Flucht vor dem Krieg in Syrien

Alaa Nasser – Apotheker und Künstler

Saerbeck - 03.08.2016, 17:45 Uhr


Der syrische Apotheker Alaa Nasser ist auch Künstler. Aufgrund des Krieges in seinem Heimatland sucht der 31-jährige Asyl in Deutschland. Anlässlich einer großen Einzelausstellung seiner Werke sprach DAZ.online mit ihm über seine Erfahrungen – wie auch seine Pläne als Pharmazeut in Deutschland.

Der 31-Jährige Syrer ist nach der Flucht aus seiner Heimatstadt Latakia und mehreren Stationen in Deutschland vorerst in Saerbeck angekommen, einer kleinen Gemeinde im nördlichen Münsterland. Ein glückliches Aufeinandertreffen: Nicht nur, dass gerade eine große Einzelausstellung seiner Werke zu sehen ist, auch die Anzahl der Gäste bei der Eröffnung überraschte selbst die Veranstalterin. Die Besucher hatten sich weder vom ungünstigen Termin noch vom zu erwartenden Thema abschrecken lassen und wurden für ihre Neugier reich belohnt.

Die Ausstellung trägt nicht umsonst den Titel „Out of the Darkness“, denn „Heraus aus der Dunkelheit“ finden die Betrachter der Werke von Nasser ganz unmittelbar. Wenn man seine Arbeiten sieht, kann man sich gut vorstellen, wie glücklich die Kinder bei seinen Kunstprojekten in Latakia gewesen sein müssen und welcher Gewinn es für die Schulkinder eines Projektes in Hörstel gewesen sein muss, mit ihm an einem Projekt „Syrien vor dem Krieg und jetzt“ arbeiten zu können. Und wenn der Krieg nicht gewesen wäre, stünde er zudem in seiner eigenen Apotheke und würde sich um die Kunden kümmern. Damit er auch hier wieder als Apotheker arbeiten kann, müssen noch einige Hürden genommen werden. DAZ.online sprach mit Alaa Nasser über die Lage in Syrien, seine Kunst und Nassers Pläne für die nächsten Jahre.

DAZ.online: Was hatte Sie dazu bewogen, Apotheker zu werden, Herr Nasser? 

Alaa Nasser: Mein Vater war Apotheker. Er hat mich oft mit in die Apotheke genommen. Seit dieser Zeit hatte ich den Wunsch, Apotheker zu werden, und habe dann von 2005 bis 2010 an der privaten Kalamoon Universität in Damaskus studiert. Von 2010 bis August 2015 habe ich in meiner eigenen Apotheke in meiner Heimatstadt Latakia gearbeitet.

Die Collage „Tage“ von Alaa Nasser, erstellt im Jahr 2016.


DAZ.online: Wie sind Sie zur Kunst gekommen? 

Nasser: Ich war in Syrien neben meiner Berufstätigkeit immer als Künstler tätig. Meine Mutter hat mich dazu inspiriert und dabei unterstützt. Hier in Deutschland möchte ich auch gerne als Apotheker arbeiten. Deshalb mache ich zurzeit einen berufsbezogenen Sprachkursus und ein Praktikum in einer Apotheke hier in Saerbeck. Danach möchte ich weiter Deutschkurse besuchen, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Wenn mein Asylantrag befürwortet wird, möchte ich mein Studium anerkennen lassen und dann, wenn möglich, als Apotheker arbeiten.

Kontakt per „Gedankenbrücke“ zur Familie

DAZ.online: Gerade läuft eine große Einzelausstellung im Rathaus von Saerbeck. Wie kam es dazu? 

Nasser: Es gibt hier einen Arbeitskreis „Willkommen – ökumenische Flüchtlingshilfe Saerbeck“. Dort arbeiten auch Künstler mit, die ich kennengelernt habe. Sie haben mich unterstützt, damit ich diese Ausstellung machen konnte. So können Saerbecker Bürger sehen, dass es auch unter den Flüchtlingen Künstler gibt.  

DAZ.online: Sie sind aus Syrien geflüchtet. Woran denken Sie, wenn Sie an Ihre Heimat vor dem Krieg denken?

Nasser: Ich denke daran, dass ich dort „ganz normal“ gelebt habe. Ich hatte Arbeit in meiner eigenen Apotheke, hatte meine Familie und Freunde um mich herum und fühlte mich ganz sicher. 

Das Gemälde „Amal 2“ von Alaa Nasser. „Amal“ heißt Hoffnung – und ist der Name von Nassers Mutter.


DAZ.online:
Stellen Ihre Bilder eine Brücke zu Ihrer Familie her?

Nasser: Sicher sind meine Bilder eine Brücke zu meiner Familie. Aber ich habe auch so Kontakt zu meiner Familie. Die Bilder sind für mich vor allem eine „Gedankenbrücke“ zu meiner verstorbenen Mutter, die sich für meine Kunst sehr interessiert hat.

DAZ.online: Was bedeutet die gelbe Blume, die auf vielen Ihrer Bilder zu sehen ist?

Nasser: Die gelbe Blume ist die Lieblingsblume meiner Mutter gewesen. Für mich ist diese Blume heute meine „Blume der Erinnerung“. Sie taucht häufiger in meinen Bildern auf. Sie begleitet mich in meinem Leben, und so ist mir meine Mutter noch ganz nah.


Fotos von der Ausstellung und weitere eigene Werke finden sich auf Alaa Nassers Facebook-Seite



Stephanie Hanel, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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