Arzneimittelpreise in den USA

Aktivist macht gegen Pharmaindustrie mobil

Berlin - 09.09.2016, 17:00 Uhr

Preise runter! Der US-Aktivist Michael Weinstein setzt sich dafür ein, dass die staatlichen Versicherungsprogramme in den USA Arzneimittel günstiger erhalten. (Foto:dpa)

Preise runter! Der US-Aktivist Michael Weinstein setzt sich dafür ein, dass die staatlichen Versicherungsprogramme in den USA Arzneimittel günstiger erhalten. (Foto:dpa)


Pharmaindustrie investiert Milliarden, um dagegen zu halten

Kein Wunder, dass auch die Pharmaindustrie gegen Weinstein und dessen jüngste Initiative mobil macht. Tom Norton, ein Berater der Pharmaindustrie, sieht in einem möglichen „Ja“ ein drohendes Preis-Desaster für die US-Arzneimittelhersteller aufziehen. Die Branche sei alarmiert, weil der Fall möglicherweise Zeichen setze. Als Bedrohung sieht die Industrie auch die Bestrebungen, die Preise kontrollieren zu wollen.

Angeführt von Merck und Pfizer hat die Branche rund 87 Millionen Dollar aufgebracht, um ihre „No“-Argumente unters Volk zu bringen. Dabei wissen die Unternehmen auch die California Medical Association und mehrere Patientenorganisationen hinter sich, von denen einige Geld von der Pharmaindustrie erhalten haben sollen. „Proposition 61” ist damit laut Stat die teuerste Einzelkampagne in Kalifornien in den vergangenen Jahren. Nur im Jahr 2005 habe die Pharmaindustrie noch mehr Geld, nämlich 135 Millionen Dollar, in die Runde geworfen, um die Wähler bei der Frage von Preisnachlässen für Arme von ihren Argumenten zu überzeugen.

Geschenk für die Befürworter

Normalerweise sollten so viele Millionen ausreichen, um die Prop-Initiative ins Leere laufen zu lassen. Doch der Erfolg der Pharmaindustrie ist keinesfalls sicher. Denn die Preistreiberei von Martin Shkreli und die aktuellen Diskussionen um die Kosten des Adrenalin-Autoinjektors Epipen spielen den Preiskritikern in die Hände. „Mit ihren Kostensteigerungen in diesem und im vergangenen Jahr hat die Pharmaindustrie der Kampagne ein Geschenk gemacht“, zitiert Statnews den Leiter der Yes-Kampagne, Garry South. Und Adams Dudley, Direktor des Center for Healthcare Value an der Universität von Kalifornien, meint: „Ohne Martin Shkreli und Epipen hätte Prop 61 keine Aussicht auf Erfolg gehabt.“

Die Pharmaindustrie hält mit dem Argument dagegen, dass der Ausgang der Befragung den meisten Einwohnern Kalifornien nichts nutzen werde, da sie Mitglieder anderer Krankenversicherungen seien. Die Preisinitiative gaukele zudem eine Lösung lediglich vor. Darüber hinaus greifen die No-Anhänger Weinstein direkt an und bezweifeln dessen Integrität. In Pressemitteilungen wird die angebliche „Wahrheit über Michael Weinstein“ und dessen Stiftung verkündet. So wird ihm vorgeworfen, dass seine Organisation von einem Yes-Votum profitieren würde. Darüber hinaus weisen die Kritiker darauf hin, dass die Stadt Los Angeles AHF auf Zahlung von fünf Millionen Dollar verklage, die die Stiftung durch zu hohe Einnahmen für medizinische Services eingenommen habe. In jedem Fall wird der 8. November ein spannender Tag – auch für die US-Gesundheitsbranche.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Endlich einer, der es mit der Pharmaindustrie aufnimmt

von Mia888 am 05.10.2018 um 13:35 Uhr

Von solchen Menschen sollte es mehr geben. Respekt für seine Arbeit als Aktivist. Das sind Menschen, die etwas bewegen. Klar, dass man ihn hier als Tyrannen und dergleichen bezeichnet, kann mir denken woher das kommt. Weiter so!

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