Wespenzeit

Summ, summ, summ – was hilft bei Wespenstichen?

Stuttgart - 26.08.2016, 08:30 Uhr

(Foto: Skyler / AdobeStock) 

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Für die meisten Menschen sind Wespenstiche ungefährlich – dennoch sind sie schmerzhaft. Was hilft akut am effektivsten, wenn die schwarz-gelben Biester stechen?  Und: Warum ist es eigentlich nicht schlau, die ungeliebten Tiere wegzupusten? 

Steht Limonade auf dem Tisch, sind die Wespen meist nicht weit. Die summenden Plagegeister sind flink – ehe man sich versieht, schwimmen sie im Glas oder schmarotzen beim Apfelstreußel mit. Von Juli bis August haben Wespen – und somit Wespenstiche – Hochsaison. Was hilft gegen den unangenehmen Schmerz und die Schwellung?

Hat das Insekt gestochen, sollte die Stichstelle so rasch als möglich gekühlt werden – das lindert den Schmerz, reduziert die Schwellung und die Ausbreitung des Gifts. Es eignen sich Eis oder Kühlpacks aus dem Gefrierschrank. Diese sind in ein Tuch zu wickeln, um eine lokale Unterkühlung und weitere Reizungen der Haut zu verhindern. Nicht immer ist – insbesondere bei Ausflügen ins Grüne – jedoch ein Kühlpack direkt griffbereit. Zur Not kann der Stich zunächst mit Wasser benetzt werden. Die entstehende Verdunstungskälte kühlt und lindert ebenfalls.

Hilfe aus der Apotheke

Heilende Hilfe gibt es auch aus der Apotheke: Cremes und Gele mit Antihistaminen, Bamipin in Soventol® Gel oder Dimetinden in Fenistil® Gel, sind juckreizlindernd und eignen sich für die Selbstmedikation. Beide Arzneimittel haben keine Anwendungsbeschränkung für Kinder. Apotheker können ihren Patienten empfehlen, die Topika im Kühlschrank zu lagern. Das unterstützt den kühlenden Effekt der Zubereitungen beim Auftragen.

Gestochenen Patienten, die älter als sechs Jahre sind, steht mit topischen Glucocorticoiden eine verschärfte Variante der entzündungshemmenden Lokaltherapie zur Verfügung: Hydrocortison-haltige Cremes dürfen Apotheker in Konzentrationen bis 0,5 Prozent rezeptfrei abgeben. 

Bei schwereren Fällen kann der Apotheker in seiner Empfehlung auf oral einzunehmende Fenistil® Tropfen zurückgreifen. Diese haben bereits für Kinder ab einem Jahr eine Zulassung, unter anderem auch zur Therapie von Insektenstichen.

Auch wenn „Kratzen“ äußerst verlockend ist – dies gilt es zu vermeiden. Kratzen verstärkt die Histaminausschüttung, folglich triggert es den Juckreiz und eine weitere Schwellung. Gefährlich wird es außerdem, wenn die Haut durch das mechanische Kratzen derart geschädigt wird, dass sie eine Eintrittspforte für Krankheitserreger bietet. 

Hitze gegen Gift?

Einen völlig anderen Therapieansatz haben „Stichheiler“ wie Bite away®. Das elektronische Gerät ist als Medizinprodukt im Handel. Es wird bei Kindern für drei Sekunden, bei Erwachsenen für sechs Sekunden auf den Stich gehalten. Die Kontaktfläche zur Haut besteht aus Keramik und erhitzt sich dabei auf etwa 51 Grad. Hierbei sollen sowohl Proteine des Wespengifts als auch körpereigene Entzündungsmediatoren denaturiert und zerstört werden und somit Schmerzen und Schwellung Einhalt gebieten.

Das Prinzip macht Sinn. Insbesondere Kinder können jedoch die lokale Erwärmung als schmerzhaft und unangenehm empfinden.

Wann zum Arzt?

In der Regel sind Wespenstiche ungefährlich. Bestimmte Fälle erfordern allerdings medizinische Hilfe. So handelt es sich stets um einen Notfall, wenn die Wespe im Mund- und Rachenbereich „zusticht“ – ein Notarzt sollte unverzüglich verständigt werden.

