3-Prozent-Marge, Rezepturen, BtM-Abgabe

Wohin will die SPD beim Apothekenhonorar?

Berlin - 27.07.2016, 16:45 Uhr

Innerhalb der SPD-Fraktion kursieren mehrere unterschiedliche Meinungen, was die Anpassung des Apothekenhonorars betrifft. (Foto: dpa)

Innerhalb der SPD-Fraktion kursieren mehrere unterschiedliche Meinungen, was die Anpassung des Apothekenhonorars betrifft. (Foto: dpa)


Die Bundestagsfraktionen werden in den kommenden Wochen den Referentenentwurf des sogenannten Pharmagesetzes besprechen. Beim Punkt Honorar für Apotheker könnte es zumindest innerhalb der SPD spannend werden. Die Sozialdemokraten haben es geschafft, den Referentenentwurf innerhalb weniger Stunden mit teilweise extrem unterschiedlichen Ansichten zu kommentieren.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will mit dem AM-VSG die Vergütung der Apotheker in den Bereichen „Rezepturen“ und „BtM-Abgabe“ verbessern. Bei den Rezepturen soll es einen neuen, zusätzlichen Festzuschlag in Höhe von 8,35 Euro geben. Zudem plant das BMG eine Erhöhung der Arbeitspreise um jeweils einen Euro. Außerdem ist eine Anpassung der Vergütung für BtM-Abgaben von derzeit 0,26 Euro auf 2,91 Euro geplant. Am Montag war ein erster Referentenentwurf bekannt geworden.

Dieser Entwurf wird nun in den Fachverbänden sowie in den einzelnen Bundestagsfraktionen geprüft. Hört man sich in der SPD-Fraktion um, wird man derzeit nicht ganz schlau. Denn die Ansichten der Gesundheitspolitiker innerhalb der SPD-Fraktion scheinen stark zu divergieren: 

Da wäre zunächst Sabine Dittmar, ihres Zeichens Berichterstatterin für das Thema Apotheken in der SPD-Fraktion. Dittmar hatte sich in den vergangenen Wochen sehr für die Apotheker eingesetzt, in dem sie immer wieder eine Anpassung der Honorierung bei Rezepturen und BtM-Abgaben anmahnte. Die fränkische Sozialdemokratin hatte zuletzt auch eine Apotheke besucht und ihre Forderungen dort bekräftigt.

Gegenüber DAZ.online sagte Dittmar auf Nachfrage: „Als zuständige Berichterstatterin für Apotheken freue ich mich, dass die Anpassung des Apothekenhonorars für Rezepturen und BtM im Entwurf verankert ist. Diese Anpassung ist längst überfällig und notwendig. Schon meine Vorgängerin Marlies Volkmer hat in der vergangenen Legislaturperiode diese Linie vertreten und auch der damalige Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier hat im Sommer 2013 klar gemacht, dass sich die SPD für eine bessere Honorierung bei der Abgabe von BtM und der Herstellung von speziellen Rezepturen einsetzt. Mit der vorgeschlagenen Regelung schließt sich der Kreis und ich bin erst einmal zufrieden.“

So weit so gut. Die Apotheker interessiert neben der Rezeptur- und BtM-Vergütung derzeit aber noch ein anderes, wichtiges Thema. Denn die Regierungsfraktionen hatten vor einigen Wochen angekündigt, die 3-Prozent-Marge der Apotheker aufgrund der steigenden Preise im Hochpreiser-Bereich zu deckeln. Mit der Deckelung sollten die Mehrausgaben für die Honorarerhöhung refinanziert werden, hieß es in dem Positionspapier von SPD und CDU/CSU.

Auf diese Forderung angesprochen, reagierte Apotheken-Expertin Dittmar skeptisch. „Die konkrete Ausgestaltung und die möglichen Auswirkungen müssen zunächst einmal genauer beleuchtet werden“, sagte Dittmar. „Aus Kostengründen“ wolle aber auch sie das Thema nicht komplett vom Tisch haben. Denn: „In meiner eigenen Familie erlebe ich beispielsweise, dass der Beratungsaufwand bei einer Dauermedikation kein Argument dafür ist, dass jeden Monat pro Hochpreiserpackung mehrere hundert Euro an die Apotheke fließen. Diese Summen lassen sich beim besten Willen auch nicht mit dem Argument begründen, dass die Apotheker die Medikamente vorfinanzieren müssen.“

Quo vadis, SPD?

