Interview mit Stada-Chef Matthias Wiedenfels

Ich bin CEO. Punkt.

Stuttgart - 04.08.2016, 09:30 Uhr

Wiedenfels sieht Stada insgesamt auf einem guten Kurs. (Foto: Stada)

Wiedenfels sieht Stada insgesamt auf einem guten Kurs. (Foto: Stada)


Wäre eine Aufspaltung Stadas förderlich?

DAZ.online: Stada gilt seit Langem als Übernahmekandidat beziehungsweise als Unternehmen, das aufgespalten werden könnte – sind das Optionen für Sie?

Wiedenfels: Eine Aufspaltung würde mit Blick auf den nachhaltigen Erfolg von Stada und die langfristige Wertsteigerung gegenwärtig keinen Sinn machen. Zwischen beiden Segmenten gibt es ein wertsteigerndes Zusammenspiel. Schauen Sie sich Beschaffung, Produktion und generell die gesamte Supply Chain an, da gibt es jede Menge Synergien zwischen beiden Bereichen. Darüber hinaus bestehen in Märkten wie Russland oder Vietnam hohe Synergien im Vertrieb. In solchen Märkten ist die Abgrenzung in Generika, Markengenerika und OTC ohnehin verschwommen. Denn hier ist auch für Generika der Markenname von entscheidender Bedeutung, weil er für ein glaubhaftes Qualitätsversprechen steht.

Daher ergänzen sich die beiden Säulen Generika und Markenprodukte hervorragend. Außerdem müssten bei einer Aufspaltung in vielen Ländern kostspielige Doppelstrukturen aufgebaut werden. An diesen Beispielen zeigt sich, dass eine Aufspaltung negative Auswirkungen auf den Konzernerfolg sowie den Unternehmenswert hätte.

DAZ.online: Ihr Unternehmen steht seit Monaten unter Druck durch den aktivistischen Investor AOC. Er verlangt einen Umbau des Aufsichtsrates und die Abschaffung der vinkulierten Namensaktien. Wie beurteilen Sie die Forderungen, auf die Sie ja zu einem großen Teil bereits eingegangen sind?

Wiedenfels: Grundsätzlich gilt: Wir sind an allen Vorschlägen unserer Aktionäre interessiert. Unabhängig davon prüfen wir sehr genau, ob und wie wir Stada weiter voranbringen können. Die Themen, die Active Ownership Capital angesprochen hat, kannten wir bereits und wir arbeiten schon seit Längerem an einer strategischen Weiterentwicklung. Auch hatte der Aufsichtsrat ohnehin für 2018 eine wesentliche Erneuerung des Gremiums geplant. Die personelle Erneuerung des Aufsichtsrats wurde um zwei Jahre vorgezogen, um der bereits begonnenen strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens mit Blick auf die Internationalisierung und den Ausbau des Markenproduktbereichs noch besser Rechnung zu tragen. Intensive Gespräche mit zahlreichen Investoren hatten ergeben, dass unsere Aktionäre eine frühere Neubesetzung im Aufsichtsrat begrüßen würden.

Der Stada-Aufsichtsrat hat, wie angekündigt, unabhängig vom Vorstand und mit professioneller Unterstützung durch die renommierte Personalberatung Egon Zehnder einen strukturierten und transparenten Auswahlprozess für die Kandidaten zur Neuwahl in den Aufsichtsrat durchgeführt. In diesem Zuge wurde ein Anforderungsprofil für unabhängige, dem Unternehmen und allen Aktionärsinteressen dienenden Kandidaten erarbeitet, die zusammen mit den verbleibenden Aufsichtsratsmitgliedern eine unabhängige und hervorragende Expertise für Stada bieten.

DAZ.online: Und die Forderung nach der Abschaffung der vinkulierten Namensaktien?

Wiedenfels: Darüber entscheidet allein die Hauptversammlung. Wenn unsere Aktionäre mehrheitlich der Meinung sind, dass dieses Instrument nicht mehr zeitgemäß ist, dann schaffen wir es ab. Aus Sicht des Vorstands hat die Vinkulierung keinerlei Bedeutung, erst recht nicht die, die ihm in manchen öffentlichen Berichten zugesprochen wird. Es ist Unsinn, anzunehmen, dass die Vinkulierung als Abwehrbollwerk gegen Übernahmen eingesetzt würde oder wurde.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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