Beratungs-Quickie

Gut beraten bei Bronchitis

München / Stuttgart - 25.08.2016, 12:30 Uhr

Durch einen Vernebler kommt das Arzneimittel direkt in die Bronchien. (Foto: likuzia / Fotolia)

Durch einen Vernebler kommt das Arzneimittel direkt in die Bronchien. (Foto: likuzia / Fotolia)


Welche Informationen sind bei einem Beratungsgespräch in der Apotheke für den Patienten wichtig? Welche hilfreichen Tipps kann der Apotheker zu Arzneimitteln und Therapien geben? Im Beratungs-Quickie stellen wir jeden Donnerstag einen konkreten Patientenfall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über eine Inhalationslösung mit Salbutamol und glucocorticoidhaltige Zäpfchen für ein Kleinkind. Eine junge Frau betritt mit einem circa 1,5-jährigen Kind im Kinderwagen die Apotheke. Die Mutter löst das Rezept für ihren Sohn am Tag der Ausstellung ein.  

Formalien-Check

Verordnet sind eine Packung Salbuhexal® Inhalationslösung N1 sowie zwei Suppositorien Rectodelt® 100 mg, Packungsgröße N1.

Das Kassenrezept ist eindeutig, aber nicht vollständig: Das Feld „Status“ ist nicht ausgefüllt. Der Status des Patienten (Rentner, Kind, alter Mensch,...) wird durch einen Zahlencode definiert. Er darf fehlen oder kann durch die Apotheke ergänzt werden. Ergänzungen auf dem Rezept sind mit Datum vom Apotheker abzuzeichnen.

Der Kinderarzt erlaubt den Aut-idem-Austausch. Für beide Positionen sind daher Rabattverträge zu beachten. Für Rectodelt® Zäpfchen sind keine generischen Präparate vorhanden, preisgünstige Importe sind bevorzugt abzugeben.

Das Statusfeld „Gebühr frei“ ist angekreuzt. Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind grundsätzlich von der Zuzahlung befreit.

Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung einen Monat gültig. 

Beratungsbasics  

Die verordnete Inhalationslösung enthält den bronchienerweiternden Wirkstoff Salbutamol. Das β₂-Sympathomimetikum Salbutamol erschlafft die glatte Muskulatur der Bronchien, steigert die mukoziliäre Clearance und hemmt die Freisetzung bronchokonstriktorischer Mediatoren aus Mastzellen. Das Arzneimittel wird zur symptomatischen Behandlung von reversibler Atemwegsobstruktion, wie Asthma bronchiale oder chronisch obstruktiver bronchialer Erkrankung (COPD), sowie zur Verhütung von Asthmaanfällen eingesetzt.

Die verordnete Tropflösung ist zur Anwendung mit einem elektrischen Vernebler bestimmt. Die Lösung wird verdünnt mit 3 ml steriler physiologischer Kochsalzlösung angewandt. Zur Entnahme der Kochsalzlösung aus Vorratsbehältnissen sind der Mutter sterile Einmalspritzen mit Kanülen zu empfehlen. Einfacher zu handhaben sind Plastikampullen mit isotonischer Kochsalzlösung.

Die Dosierung für eine Inhalation bei Kindern im Alter von vier bis elf Jahren beträgt ein bis zwei Tropfen pro Lebensjahr (= Einzeldosis), maximal acht Tropfen pro Inhalation. Für Kinder sollte eine Tagesgesamtdosis von 30 Tropfen nicht überschritten werden. 

Das Arzneimittel ist für Kinder unter vier Jahren nicht zugelassen. Die Fachinformation zu Salbuhexal Inhalationslösung® sagt, dass die Wirkung von vernebeltem Salbutamol bei Säuglingen und Kleinkindern unter 18 Monaten nicht immer gewährleistet sei. Der verordnende Pädiater handelt in diesem Fall off label. Vor Abgabe des Arzneimittels sollte zur Bestätigung der Verordnung mit dem Arzt Rücksprache gehalten werden.

Bei spastischer Bronchitis ist die Inhalationslösung kurzfristig zur Prophylaxe zu geben. Eine längerfristige Behandlung über Tage hinweg sollte nur in Verbindung mit einer entzündungshemmenden Dauertherapie erfolgen.