Von Skepsis scheint bei der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD, Hilde Mattheis, hingegen keine Spur zu sein. Gegenüber dem Branchenportal Apotheke Adhoc sagte die SPD-Politikerin zur Deckelung der 3-Prozent-Marge: „Ich halte das nach wie vor für richtig. Im laufenden Gesetzgebungsprozess wird sich zeigen, ob für diesen Vorschlag Mehrheiten zu finden sind und wie er dann umgesetzt werden kann.“ Was die Anpassung der Rezeptur- und BtM-Vergütung betrifft, zeigte sich aber auch Mattheis positiv gestimmt.

Lauterbach sieht Honorarerhöhung für Apotheker kritisch

Am heutigen Mittwoch mischte sich dann noch eine weitere, gewichtige Stimme in den Meinungswettbewerb zum Apothekenhonorar ein. Im Namen der gesamten SPD-Fraktion kritisierte Karl Lauterbach den vom BMG vorgelegten Vorschlag. Lauterbach, der bei den Sozialdemokraten in dieser Legislaturperiode stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist, würde den Apothekern wohl überhaupt keine Gehaltserhöhung zugestehen – weder bei den Rezepturen noch bei der BtM-Abgabe. „Die SPD“ sehe diesen Punkt kritisch, erklärte Lauterbach gegenüber der Rheinischen Post.

Mit großer Spannung warten die Apotheker derzeit auch noch auf eine vierte Stimme der Sozialdemokraten. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat nämlich im vergangenen Jahr eine Agentur damit beauftragt, das Apothekenhonorar grundlegend unter die Lupe zu nehmen, um etwaige Forderungen der Apotheker – beispielsweise nach einer Dynamisierung des Fixhonorars – besser bewerten zu können. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hatte in dieser Frage schon mehrfach auf seine Zuständigkeit hingewiesen. Deshalb wird es spannend sein, wie sich das Haus von Sigmar Gabriel in der Ressortabstimmung zum Pharma-Gesetz verhält. Denn immerhin will das CDU-geführte BMG die Arzneimittelpreisverordnung nun schon vor dem BMWi-Gutachten zugunsten der Apotheker verändern.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Mattheis beharrt auf Deckelung bei Hochpreisern / Lauterbach sieht Erhöhung kritisch

Will die SPD den Honoraranstieg verhindern?

Apothekenhonorar

Die SPD bleibt am Ball

Sabine Dittmar macht sich für Erhöhung von Rezeptur- und BtM-Zuschlägen stark

SPD kämpft weiter für mehr Honorar

Rezepturvergütung: Union diskutiert über Apothekenhonorar

Bleibt es bei der angekündigten Erhöhung?

Seeheimer Kreis und Parlamentarische Linke

SPD-Abgeordnete kämpfen vereint für den Versandhandel

Franke und Dittmar schlagen zeitlich befristete Boni-Beschränkung im SGB vor

SPD will Boni-Verbot statt Rx-Versandverbot

7 Kommentare

Apotheken Honorare

von Alexander Zeitler am 28.07.2016 um 2:41 Uhr

Wenn man das alles liest, werde selbst ich sprachlos. Wir sollen wohl die Erhöhung selber finanzieren.
Super Idee von der SPD, die sich mal fragen lassen muss, was für Abgeordnete sie in ihren Reihen hat.
Alles nur billige frühe Wahlkampfsprüche?
Welcher Apotheker soll/kann die denn wählen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Noch Fragen ?

von gabriela aures am 27.07.2016 um 20:09 Uhr

"Mit der Deckelung sollten die Mehrausgaben für die Honorarerhöhung refinanziert werden, hieß es in dem Positionspapier von SPD und CDU/CSU."

Da geht sie hin, die Hoffnung, die Goldlöckchen FS im Namen der Zwangsoptimisten der ABDA wieder mal gespürt und freudig verbreitet hat.
Der immer noch und immer wieder mit neuen Begründungen drohende Deckel wird komplett ausgeblendet, ignoriert, negiert.
Weil: ist noch nicht durch, kein Kommentar, wir wollen ja die Stimmung nicht killen, sind doch gerade sicher noch ein paar Sommerfeste ....

