie beim ersten Test vor vier Jahren war das Hauptproblem der Arsengehalt. Anorganisches Arsen gilt als krebserregend. Bei drei von 19 Reiswaffel-Produkten (nämlich Continental Bakeries Reiswaffeln Meersalz, Real Quality Reiswaffeln, Dennree Reiswaffeln ungesalzen) lag der Gehalt in den untersuchten Chargen über dem von der EU erlaubten Grenzwert. Diese drei Anbieter waren schon beim ersten Test vor vier Jahren durch stark erhöhte Arsengehalte aufgefallen, jetzt sind die Werte sogar noch höher. Ökotest bezeichnet das als Schlamperei.

Ökotest empfiehlt nur ein Produkt „mit gutem Gewissen"

Es gibt auch Hersteller, die nachgebessert haben. Die Kinder-Reiswaffeln von Hipp schnitten bereits beim letzten Test als Einzige mit „gut“ ab, jetzt wurden sie sogar mit „sehr gut“ bewertet. Dem Hersteller ist es gelungen, den Arsengehalt noch weiter zu senken. Es sind nur noch Spuren nachweisbar. Nur diese Reiswaffeln empfiehlt Ökotest guten Gewissens, heißt es im Testbericht. Acrylamid, das als wahrscheinlich krebserregend gilt und daher zu Punktabzügen führt, fanden die Tester in den Hipp Reiswaffeln gar nicht. Der Acrylamid-Gehalt lässt sich durch eine geringere Temperatur beim Backen reduzieren.

Immerhin vier weitere Produkte bekamen die Note „befriedigend“, nämlich Babydream Bio Mini-Reiswaffeln, Bio Zentrale Reiswaffeln Natur, dm Bio Reiswaffeln gesalzen, Edeka Bio Reiswaffeln mit Meersalz. Im dm-Produkt fanden sich zwar nur Spuren Acrylamid, aber dafür ein stark erhöhter Arsengehalt. In den anderen Dreier-Kandidaten wurde weniger Arsen (erhöht), aber mehr Acrylamid nachgewiesen.

Drei Produkte kamen mit „ausreichend“ gerade so durch: Basic Reiswaffeln mit Meersalz, Gletscherkrone Dünne Reiswaffeln mit Meersalz, Gletscherkrone Dünne Reiswaffeln mit Meersalz. Alle drei erhielten Abzüge für den stark erhöhten Arsengehalt und für Acrylamid.

Alle anderen Reiswaffeln fielen mit „ungenügend“ durch. Neben Arsen und Acrylamid wiesen die Tester zum Teil Cadmium und Mineralöl-Rückstände nach. Eine Übersicht über alle getesteten Reiswaffeln finden Sie hier. 

Nach Ansicht von Ökotest sollten Babys und Kleinkinder gar keine Reiswaffeln essen. Bessere Alternativen zum Knabbern seien Dinkelstangen oder Zwieback, schreiben die Tester. Erwachsene und ältere Kinder können nach Ansicht der Verbraucherschützer gelegentlich zu Reiswaffeln greifen. Sie raten dann aber zu Produkten, die speziell für Babys und Kleinkinder ausgewiesen sind. Denn dann gelten strengere Grenzwerte.

Wie kommt das Arsen in die Reiswaffeln?

Arsen findet sich nicht nur in Reiswaffeln, sondern in allen Reisprodukten. Es kommt in Spuren natürlicherweise in Boden und Wasser vor, in vielen Reisanbaugebieten herrscht aber auch eine erhöhte Arsenbelastung im Boden und auch im Trinkwasser. Es stammt zum Beispiel aus Minen, aus Pestiziden, aus Düngern oder aus Klärschlamm. Das Wasser gelangt auf die Reisfelder, sie werden geflutet. Die Reispflanzen nehmen das Arsen aus dem Erdreich auf. In den Reiskörnern, vor allem in den Randschichten, reichert es sich besonders stark an. Warum Reiswaffeln häufiger noch mehr belastet sind als der Reis selbst, ist noch nicht bis in letzte Detail verstanden. Mit ein Grund ist, dass der Reis zur Herstellung der Waffeln erhitzt wird und dadurch aufpoppt. Dabei geht Flüssigkeit verloren und das Arsen konzentriert sich. 

BfR rät Arsengehalt in Lebensmittel zu minimieren. 

Anorganische Arsenverbindungen sind als krebsauslösend eingestuft. Bei langfristiger Aufnahme können sie schon in vergleichsweise kleinen Mengen zu Hautveränderungen, Gefäß- und Nervenschädigungen führen, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Zudem können organische Arsenverbindungen entwicklungstoxisch wirken und Herzkreislauferkrankungen fördern.

Das BfR hatte die tägliche Aufnahmemenge an anorganischem Arsen für verschieden Altersgruppen ermittelt. Das Fazit lautete: Über Reis und Reisprodukte wird eine relativ große Menge aufgenommen. Da es keine Menge gibt, für die sich mit Sicherheit sagen lässt, dass sie unbedenklich ist, rät das BfR, die Gehalte an anorganischen Arsenverbindungen in Lebensmitteln auf ein unvermeidbares Minimum zu reduzieren.

Hersteller sollen darüber aufklären, dass der Arsengehalt in einigen Reisprodukten höher als in unverarbeiteten Reiskörnern ist, und zudem Möglichkeiten suchen diesen zu minimieren (ALARA-Prinzip). Verbrauchern empfiehlt das BfR, Produkte wie Reiswaffeln oder Reisflocken oder Reisbrei nur in Maßen zu konsumieren. Sie sollen zudem mit Produkten aus anderen Getreidearten abgewechselt werden. 

ALARA-Prinzip

ALARA steht für „As Low As Reasonably Achievable“. Es wird unter anderem beim Strahlenschutz angewandt.

Bei Lebensmitteln besagt es, dass der Gehalt an einem bestimmten Stoff auf so niedrige Werte begrenzt werden soll, wie es vernünftigerweise durch technische oder andere Maßnahmen erreichbar ist. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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