Als Nebenwirkungen sind Unruhe, Tremor, Herzklopfen und Kopfschmerzen möglich.

Es können auch lokale Reizungen im Mund- oder Rachenbereich auftreten.

Auf Nachfrage berichtet die Mutter, dass ihr Sohn bereits letzten Winter immer wieder inhalieren musste. Sie habe einen PARI® Juniorboy zu Hause. Hier ist die Kundin darauf aufmerksam zu machen, dass die Verneblereinheit einmal pro Jahr ausgetauscht werden sollte. Hierfür gibt es die PARI® Year-Packs. Jedes Familienmitglied, das inhaliert, sollte sein eigenes Set besitzen.

Neben der Inhalationslösung hat der Kinderarzt Zäpfchen mit dem Glucocorticoid Prednison verordnet. Das entzündungshemmende Arzneimittel wird zur Akutbehandlung von Pseudo-Krupp (akute stenosierende Laryngotracheitis), Krupp und spastischer Bronchitis eingesetzt. Im akuten Fall wird ein Zäpfchen rektal eingeführt. Prednison lässt die Schleimhäute rasch abschwellen. Die Behandlung ist, falls notwendig, maximal einmal zu wiederholen. Die Anwendung sollte zwei Tage nicht überschreiten. Akute Erkrankungen bedürfen im Allgemeinen nur einer kurzzeitigen Therapie. Mögliche Corticoid-Nebenwirkungen und Interaktionen sind bei so kurzfristiger Anwendung kaum zu erwarten. 

Auch noch wichtig

Bei der Behandlung mit anderen Arzneimitteln in der Selbstmedikation oder nach ärztlicher Verordnung sind mögliche Wechselwirkungen zu beachten.

In der Regel sollte sich eine spastische Bronchitis nach ein bis zwei Wochen wieder deutlich zurückgebildet haben.

Im akuten Anfall ist prinzipiell keine Selbstmedikation möglich!

Ätherische Öle, die Kampfer oder Menthol enthalten, können bei Babys und Kleinkindern gefährliche Kehlkopfkrämpfe auslösen. Sie dürfen in dem Alter deshalb nicht eingesetzt werden. Für Kinder unter zwei Jahren können Präparate wie Babix® (auf Kleidung oder Bettwäsche) angewandt werden. Kinder mit Asthma, einem Pseudokrupp-Anfall oder ausgeprägter Überempfindlichkeit der Atemwege dürfen gar keine ätherischen Öle inhalieren.

Darf´s ein bisschen mehr sein?  

•    Im anfallsfreien Stadium und bei kleineren Infekten sollte der Junge gleich mit Kochsalz-Inhalationen beginnen. Die Anwendungen befeuchten die Schleimhäute und lindern den Hustenreiz.

•    Bei Husten unterstützt eine hohe Flüssigkeitszufuhr ein Abhusten des Schleims. Spezielle Kinderhusten-Tees und ein Kinderhustensaft sind empfehlenswert.

•    Das Kind sollte sich tagsüber viel an der frischen Luft aufhalten. Vor dem Zubettgehen empfiehlt es sich, das Kinderzimmer gut zu lüften. Ein Raumluftbefeuchter kann eingesetzt oder feuchte Tücher im Zimmer aufgehängt werden.

•    Feuchte, kühle Luft hilft auch, einen Anfall besser zu überstehen. Die Eltern sollten sich dann mit dem Kind an ein geöffnetes Fenster stellen. Die Empfehlung im Badezimmer das heiße Wasser in der Dusche oder Badewanne aufzudrehen, gilt als veraltet. Durch das Einatmen warmer, feuchter Luft bekommen manche Kinder sogar noch schlechter Luft.

•    Besonders wichtig ist es, das Kind im Anfall zu beruhigen. Innere Unruhe verstärkt nämlich die Atemnot bei den Hustenanfällen zusätzlich.

•    Im beschwerdefreien Intervall empfiehlt sich eine Stärkung des Immunsystems des Kindes. Einige Probiotika können bereits Säuglingen gegeben werden.

Während des Beratungsgespräches zeigt der kleine Junge hin und wieder mit seinem Zeigefinger und ernster Miene abwechselnd auf seine Mutter und die Apothekerin und meint „gack, gack“…



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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