Finden nicht nur wir lecker: Auch Wespen haben gesunden Appetit auf ungesund-süße Nahrungsmittel. (Foto: Antje Lindert-Rottke / AdobeStock)

Auch Wespenstich-Allergiker sollten nicht lange zuwarten. Stiche sind bei diesen Patienten grundsätzlich potenziell lebensbedrohlich. Etwa drei Prozent der Deutschen sind davon betroffen – sie sollten stets, zumindest in den hochakuten Sommermonaten, ein sogenanntes Notfallset dabei haben. Das beinhaltet neben einem oralen Glucocorticoid, zum Beispiel Celestamine® N 0,5 Lösung, ein orales Antihistaminikum, beispielsweise Fenistil® Tropfen, und einen Adrenalin-Autoinjektor. Sowohl Antihistaminikum als auch Glucocorticoid sind flüssige Darreichungsformen, die leicht ohne Wasser einzunehmen sind und rasch wirken.

Eine ärztliche Abklärung erfordert es ebenfalls, wenn sich die Symptomatik des Stichs nach zwei bis drei Tagen nicht bessert oder sich gar ein roter, fortschreitender Strang unter der Haut ausbildet. Es kann sich hierbei um eine Lymphangitis handeln, eine schmerzhafte Entzündung der Lymphbahnen. Diese wird fälschlicherweise häufig als Sepsis bezeichnet. Aus einer Lymphangitis kann sich allerdings in unglücklichen Fällen eine Sepsis beim Patienten entwickeln. Insbesondere Wespenstiche bergen die Gefahr dieser ernsten Komplikation: Anders als die Honigbiene hat der Stachel der Wespe nämlich keine Wiederhaken. Eine Wespe kann somit mehrfach stechen – was sie hin und wieder auch gerne tut – und Erreger und Kot in die Stichstelle „injizieren“. Eine Blutvergiftung ist zwar eine äußerst seltene, dafür aber eine umso schwerwiegendere Komplikation, die schnell lebensbedrohlich werden kann und ein sofortiges ärztliches Handeln erfordert.

Fortschritte bei der Hyposensibilisierung

Pünktlich zur Wespenzeit meldet das Helmholtz Zentrum der Technischen Universität in München wissenschaftliche Fortschritte im Bereich der Hyposensibilisierung bei Wespengift-Allergie. Problematisch sei bei einer Hyposensibilisierung der Wespengift-Allergiker bislang gewesen, dass zahlreiche Varianten des Wespengifts existierten, erklärt Dr. Simon Blank vom Institut für Allergieforschung am Helmholtz Zentrum in München. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Hyposensibilisierung sei jedoch, die Patienten genau mit dem Stoff zu behandeln, der die allergische Reaktion letztendlich auslöse. 

Die Forscher aus München entwickelten nun eine Methode aus Blutproben von 63 Allergikern exakt die Antikörper zu identifizieren und den Giftbestandteil zu bestimmen, der für die überschießende Immunreaktion verantwortlich ist. 

„Auf diese Weise wäre es möglich, die jeweils optimale Impfung anzubieten“, sagt Blank. Weitere Arbeit sei allerdings nötig, relativiert der Forscher, da eine Hyposensibilisierung noch nicht gegen alle Gifte verfügbar sei.

Was hält die Wespen fern?

Es ist sinnvoll, Speisen und Getränke mit Folie oder Bierdeckeln abzudecken. Auch empfiehlt es sich, aus Gläsern und nicht aus Dosen zu trinken – Kinder sollten zusätzlich einen Strohhalm benutzen.

Das Risiko für Stiche im Bereich des Gesichts können Eltern minimieren, wenn sie ihren Kindern Essensreste vom Mund wischen. 

Barfuß über Wiesen zu gehen – klingt romantisch. Jedoch sollte man dies insbesondere bei Streuobstwiesen mit Fallobst vermeiden.

Experten raten außerdem bei einer „Wespenattacke“ nicht wild um sich zu schlagen oder zu versuchen, das ungeliebte Insekt wegzupusten. Das Kohlenstoffdioxid der Ausatemluft löse einen Alarmreflex bei der Wespe aus und mache sie erst recht angriffslustig.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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