Wahlen in der Standesvertretung

Die Apotheker brauchen einen neuen Unterhändler

Berlin - 08.07.2016, 07:00 Uhr

Aus nach sieben Jahren: Dr. Rainer Bienfait aus Berlin will nicht mehr für die DAV-Spitze kandidieren. Die Apotheker brauchen dann einen neuen Unterhändler für die Kassenverhandlungen mit viel Zeit. (Foto: ABDA)

Aus nach sieben Jahren: Dr. Rainer Bienfait aus Berlin will nicht mehr für die DAV-Spitze kandidieren. Die Apotheker brauchen dann einen neuen Unterhändler für die Kassenverhandlungen mit viel Zeit. (Foto: ABDA)


Ende des Jahres werden die Spitzen der Bundesapothekerkammer, des Deutschen Apothekerverbandes und der ABDA neu gewählt. Seit Wochen schon wird hinter vorgehaltener Hand diskutiert: Wer tritt an? Wer hört auf? Eine Personalie steht jetzt schon fest: Dr. Rainer Bienfait, zuständig für Kassen-Verhandlungen, kandidiert nicht mehr.

Alle drei Wahlen an der ABDA-Spitze sind bereits terminiert. Am 23. November wählt die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer (BAK) einen neuen Geschäftsführenden Vorstand. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) folgt am 30. November. Am 7. Dezember muss sich dann schließlich die ABDA-Spitze um Präsident Friedemann Schmidt zur Wahl stellen.

Insbesondere an der DAV-Spitze wird es in diesem Jahr zu Veränderungen kommen. Dem fünfköpfigen geschäftsführenden Vorstand gehören derzeit an: Fritz Becker aus Baden-Württemberg (Vorsitzender), Dr. Rainer Bienfait aus Berlin (stellvertretender Vorsitzender), Stefan Fink aus Thüringen, Dr. Hans-Peter Hubmann aus Bayern sowie Claudia Berger aus dem Saarland. Jeder der fünf DAV-Vorstände hat ein spezielles Aufgabengebiet. Fink ist beispielsweise für das Thema „Medikationsmanagement und ARMIN“ zuständig.

Bienfait kommen sehr wichtige Aufgaben zu: Der Berliner verhandelt gemeinsam mit den Hauptamtlichen der ABDA alle bundesweit gültigen Verträge der Apotheker. Auch in den zuletzt abgeschlossenen Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband zum Thema „Null-Retaxationen“ spielte Bienfait eine wichtige Rolle. Ebenso war der Vorsitzende des Berliner Apothekervereins (BAV) maßgeblich an allen Verhandlungen zum Kassenabschlag in den vergangenen Jahren beteiligt.

Bienfait: DAV nein, BAV ja

2009 rückte Bienfait erstmals in den DAV-Vorstand auf. Bei den kommenden Wahlen im November möchte er aber nicht mehr kandidieren, erklärte er gegenüber DAZ.online. Seine standespolitischen Tätigkeiten will er aber nicht komplett an den Nagel hängen. Bei der für 2017 anstehenden Wahl des BAV werde er nochmals als Vorsitzender kandidieren, sagte Bienfait. Bienfait ist seit 1990 Mitglied des Vorstandes im BAV, 1997 wurde er erstmals zum Vorsitzenden gewählt.

Der Berliner hinterlässt eine große Lücke an der DAV-Spitze: Der Verband braucht nun einen neuen stellvertretenden Vorsitzenden sowie einen neuen Unterhändler. Die Suche wird sich schwierig gestalten. Denn Bienfait füllte mit seiner Verhandlungstätigkeit fast eine Vollzeitstelle im DAV aus. Das konnte er sich nur erlauben, weil er keine eigene Apotheke mehr besitzt. Seit einigen Jahren ist der Berliner Apotheker zwar gemeinsam mit seiner Frau in einer OHG tätig. Seine Apotheke in Berlin-Moabit hatte Bienfait allerdings schon vor Jahren aufgegeben.

Rückt Hans-Peter Hubmann nach?

Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass der DAV einen Kandidaten findet, der so viel Zeit für die Standesvertretung opfern kann, wie Bienfait. Dem Vernehmen nach sucht die ABDA auch aus diesem Grund nach einem Juristen. DAZ.online hatte berichtet, dass im ABDA-Haushalt für das kommende Jahr eine Vollzeitstelle aufgeführt ist, unter anderem für Verhandlungen mit den Krankenkassen.

Als ein sehr wahrscheinlicher Kandidat für den Posten an der DAV-Spitze gilt Dr. Hans-Peter Hubmann aus Bayern. Hubmann ist seit vier Jahren Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes des DAV und würde sich wegen vieler Gesichtspunkte gut eignen als neuer Mann an der DAV-Spitze. Bayern ist der stärkste Landesverband in der ABDA-Mitgliederversammlung. Zudem haben die Bayern auf politischer Ebene in den vergangenen Jahren viel erreicht für die Apotheker: Unter anderem setzte sich die CSU zum Ende der vergangenen Legislaturperiode mit dem Vorschlag der Notdienstpauschale in der Regierungskoalition durch.

Hubmann für Bienfait?

Hubmann gilt als sehr gut vernetzt und als hartnäckiger Unterhändler der Apotheker. Allerdings besitzt er im oberfränkischen Kulmbach zwei Apotheken. Fraglich ist also, ob er die nötige Zeit aufbringen kann, um in Berlin zu verhandeln. Gegenüber DAZ.online sagte Hubmann, er werde erneut für den Geschäftsführenden Vorstand des DAV kandidieren. Zu den einzelnen Posten wollte er sich jedoch nicht äußern.

Fest steht: Die DAV-Spitze braucht mindestens ein neues Mitglied. Die Vertreter der einzelnen Landesapothekerverbände in der DAV-Mitgliederversammlung haben nun bis Mitte Oktober Zeit, der ABDA Vorschläge für den Geschäftsführenden Vorstand zu machen. Am 30. November stimmen die Verbandsvertreter aus ganz Deutschland dann über die fünf neuen DAV-Vorstände ab.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Rainer Bienfait und Claudia Berger kandidieren nicht mehr

Veränderungen an der DAV-Spitze

Wahlen an der Apotheker-Spitze

Die ABDA und ihr Problem mit der Frauenquote

Personalentscheidungen bei den Geschäftsführenden Vorständen von ABDA, BAK und DAV

Spannung vor den Wahlen

Höchste Auszeichnung der Apotheker

Dr. Rainer Bienfait erhält Hans-Meyer-Medaille

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.