Sanofi-Werbung

Quietscheentchen für Versandapotheken-Bestellung

Berlin - 29.08.2016, 09:00 Uhr


Das dürfte nicht allen Apothekern gefallen: Ein Subunternehmen des Pharmakonzerns Sanofi verlinkt auf der Seite der Produktreihe „Mitosyl“ direkt auf einige erlesene Versandapotheken. Wer bei den Versendern bestellte, bekam bis vor ein paar Tagen sogar ein Quietscheentchen als Dankeschön.

Alle Produkte der Mitosyl-Reihe werden vom tschechischen Pharmaunternehmen Zentiva vertrieben, eine Tochter der Sanofi-Gruppe. Mitosyl-Salben enthalten Zinkoxid. Die Produkte werden insbesondere zur Behandlung von Rötungen und leichten Hautentzündungen bei Säuglingen und Kleinkindern im Windelbereich eingesetzt.

Die wichtigste Zielgruppe für Zentiva dürften also junge Eltern sein. Dementsprechend wichtig ist eine attraktive Internetpräsenz. Auf der Seite www.mitosyl.de beschreibt der Hersteller auch ausführlich die Vorteile seiner Produktreihe – und bietet seinen Kunden ausführliche Hinweise zu Kaufmöglichkeiten.

Links für 16 Online-Apotheken

Am Ende der Internetseite befindet sich ein Kasten mit dem Titel „Apothekensuche“. Der Nutzer hat zwei Wahlmöglichkeiten: Entweder er klickt auf „Bestellen Sie Mitosyl“ jetzt in einer Online-Apotheke“ oder er gibt seine Postleitzahl an, um alle Vor-Ort-Apotheken im Umkreis aufgelistet zu sehen. Folgt man jedoch dem Hinweis „Jetzt direkt online bestellen!“, erscheinen die Logos von 16 ausgewählten Versandapotheken. Darunter bekannte Namen wie DocMorris, Mycare, EuropaApotheek,Vitalsana, Aponeo oder Apo-Rot.

Bis vor ein paar Tagen leuchtete über dieser Aufzählung noch ein weiteres Angebot: Denn wer bei den beiden Anbietern Aponeo und Apo-Rot bestellte, bekam als Dankeschön ein Gratis-Quietscheentchen zugeschickt. Eine Sprecherin des Pharmakonzerns Sanofi wollte auf die Frage, warum Kunden ausgerechnet bei diesen beiden Versendern ein Entchen erhalten, keine Antwort geben.

Zu der direkten Weiterleitung an mehrere Versandapotheken sagte die Sprecherin: „Die Entscheidung, Mitosyl auch über Versandapotheken anzubieten, wurde getroffen, um wirklich allen interessierten Kunden die Möglichkeit zu bieten, Mitosyl rasch zu erhalten. Das Baby, das Mitosyl benötigt, sollte nicht unnötig lange warten müssen.“ Die Sprecherin wies aber zugleich darauf hin, dass die Apotheke vor Ort für Sanofi weiterhin wichtig sei: „Selbstverständlich ist die Präsenzapotheke für die Vermarktung unserer OTC-Produkte die wichtigste Anlaufstelle. Leider ist das Netz der Präsenzapotheken, die Mitosyl anbieten, noch stark ausbaufähig.“ Man habe sich dazu entschieden, mehrere Links zu Online-Apotheken anzubieten, damit möglichst viele Menschen Zugang zu dem Angebot haben.

Aponeo: Badeente als Geschenk ist erlaubt

Die Hamburger Versandapotheke Apo-Rot wollte auf die Fragen zum Thema „Quietescheentchen“ überhaupt nicht antworten. Eine ausführliche Auskunft erteilte hingegen die Versandapotheke Aponeo. „Es wurde abgesprochen, dass im Onlineshop von Aponeo ab April 2016 ein Mitosyl-Produkt mit einer von Sanofi als geringwertige Beigabe zur Verfügung gestellten Badeente verkauft wird (limitiert auf 100 Stück)“, erklärte eine Sprecherin. Seit April seien etwa 70 Bestellungen eingegangen, bei denen man eine solche Badeente verschenkt habe. Die Sprecherin schloss aus, dass die Kooperation zwischen Sanofi und Aponeo irgendwelche Auswirkungen auf die Einkaufskonditionen der Versandapotheke habe.

