Patientenbeauftragter Karl-Josef Laumann

Heilpraktiker-Rechte sollten gründlich geprüft werden

Stuttgart - 26.08.2016, 13:20 Uhr

Der Patientenbeauftragte Karl-Josef Laumann (CDU) will die Todesfälle als Anlass nehmen, die Gesetze für Heilpraktiker auf den Prüfstand zu stellen. (Foto: picture alliance / dpa)

Der Patientenbeauftragte Karl-Josef Laumann (CDU) will die Todesfälle als Anlass nehmen, die Gesetze für Heilpraktiker auf den Prüfstand zu stellen. (Foto: picture alliance / dpa)


Bürger müssen die Risiken kennen

So müsse hinterfragt werden, ob die Heilpraktiker-Erlaubnis, die Befugnisse oder die Kontrollmöglichkeiten noch angemessen sind. „Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und Schnellschüssen ist hier jedoch niemandem geholfen“, sagt der Patientenbeauftragte. „Aufgrund der Komplexität und der Ernsthaftigkeit der Materie brauchen wir eine gründliche Prüfung.“ Dabei solle auch der Wunsch vieler Patienten nach einer Behandlung neben oder anstelle der Schulmedizin ernst genommen werden – doch müsse diese aufgeklärt erfolgen.

„Mir ist wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger, wenn sie vor der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung stehen, wissen, was die Vor- und Nachteile und die Risiken sind und welche Alternativen ihnen zur Verfügung stehen“, betont Laumann. „Und sie sollten sich darüber bewusst sein, dass es natürlich auch Gründe hat, wenn bestimmte Behandlungsmethoden und -mittel nicht im normalen Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung enthalten sind“, sagte er – in der Alternativmedizin wie der Schulmedizin.

Werden die Gesetze geändert?

Gegenüber DAZ.online hatte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz Eugen Brysch eine Verschärfung der Heilpraktiker-Regeln gefordert und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe stark kritisiert. Dieser hatte auf die Zuständigkeit der Länder für die Heilpraktiker-Kontrolle verwiesen. „Sich darauf zurückzuziehen, dass er verwaltungsrechtlich nicht zuständig sei, halte ich für ein ausgesprochen schwaches Argument“, erklärte Brysch. Gleichfalls erwarte er von den Heilpraktikern, dass sie Vorschläge für eine Verbesserung der Behandlungsqualität machten.

Die Gesundheitsministerin in Nordrhein-Westfalen, Barbara Steffens (Grüne), hatte gleichfalls Änderungen an den Heilpraktiker-Regeln angemahnt. Sie habe bereits seit Jahren den Bund aufgefordert, tätig zu werden, sagte sie gegenüber DAZ.online. Erst im Juni habe die Gesundheitsministerkonferenz Gröhe gebeten, „aus Gründen des Patientenschutzes“ mit an einer Überarbeitung der Anforderungen für Heilpraktiker zu arbeiten. In der vergangenen Woche sagte ein Sprecher von Gröhe, Gesetzesveränderungen seien nicht geplant.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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