Beratungs-Quickie

Calcium und Vitamin D bei Osteoporose

München - 11.08.2016, 12:00 Uhr

Wenn Knochen brüchig werden: Risikofaktoren für eine Osteoporose sind neben Veranlagung, Östrogen-Mangel bei Frauen und Alter aber auch Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und Untergewicht. (Foto: adimas / Fotolia)

Wenn Knochen brüchig werden: Risikofaktoren für eine Osteoporose sind neben Veranlagung, Östrogen-Mangel bei Frauen und Alter aber auch Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und Untergewicht. (Foto: adimas / Fotolia)


Welche Informationen sind bei einem Beratungsgespräch in der Apotheke für den Patienten wichtig? Welche hilfreichen Tipps kann der Apotheker zu Arzneimitteln und Therapien geben? Im Beratungs-Quickie stellen wir jeden Donnerstag einen konkreten Patientenfall vor. Auch in dieser Woche geht es wieder um eine Verordnung für eine Dame mit Osteoporose.

Formalien-Check

Diesmal reicht eine Kundin ein rosa Rezept über ein Arzneimittel mit Calcium und Vitamin D3 ein. Verordnet ist eine Packung N3 der Kautabletten Calcium D3 Stada®. Sie bittet außerdem um ein Zinkpräparat gegen ihre beginnende Erkältung. 

Das Rezept ist nicht vollständig: Der Arztstempel fehlt. Die Apotheke darf die Angaben der Kundin zum verschreibenden Arzt (Name, Berufsbezeichnung, Adresse und Telefonnummer) nach Rücksprache mit der Praxis ergänzen. (§ 3 Abs. 1 S. 3 Rahmenvertrag nach §129 Absatz 2 SGB V). 
Die ergänzten Daten müssen mit Datum und Unterschrift der Apotheke versehen werden.

Aut idem ist angekreuzt. Abzugeben sind 120 Kautabletten Calcium D3 Stada® 600 mg / 400 I.E., Packungsgröße N3. Das apothekenpflichtige Arzneimittel ist bedingt erstattungsfähig zulasten der GKV. Laut Anlage I zum Abschnitt F der Arzneimittelrichtlinien (OTC-Ausnahmeliste) übernimmt die gesetzliche Krankenkasse bei folgenden Indikationen die Kosten für apothekenpflichtige Arzneimittel mit Calcium und Vitamin D3 in freier oder fixer Kombination: bei manifester Osteoporose, zeitgleich zu einer mindestes 6-monatigen Steroid-Therapie (in einer Dosis von wenigstens 7,5 mg Prednisolonäquivalent) sowie bei Bisphosphonat-Behandlung (gemäß Angabe in der jeweiligen Fachinformation bei zwingender Notwendigkeit). Ob eine der vorgegebenen Indikation bei der Verordnung zutrifft, muss die Apotheke nicht prüfen. Es muss auch keine Diagnose auf der Verordnung vermerkt sein. Entsprechende Präparate müssen allerdings mindestens 300 mg Calcium-Ionen pro Dosiereinheit aufweisen und als „bedingt erstattungsfähig“ in der EDV gekennzeichnet sein.

Die Kundin ist von der Zuzahlung befreit.

Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung einen Monat gültig. 

Beratungs-Basics 

Die Kundin bekommt das Präparat schon seit längerer Zeit verordnet. Zusätzlich nimmt sie einmal wöchentlich ein Medikament mit Alendronsäure ein. Gegen ihre beginnende Erkältung kann sie ein Zinkpräparat (empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang auch Vitamin C) einnehmen. Sicherheitshalber sollte sie dabei auf einen zeitlichen Abstand zwischen der Einnahme von Calcium-D3-Kautabletten und Zink achten. Es besteht der Verdacht, dass die hochdosierte Einnahme von Calcium die Aufnahme anderer mehrwertiger Kationen, wie Zink und Eisen, verschlechtern könnte. Besonders wichtig ist ein großer zeitlicher Abstand zur Einnahme von Alendronsäure. Hier muss die Kundin mindestens eine Zeitspanne von vier Stunden vergehen lassen. Das gilt sowohl für das Zink-Präparat als auch die Kautabletten mit Calcium.

Die Kautabletten enthalten 600 mg Calcium (als Carbonat) und 400 I.E. Colecalciferol. Das Mineralstoff- und Vitaminpräparat wird zur Förderung des Knochenaufbaus zur unterstützenden Behandlung bei Osteoporose eingesetzt.