Aponeo hat auch keine Sorge, dass das Quietscheentchen-Angebot wettbewerbsrechtlich anfechtbar ist. Die Sprecherin der Versandapotheke wies darauf hin, dass bei OTC-Produkten Beigaben bis zu einem Wert von einem Euro möglich seien. Und vergleichbare Badeenten seien auf Ebay „günstig (= unter 1 Euro)“ zu erwerben. „Die Aktion ist aus unserer Sicht daher nach der aktuellen Rechtslage wettbewerbsrechtlich unbedenklich“, erklärte die Sprecherin.

Wettbewerbszentrale ist eingeschaltet, Angebot gelöscht

Einige Apotheker haben das offenbar anders gesehen und die Wettbewerbszentrale eingeschaltet. Unklar ist derzeit noch, ob und wie sich die Wettbewerbszentrale zu diesem Thema verhält. Fest steht allerdings, dass Sanofi, Apo-Rot und Aponeo ihr Angebot vorerst auf Eis gelegt haben. Derzeit gibt es auf der Mitosyl-Internetseite keine Quietscheentchen mehr als Kaufgeschenk.

Der Fall erinnert sehr an das Angebot des Pharmaunternehmens Dr. Wolff. Der Hersteller verlinkt auf der Internetseite seiner Produktreihe „Vagisan“ direkt auf die Versandapotheke www.medikamente-per-klick.de. Einigen Apothekern war dies aufgefallen, es folgte eine Beschwerde bei der Wettbewerbszentrale. Die hatte Dr. Wolff abgemahnt, weil der Link den Anschein gebe, dass der Hersteller die Medikamente selbst zum Verkauf anbiete. Noch ist der Link auf der Internetseite von Dr. Wolff aber nicht verschwunden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Ausbaufähig.....

von Daniela von Nida am 29.08.2016 um 13:00 Uhr

...nach so Aktionen wird sich die Präsenz der Produkte in den vor-Ort-Apotheken auch nicht verbessern. Mal sehen, wie lang es dauert, bis die Firmen begreifen, dass sie sich mit der Förderung der Internetapotheken ins eigene Fleisch schneiden.
Zumindest mal wieder ein weiterer Grund, keinen Termin mit dem Zentiva-Außendienst zu machen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Sanofi

von Dr Schweikert-Wehner am 29.08.2016 um 9:47 Uhr

Wenn man die Sichtwahl mal wieder etwas leeren kann kann das das Bild der Offizin generell verschönern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Weitere Verschönerung

von Christian Becker am 29.08.2016 um 10:33 Uhr

Wenn man das eine oder andere Komma setzt, kann das das Satzbild generell verbessern und sogar die Lesbarkeit erhöhen.

Pressesprecherin...

von Rolf Lachenmaier am 29.08.2016 um 9:32 Uhr

... na das ist mal eine gute Pressesprecherin! Respekt! Zitat: „Die Entscheidung, Mitosyl auch über Versand-apotheken anzubieten, wurde getroffen, um wirklich allen interessierten Kunden die Möglichkeit zu bieten, Mitosyl rasch zu erhalten. Das Baby, das Mitosyl benötigt, sollte nicht unnötig lange warten müssen.“
Diese Dame soll mir mal erklären, welchen schnelleren und kompetenteren Weg für wunde Baby-Pos als via Vor-Ort-Apotheke Sie denn kennt?
Natürlich nur, wenn das betreffende Produkt überhaupt im Handel verfügbar ("lieferbar") ist... das ist ja bei Zentiva immer so eine Sache. Der Novaminsulfon-Markt für Schmerzpatienten ist quasi ausgetrocknet!! Liebe Leute und Verantworltichen von Sanofi: steckt euer Geld vielleicht doch mal in die PRODUKTION(!!!!) von dringend benötigten Schmerzmitteln anstatt in Pressesprecher, die offentsichtlich keine Ahnung haben und das Unternehmen schädigen mit Aussagen wie oben oder Marketingfuzzis, die Quietscheentchen so niedlich finden und den hippen Versandmarkt entdecken.
Ich habe fertig mit diesem Verein!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Rechtschreibung

von Rolf Lachenmaier am 29.08.2016 um 9:35 Uhr

Sorry, für all die Tippfehler, aber mir ist beim Lesen des Artikels die Hutschnur geplatzt - und da hilft auch kein Quietscheentchen.

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