Gefälschter Lebenslauf

Petra Hinz hat Nachfolgerin und kassiert Übergangsgeld

Berlin - 23.07.2016, 08:55 Uhr

Aus, vorbei: Die Essener SPD-Abgeordnete Petra Hinz fälschte ihren Lebenslauf und scheidet nun aus dem Bundestag aus, hat aber Anspruch auf ein Übergangsgeld.

Aus, vorbei: Die Essener SPD-Abgeordnete Petra Hinz fälschte ihren Lebenslauf und scheidet nun aus dem Bundestag aus, hat aber Anspruch auf ein Übergangsgeld.


Für die aus dem Bundestag ausscheidende SPD-Politikerin Petra Hinz gibt es eine Nachfolgerin: Nachrücken soll die Juristin Bettina Bähr-Losse aus dem nordrhein-westfälischen Sankt Augustin. Hinz selbst ist inzwischen abgetaucht, hat nun aber Anspruch auf ein üppiges Übergangsgeld des Bundestages.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass Petra Hinz aus Essen große Teile ihres Lebenslaufes gefälscht hatte. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete hat weder Abitur, noch hat sie Rechtswissenschaften studiert oder ein juristisches Staatsexamen abgelegt. Hinz‘ Anwälte hatten auf der Internetseite der SPD-Politikerin eine entsprechende Erklärung veröffentlicht, zugleich aber beteuert, dass sie ihre politische Arbeit immer mit Ehrlichkeit und Integrität vollzogen habe. Zuvor hatten sich angeblich mehrere ehemalige Mitarbeiter der Sozialdemokratin in einem anonymen Brief über die Arbeitsverhältnisse unter Hinz beschwert. Hinz war 2005 erstmals in den Bundestag eingezogen.

Mehrere Medien berichten nun, dass die SPD die Juristin Bettina Bähr-Losse nach Berlin schicken will, um Hinz im Bundestag abzulösen. Bähr-Losse hatte sich 2013 bereits als Direktkandidatin um ein Bundestagsmandat beworben, war allerdings am CDU-Kandidaten Norbert Röttgen gescheitert. Der SPD Rhein-Sieg zufolge ist die 49-jährige Juristin als Rechtsanwältin tätig, insbesondere zu familienrechtlichen Themen. Seit 2009 sitzt Bähr-Losse im Kreistag. Das Thema „Gesundheit“ ist nicht neu für die gebürtige Braunschweigerin. Im Kreistag ist sie Vorsitzende des Ausschusses für Inklusion und Gesundheit.

Wie es mit Petra Hinz weitergeht, ist noch unklar. Die SPD-Politikerin muss gegenüber Bundestagspräsident Norbert Lammert offiziell den Wunsch der Mandatsniederlegung äußern. Noch ist das aber nicht passiert. In Hinz‘ Berliner Büro ist seit Tagen niemand mehr erreichbar,  einkommenden Anrufe landen auf einem Anrufbeantworter.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

SPD will uns wohl für blöd verkaufen

von Alfons Neumann am 04.08.2016 um 23:36 Uhr

Solange die SPD diese Hochstaplerin duldet, muß sie sich den Vorwurf gefallen lassen, Betrug salonfähig zu machen. Damit ist diese Partei schlicht unwählbar.
Mehr noch: Diese SPD sagt, sie könne diesbezüglich nichts machen, während bspw. eine Frau Mattheis oder ein Lauterbach uns einen erzählen wollen von wegen Margendeckel ?? Frechheit bei max. 3%, sollen die erstmal für eine Deckelung der 19% Mehrwehrtsteuer sorgen, dann können wir weiterreden.
Die alte Rudolf-Dressler-Theorie bzgl. Apotheken scheint dort wohl immer noch herumzuspuken ...

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Werteverfall

von Michael Hanke am 25.07.2016 um 18:19 Uhr

Gute Eltern prägen ihre Erziehung durch ihre Vorbildfunktion. Es dürfte schwer werden, den jungen Menschen zu vermitteln, warum sie als Einzelhandelsverkäufer an die Grenzen ihrer eigenen Leistungsfähigkeit gedrückt werden, ihnen als Bürokraft bei depressiven Episoden lebenslange Armut droht, und warum sie als Pflegekräfte über den Rand zumutbarer Belastbarkeit getrieben werden, solange sich konservative Kräfte (Hoeness, VW, Gutenberg, usw. sprich Hinz und Kuntz) durch abscheuliche Betrügereien die Hermes-Echtlederportemonnaies füllen. Die Anständigkeit wird verhöhnt, der Begriff "Opfer" im Jugendslang zum beleidigenden Begriff. Dieser Werteverfall muss gestoppt werden, denn er droht durch wettbewerbsverzerrende Effekte eine viel ernstzunehmendere Gefahr für die Marktwirtschaft zu werden, als es der Sozialismus jemals vermochte. Leistung muss sich lohnen, nicht Betrug.

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Übergangsgeld für Betrüger?

von Heiko Barz am 22.07.2016 um 12:05 Uhr

Es ist schon skurril, erleben zu müssen, dass ein durch mehr als offensichtlichen Betrug erlangtes Bundestagsmandat auch noch die Berechtigung besitzt für ein vom Steuerzahler aufzubringendes Übergangsgeld.
Im Gegenteil müßte diese Pseudodemokratin, die durch ihre Berufsmanipulation an Gehälter gelangt ist, die sie zu Unrecht bezogen hat, verurteilt werden, zur Rückerstattung ihrer vom Steuerzahler gewährten "DIÄTEN".
Bei Pharmazeuten heißt das Regress!!

Wo bleibt hier das Maß der Gerechtigkeit, die bei anderen ähnlich gelagerten Fällen sofort zu Strafanzeigen führt?

Betrug ist und bleibt nun einmal Betrug, auch wenn er politisch motiviert ist.
Schwört nicht auch ein Bundestags-Abgeordneter einen Eid auf unsere Verfassung, oder verhält es sich hier im Besonderen, wie noch vor vielen Jahren ein Eid abgegeben wurde:
"Ich gebe Ihnen Mein EHRENWORT".......
Kabarettist Hildebrandt erfand aufgrund dieses Spruches von Barschel in einer Sendung den Begriff des 'politisch bedingten Eides' und was er damit zum Ausdruck bringen wollte, das dürfte wohl Allen klar sein.

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AW: Genug Material für 2. Teil

von sven gallinat am 25.07.2016 um 8:34 Uhr

Es gibt mittlerweile genug Material für einen weiteren Teil von "Die Weltgeschichte der Lüge"....
Ohne Worte...

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