Vibrionen

Killerbakterien aus dem Meer

Stuttgart - 22.07.2016, 10:55 Uhr

Getrübte Strandidylle: Mit steigenden Wassertemperaturen steigt die Gefahr für das Auftreten von Vibrionen-Infektionen. (Foto: UsedomCards.de / Fotolia)

Getrübte Strandidylle: Mit steigenden Wassertemperaturen steigt die Gefahr für das Auftreten von Vibrionen-Infektionen. (Foto: UsedomCards.de / Fotolia)


In der Ostsee steigende Fallzahlen

Bereits seit 1985 werden im Bereich der Ostsee-Anrainerstaaten steigende Fallzahlen registriert. So stiegen die Infektionen von absolut deutlich unter zehn Fällen auf etwa 20 bis 30 Fälle pro Jahr (2010) an. Im Jahre 2005 wurde der absolute Ausnahmewert mit etwas über 60 Fällen registriert. Auch in diesem Jahr sind bereits Badegäste erkrankt. Für die Ostsee wird dabei eine weitere Zunahme der Fälle prognostiziert, da vor allem V. vulnificus hier mit dem relativ geringen Salzgehalt und den allgemein steigenden Wassertemperaturen der Meere günstige Wachstumsbedingungen vorfindet. In der Nordsee sind vor allem Bereiche mit Süßwasserzufluss gefährdet, da dort der Salzgehalt reduziert ist.

Neben V. vulnificus wurden im Ostseeraum auch noch andere Vibrio-Arten nachgewiesen. So erkrankten im Sommer 2006 mehrere Personen an Wundinfektionen durch nicht Toxin-produzierende V. cholerae. Die Toxin-produzierenden Serotypen von V. cholerae, die die klassische Cholera auslösen können, werden in deutschen Gewässern aber nicht gefunden.

Risikofaktor offene Wunden

Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Vorerkrankungen, geschwächtem Immunsystem und offenen Wunden. Ganz kleine Läsionen reichen als Eintrittspforte offenbar aus. Ende Juni erst verlor ein Mann im US-Bundesstaat Mississippi ein Bein, nachdem er im seichtem Wasser gefischt hatte. Er soll sich Medienberichten zufolge über eine winzige Wunde infiziert haben.

Gefährdete sollten den Kontakt mit warmem Meerwasser meiden. Die Infektionen entstehen, wenn geschädigte Haut mit kontaminiertem Meer- oder Brackwasser in Kontakt kommt oder durch Schalentiere verletzt wird. Die Inkubationszeit für Infektionen mit V. vulnificus beträgt 12 bis 72 Stunden. Ohne adäquate Therapie kann sich die Infektion schnell ausbreiten und zu ausgedehnten Nekrosen führen, aus denen sich dann eine Sepsis entwickeln kann. Im schlimmsten Fall endet diese tödlich.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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