Epipen in den USA

Lebenswichtiges Arzneimittel wird unbezahlbar

Stuttgart - 31.08.2016, 16:30 Uhr

Für diese Packung müssen Patienten in den USA in der Apotheke 600 Dollar auf denTisch legen. (Foto: Mylan)

Für diese Packung müssen Patienten in den USA in der Apotheke 600 Dollar auf denTisch legen. (Foto: Mylan)


Hat Mylan gegen das Kartellrecht verstoßen?

Diese Verpflichtung, nur das Mylan-Produkt zu verwenden, scheint so nicht mehr zu existieren. Es wird allerdings geprüft, ob Mylan mit den alten Verträgen eventuell gegen Kartellgesetze verstoßen hat., heißt es bei STAT.

600 US-Dollar stellen viele Menschen vor ernsthafte Probleme, wenn sie sie vorfinanzieren müssen oder die Versicherung nicht oder nur teilwiese zahlt. Die Folgen? Abgelaufene Pens werden oft weiter benutzt. Zudem macht sich ein, in den Augen der „Asthma and Allergy Foundation of America“ besorgniserregender – Trend breit: Epinephrin wird aus Ampullen in reguläre Spritzen gefüllt. Arztpraxen bieten diesen Service Patienten an, die sich keinen Autoinjektor leisten können. Obwohl sie nur 3 Monate haltbar sind, spart es den Betroffenen viel Geld. Auch zahlreiche Kommunen, für die Pflicht, die Schulen mit Epipens auszustatten, zum Kostentreiber geworden ist, greifen auf einfache Spritzen zurück. Ein Allergologe schätzt, dass einer von sechs Patienten sich mittlerweile für die günstigere Variante entscheidet. Es sei zwar besser, einen Autoinjektor zu haben, sagt er. Wenn die Patienten um Umgang mit den Spritzen geschult sind, seien diese aber nahezu genauso effektiv. Die „Asthma and Allergy Foundation of America“ , der Verbindungen zu zahlreichen Pharmafirmen nachgesagt werden, empfiehlt allerdings ausschließlich Pens.

Kritik von Politik und Prominenz

Auch andere US-Politiker haben die Preispolitik von Mylan mittlerweile öffentlich kritisiert. Schauspielerin Sarah Jessica Parker (Sex an the City), selbst Allergikerin und bislang große Fürsprecherin, hat eines ihrer Werbe-Engagements beendet. Sie war das Gesicht einer von Mylan finanzierten Kampagne, die das Bewusstsein für das Risiko durch Anaphylaxien wecken sollte. Eine andere Schauspielerin und Ehefrau eines Allergikers startete ein online-Petition „Stop the EpiPen Price Gouging”. Sie hat bereits 141.000 Unterstützer. Am Epipen hängt sich also derzeit die gesamte nationale Debatte über die Arzneimittelpreise auf.

Und wie reagiert der Hersteller? Preissenkungen hat Mylan – obgleich schwer unter Beschuss – bislang nicht angekündigt. Ebenso wenig wurde eine Erklärung für die Preissteigerungen vorgelegt, die Medien und Politiker zufrieden stellt. Vergangene Woche kündigte die Firma ein Unterstützungs-Programm an, in dessen Rahmen bestimmte Patienten Zuschüsse bis zu 300 Dollar erhalten können. Die Liste der Ausschlusskriterien ist allerdings lang, zudem bleibt immer noch eine Restsumme von mehreren hundert Dollar.  

Am vergangenen Montag wurde nun bekannt, dass Mylan eine generische Version des Epipens auf den Markt bringen will. Dieser soll dann nur die Hälfte kosten, also 300 US-Dollar für eine Doppelpackung. Laut einer Pressemitteilung soll das Präparat in einigen Wochen in der Apotheke zu haben sein. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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