Gerd Glaeske in ZDF-Sendung

Medikationsplan gehört auch in die Apotheke

Berlin - 16.09.2016, 10:00 Uhr

Professor Glaeske bricht im ZDF eine Lanze für die Apotheker. (Foto: nik / daz)

Professor Glaeske bricht im ZDF eine Lanze für die Apotheker. (Foto: nik / daz)


Dass der Arzneimittel-Experte Professor Gerd Glaeske mit Apothekern einer Meinung ist, passiert nicht oft. In der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ hat sich Glaeske darüber beschwert, dass Pharmazeuten sich nicht am Medikationsplan beteiligen dürfen: „Apotheker wissen viel genauer über Arzneimittel Bescheid als die meisten Ärzte. Beim Medikationsplan fehlen sie aber. Das ist von der Politik nicht gut geregelt.“

Eine ältere Dame kommt mit einer Antibiotikaverordnung in ihre Stammapotheke. Sie hat eine akute Bronchitis. Beim Abgleich mit der Kundenkartei stellt Apothekerin Ina Richling fest, dass sich das verordnete Präparat mit einem anderen Arzneimittel, das die Patientin einnimmt, nicht verträgt. Die Frau leidet unter Vorhofflimmern, Bluthochdruck und Rheuma. „Die Wechselwirkung kann zu Herzrhythmusstörungen führen, die unter Umständen lebensbedrohlich sind“, erklärt die Apothekerin. Eine Erfahrung, die die Patientin in der Vergangenheit schon einmal gemacht hat und die sie auf keinen Fall wiederholen möchte. Im aktuellen Fall ist das Problem schnell gelöst. Ina Richling kontaktiert den Arzt, der das Antibiotikum verordnet hatte. Dieser erkennt den Fehler und ändert die Verordnung. Die Kundendatenbank und die aufmerksame Apothekerin haben die Dame vor Schlimmerem bewahrt. 

Eine Szene, die sich so oder so ähnlich in jeder Apotheke abspielen könnte. Sie war im Rahmen der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ im Rahmen eines Beitrages zum Thema Wechselwirkungen gezeigt worden. Obwohl diesmal alles gut gegangen ist, ist die Patientin verunsichert. Warum Ärzte keine Programme nutzen, die solche Wechselwirkungen bereits bei der Verschreibung erkennen, versteht sie nicht. Ein Hausarzt, der in dem Beitrag ebenfalls zu Wort kommt, sieht das Problem allerdings an ganz anderer Stelle. Kaum ein Arzt erstelle für jeden Patienten einen Medikationsplan. Dafür sei einfach keine Zeit, erklärt er.

Der Medikationsplan kommt am 1. Oktober

Ab 1. Oktober soll das alles anders werden. Jeder Patient, der mehr als drei ärztlich verordnete Arzneimittel einnimmt, hat Anspruch auf einen Medikationsplan – vom Arzt erstellt. Doch die Mediziner sind auf die Mitarbeit der Patienten angewiesen. Neben dem Hausarzt sind multimorbide Patienten nämlich bei einem oder mehreren Fachärzten in Behandlung. Denen müssen sie den vom Hausarzt erstellten Plan aus Papier vorlegen, damit die dort verordneten Mittel ergänzt werden. Bei den OTC-Präparaten muss der Mediziner auf die Ehrlichkeit der Patienten bauen. Denn der Apotheker darf den Plan nur auf Wunsch des Patienten ergänzen. Die Pläne sollen dazu beitragen, dass sich Apotheker, Ärzte und Patienten besser abstimmen. Damit solche Fälle wie der eingangs beschriebene verhindert werden.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Medikationsplan: Gerd Glaeske fordert in ZDF-Sendung Beteiligung der Apotheker

Von der Politik nicht gut geregelt

Nach Testlauf zum Tag der Patientensicherheit

„Der Medikationsplan wird so nicht funktionieren“

POP-Autorinnen begeistern für Medikationsanalyse und -management

Medikationsplan verbessert!

DAT-Diskussionsforum

Erfahrungsbericht von ARMIN

Vermeidbare Risiken für den Patienten verringern

AMTS in der Apotheke – so klappt’s!

Der elektronische Medikationsplan als zweite Chance für mehr Patientensicherheit?

Digital statt Papier

Was die Einführung des bundeseinheitlichen Medikationsplans für die Apotheke bedeutet

Baustelle Medikationsplan

CDU-Politiker Roy Kühne: Beim Medikationsmanagement Leistungen an Apotheken delegieren

Apotheker können mehr

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.