Stoffwechselforschung

Proteinarme Ernährung hat positive Auswirkungen

Heidelberg - 25.08.2016, 07:00 Uhr

(Foto: Yulia Furman / Fotolia)

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Wer weniger Proteine zu sich nimmt, verbrennt mehr Fette und Kohlenhydrate. Auch die Stoffwechsellage verbessert sich. Das haben Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum an Mäusen und einem ersten Versuch an Menschen gezeigt.

Besonders starkes Übergewicht kann zu schweren gesundheitlichen Schäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und vor allem zu Typ-2-Diabetes und dem metabolischen Syndrom führen. Für den weltweiten Anstieg des Körpergewichts werden hauptsächlich die schlechten Ernährungsgewohnheiten und mangelnde körperliche Aktivität verantwortlich gemacht. Es könnte aber auch noch an etwas anderem liegen, nämlich der veränderten Zusammensetzung der Ernährung im Hinblick auf Fette, Kohlenhydrate und Proteine. Ein Forscherteam wollte herauszufinden, wie sich eine proteinreduzierte Ernährung auf molekularer Ebene auswirkt. 

An der Studie beteiligt waren neben dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg das Helmholtz-Zentrum in München, die Universität Kopenhagen, das Krebsforschungszentrum im französischen Marseille und die Firma Sanofi Aventis.

„Besonders, was die Proteine betrifft, gab es widersprüchliche Hinweise", sagt Adam Rose vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Einerseits gibt es Beobachtungen, dass Menschen bei proteinarmer Diät insgesamt mehr essen, um ihre erforderliche Eiweißdosis zu erreichen. Anderseits belegen epidemiologische Studien, dass ein hoher Proteinanteil in der Ernährung mit einer hohen Diabetes-Rate einhergeht." 

Wirkung über Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21

Die Wissenschaftler setzten Mäuse auf eine proteinarme Diät. Diese enthielt statt der für Mäusefutter üblichen 20 nur fünf Prozent der Gesamtkalorien. Die Folge: Obwohl die Tiere insgesamt etwas mehr fraßen, nahmen sie langsamer an Gewicht zu als ihre normal gefütterten Artgenossen. Sie konnten ihr Futter weniger effizient verwerten und hatten einen gesteigerten Energieverbrauch, denn sie verbrannten mehr Fett und Kohlenhydrate, geben die Forscher als Grund für das Phänomen an. Auch die Stoffwechselwerte der Versuchsmäuse verbesserten sich erheblich. Sie hatten niedrigere Insulin-, Cholesterin- und Blutfettspiegel. Bei fettleibigen Mäusen verbesserten sich die Blutzucker-Werte unter der proteinarmen Diät ebenfalls, und sogar zuvor bestehende Insulinresistenzen bildeten sich zurück. An ihrem Körpergewicht änderte sich allerdings nichts.

Bei den Mäusen stieg während der proteinarmen Diät unter anderem die Konzentration des Proteins FGF21 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21) an, und zwar besonders steil direkt nach einer proteinarmen „Mahlzeit". FGF21 spielt eine entscheidende Rolle im Zuckerstoffwechsel. In Experimenten an Mäusen, deren Leberzellen das Gen für diesen Faktor fehlte, blieb der günstige Effekt der proteinarmen Diät auf den Stoffwechsel aus. Verursacht wird er durch eine zentrale Stressreaktion in der Leber, erläutern die Wissenschaftler. Dabei sollen für die günstigen Effekte der proteinarmen Ernährung nicht alle Proteinbausteine gleichermaßen verantwortlich sein. Vor allem der Mangel an nicht-essenziellen Aminosäuren, die der Körper selbst herstellen kann, steigerte den FGF21-Spiegel. 

Neues Konzept gegen entgleisenden Zuckerstoffwechsel

Um festzustellen, ob die Wirkung der proteinarmen Diät auch beim Menschen zum Tragen kommt, wurden fünf junge Männer sieben Tage lang proteinarm ernährt. Im Anschluss daran fanden die Forscher bei den Probanden ebenfalls hohe FGF21-Werte sowie trotz erhöhter Kohlenhydratzufuhr niedrigere Blutzucker- und Insulinspiegel. Der Anstieg der Serum FGF21-Spiegel war jedoch erheblich geringer als bei den Mäusen. Deswegen muss nun noch weiter untersucht werden, ob der molekulare Mechanismus bei der Maus und beim Menschen tatsächlich gleich ist. 

„Das sind sehr vielversprechende Ergebnisse, die wir bald schon an einer größeren Anzahl von Teilnehmern überprüfen wollen“, sagt Bente Kiens von der Universität Kopenhagen, die die Untersuchungen an den Freiwilligen durchgeführt hatte. Studienleiter Adam Rose ergänzt: „Das wäre eine hervorragende und einfache Methode, um bei Personengruppen mit hohem Risiko einen entgleisenden Zuckerstoffwechsel wieder in den Griff zu bekommen. Unsere Maus-Ergebnisse untermauern ein neues Konzept, für das es zunehmend wissenschaftliche Hinweise gibt. Bestimmte Formen von Stress können unseren Stoffwechsel offenbar positiv beeinflussen.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

proteinarme Ernährung bei Parkinson

von Wilma Herzig am 30.01.2019 um 16:26 Uhr

Würde gerne aufgeklärt werden.

Danke

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Proteinarme Ernaehrung

von Dr. Peter Grau am 26.08.2016 um 12:05 Uhr

Die Ausfuehrungen sind viel zu allgemein, ist doch bekannt, dass Senioren zum Muskelerhalt/aufbau gerade mehr Proteine benoetigen

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