Aber über genauso ungelegte Eier wie die Gedankenspiele zu BTM und Rezeptur läßt man sich schon mal freudig aus.

Dieses fröhliche Geplappere und Rumdilettieren im Haifischbecken "Politik und Krankenkassen" sollen bitte endlich mal gestandene Persönlichkeiten machen und nicht diese possierlichen Apothekerleins mit dem Drang zu Publicity.






» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Natürlich...

von gabriela aures am 27.07.2016 um 20:42 Uhr

...sollen gestandene Fachleute NICHT so rumplappern und freudestrahlend jeden Regenbogen jagen !
Das hatten wir jetzt jahrzehntelang und die Erfolge sind unterirdisch !!!!
So mit Hingabe beständig scheitern ist zwar einzigartig sensationell, aber schlicht Mist !

Gabriel

von Frank ebert am 27.07.2016 um 19:11 Uhr

In meiner Jugendzeit war Dick und Doof eine Fernsehnserie.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

SPD

von Dr.DIEFENBACH am 27.07.2016 um 19:09 Uhr

Diese Partei wird uns NIE helfen,solche Genossen wie Lauterbach (man erinnere sich an Auftritte beim Apotag....)besitzen die Frechheit sich selbst im Bundestag Diäten regelmäßig zu erhöhen,negieren massive Aufwändungen bei anderen aber komplett.2003 gab es einen BESCHLUSS zu den Prozenten.Es ist eine Sauerei auch im eigenen Stand wenn jemand an dieser Zahl nach unten rüttelt.Es ist scheinbar immer noch nicht klar angekommen ,WAS wir alles über die 3 Prozent finanzieren müssen,denn mit den 8 Euro 35 minus Würgerabatt 1 Euro 77 lassen sich die ganzen Mitarbeiterzahlen kaum entlohnen,WAS ist mit der MwSt -Diskussion ???Ist sie tot,muss man die Leute wieder daran erinnern,dass der Staat faulenzt,aber 16 Prozent vom Hundert einstreicht.Wann werden die 1 Euro 77 endlich ganz abgeschafft .Der DAV hatte doch errechnet,dass so um 50 Cent die ehrliche Variante wären .Nein wir verplempern die Staatsgelder lieber in Flughäfen wie Hahn (Rücktritt Dreyer mehr als überfällig) oder 5 Mrd mehr in Stuttgart 21 (Rumgeeiere Kretschmann und sein tüchtiger CDU Vertreter Strobl.)-Ich denke als Staatsbürger würgt es einen bei DIESEM verlogenen Umgang mit unserem Beruf

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Apropos Elefanten

von Bernd Jas am 27.07.2016 um 21:23 Uhr

Da halte ich mit; wir sollten diese Menschen und was sie gesagt haben nie vergessen, obwohl man sie sprichwörtlich vergessen kann.
Grrrr.

Liebesbeziehung zwischen Apothekern und der SPD

von Heiko Barz am 27.07.2016 um 18:12 Uhr

Genauso sehe ich es kommen. Die entscheidenden Stimmen bei der SPD sind uns Apothekern noch nie wohl gesonnen gewesen.
Seit Wochen wird nun unser Anliegen, die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit der Rezeptur- BTM und Notdiensterhöhung, in den Medien breitgetreten und auch auf der Ebene unserer Führung glaubt man den Sprüchen untergeordneter Parteiensprecher, dass das schon entschieden wäre.
Da meldet sich wie immer, wenn es um die Wurst geht, der Professor mit der Fliege und bringt seine üblichen apothekerfeindlichen Parolen ein.
Bei derart Diskussionen mit "Seinesgleichen" zB. Ärztekammerchef Montgomery ist er sehr viel differenzierter und auch wesentlich moderater. Da geht es ja schließlich auch um die - jährliche Gehaltsangleichung- der Ärzte.
Wenn ich dieses Gezeter um unsere Minimalstforderung des letzten Apotages betrachte, dann möchte ich in eine über allem stehende Diskussion um unsere Honorarangleichung gar nicht erst einsteigen.
So können wir endlich zwischen den Zeilen das Gedankengut der Genossen erkennen, und wenn sich tatsächlich IRGENDETWAS finanzielles für uns ergeben sollte, dann wird es mit hohen Opfern bezahlt werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.