Calcium, das im menschlichen Organismus hauptsächlich im Knochen vorkommt, ist der wichtigste Knochen-Baustein (in Form von anorganischen Calcium-Verbindungen wie Calciumphosphat und Calciumcarbonat).

Colecalciferol wird in der Niere und Leber zu dem wirksamen Metabolit Calcitriol umgewandelt. Calcitriol erhöht die Resorption von Calcium und Phosphat aus dem Darm, fördert die Knochenmineralisation und hemmt die Knochenresorption.

Im Rahmen einer Therapie mit Bisphosphonaten ist eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D3 notwendig. Sofern die Versorgung über die Nahrung nicht gewährleistet ist, ist in der Leitlinien eine tägliche Gesamtzufuhr von 1000 mg Calcium und bei hohem Sturz- und Frakturrisiko sowie geringer Sonnenlichtexposition 800 bis 1000 I.E. Vitamin D täglich empfohlen.

Die Kautabletten werden regelmäßig zweimal täglich zu den Mahlzeiten eingenommen. Die Tabletten werden erst gekaut und anschließend mithilfe von etwas Flüssigkeit hinuntergeschluckt. Am Tag der Alendronsäure-Einnahme sollte die Kundin das calciumhaltige Arzneimittel am besten ganz weglassen oder nur einmal täglich am Abend einnehmen. Die unterstützende Behandlung der Osteoporose erfolgt langfristig.

Unerwünschte Wirkungen sind selten. Es können Blähungen, Übelkeit, Magenschmerzen sowie Verstopfung oder Durchfall auftreten. Die Beschwerden können in der Selbstmedikation behandelt werden. 

Auch noch wichtig

Bei der Behandlung mit anderen Arzneimitteln in der Selbstmedikation oder nach ärztlicher Verordnung sind mögliche Wechselwirkungen zu beachten.

Wie bereits erwähnt, kann Calcium die Resorption von einigen anderen Wirkstoffen vermindern. Deshalb muss ein ausreichend langer Einnahmeabstand zu Bisphosphonaten, Natriumfluorid, Levothyroxin, Tetracyclinen und Gyrasehemmern eingehalten werden.

Wechselwirkungen können auch mit Nahrungsmitteln auftreten. So setzt Oxalsäure, enthalten zum Beispiel in Spinat und Rhabarber, oder Phytinsäure, enthalten in Vollkornprodukten, die Resorption von Calcium herab. Das Calcium-Präparat darf frühestens zwei Stunden nach Verzehr solcher Nahrungsmittel eingenommen werden.

Eine (unbeabsichtigte) Überdosierung von Calcium und Vitamin D3 durch die gleichzeitige Einnahme anderer Multivitamin- oder Mineralstoffpräparate muss vermieden werden.

Um das Auftreten von Nierensteinen zu verhindern, muss die Kundin unter der Therapie ausreichend Flüssigkeit aufnehmen.

Darf´s ein bisschen mehr sein?

  • Die DVO (Dachverband Osteologie) Osteoporose-Leitlinien finden Sie hier.
  • Risikofaktoren für eine Osteoporose sind neben Veranlagung, Östrogen-Mangel bei Frauen und Alter auch Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und Untergewicht.
  • Eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D3 ist essenziell, um die Wirksamkeit einer medikamentösen Osteoporosebehandlung mit Bisphosphonaten, Östrogenen und Östrogen-Modulatoren zu gewährleisten.
  • Calcium wirkt sich nur in Kombination mit Vitamin D3 und ausreichender Bewegung fördernd auf die Knochendichte aus.
  • Während einer Langzeitanwendung müssen regelmäßig der Serum- und Harnwert von Calcium sowie die Nierenfunktion überprüft werden, insbesondere unter der Therapie mit Thiazid-Diuretika, die das Hypercalcämie-Risiko erhöht.
  • Auch der Vitamin-D-Wert im Serum sollte in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Werte im Bereich von 40 bis 80 ng/ml (Calcidiol!) gelten als optimal.

Die ältere Dame erzählt, dass ihr Enkel sie neulich fragte, was sie denn da nasche. Auf ihre Erklärung, dass es sich um Medizin gegen ihre Osteoporose-Krankheit handele, antwortete er mit ernster Miene, er fühle sich auch krank. Er habe auch „Ostopose“ und brauche sofort ein Kaubonbon von Oma.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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