Klinik-Standards

Qualitätsmängel sollen Folgen haben

Stuttgart - 30.09.2016, 10:15 Uhr

Klinikmängel sollen zukünftig stärker geahndet werden. (Foto: sudok1 / Fotolia)

Klinikmängel sollen zukünftig stärker geahndet werden. (Foto: sudok1 / Fotolia)


IQTIG-Leiter will „nicht weiter zuschauen“

Laut KHSG sollen Kliniken mit schlechter Behandlungsqualität künftig schlechter vergütet werden. Bislang ist es jedoch ein Einzelfall, dass Krankenhäusern Konsequenzen drohen, wenn sie schlecht behandeln. Zahlreiche Kliniken weisen laut GKV-Experten Follert seit Jahren Qualitätsmängel auf – ohne jede Konsequenz. Zum Beispiel bei einem Oberschenkelbruch, der hüftgelenknahen Femurfraktur. Werden die meist älteren Patienten nach einem Sturz innerhalb von 24 Stunden behandelt, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Thrombose oder einer Lungenembolie. Dieser Zeitraum verstreicht jedoch in vielen Krankenhäusern, gerade am Wochenende, ohne Behandlung. So tragisch das für den Patienten sein kann, so wenig berührt es das Krankenhaus – obwohl die Mängel öffentlich einsehbar sind.

Das soll sich nun ändern. Man sei „erschrocken“, dass bei Frühgeburten in vielen Kliniken beispielsweise kein Kinderarzt anwesend sei, sagt IQTIG-Leiter Veit. Dabei steigere ein Pädiater vor Ort die Überlebenswahrscheinlichkeit des Frühgeborenen erheblich. „Hier wollen wir nicht weiter zuschauen“, sagt er.

Der Kuschelkurs ist vorbei

In seinem Vortrag auf der Qualitätssicherungskonferenz kündigte er an, dass der Kuschelkurs in der Qualitätssicherung nun vorbei sei. Sein Institut hat dem G-BA, wie im Klinik-Gesetz vorgesehen, nun Vorschläge für sogenannte planungsrelevante Qualitätsindikatoren gemacht. Zur Erklärung: Die Bundesländer sind für die Klinikplanung verantwortlich. Sie bestimmen, wo welche Klinik ihre Pforten öffnen darf. Bislang wurde dabei rein demografisch vorgegangen. Je nach Bevölkerungsdichte und Krankheitslast können Kliniken eröffnet werden oder nicht. In Zukunft soll aber auch die Qualität der Kliniken entscheidend sein. Der G-BA muss nun entscheiden, welche vom IQTiG vorgeschlagenen Qualitätsindikatoren einer Klinik die Zulassung kosten können.

Laut einem Vorbericht des IQTIG sollen anfangs 22 Indikatoren aus den Bereichen Frauenheilkunde und Herzchirurgie Einfluss auf die Zulassung einer Abteilung oder eines ganzen Krankenhauses haben. Da die Indikatoren erst im kommenden Jahr gemessen werden können, können Patienten also frühestens im Jahr 2018 darauf hoffen, dass Krankenhäuser mit schlechter Qualität entsprechend bestraft oder vielleicht sogar geschlossen werden.

Dennoch dürfen Patienten vorsichtig optimistisch sein. Die Zahl der beanstandeten Qualitätsindikatoren ist laut dem aktuellen Qualitätsreport gesunken. Gleichzeitig ist die Zahl der Besprechungen, Begehungen und Zielvereinbarungen gestiegen, mit denen die Länder die Qualität in den Krankenhäusern prüfen. IQTIG-Leiter Veit erklärt das mit einem gestiegenen Bewusstsein für Qualitätssicherung in den Ländern. Und auch das medizinische Personal kann aufatmen. Das Institut hat die Dokumentation ausgemistet und zehn Prozent der Pflichtangaben gestrichen.



Timo Stukenberg, Freier Autor
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.