Pharma-Honorare

Wir haben ja nichts zu verbergen

Stuttgart - 01.07.2016, 17:30 Uhr


Mit Honoraren gegen Raubtierkapitalismus

„Herr Lauterbach würde sagen, das geht niemals mit rechten Dingen zu“, sagt der Onkologe – der es deutlich anders sieht. Denn eigentlich verfolgt er ein anderes Ziel zusammen mit dem SPD-Gesundheitspolitiker: Er will die „völlig inakzeptable Preispolitik“ der Firmen deutlich kritisieren. „Wir können nicht so tun, als hätten wir für das Gesamtsystem keine Verantwortung“, sagt er. Daher nutze er die Beratungstätigkeit bei den Firmen, um den „Raubtierkapitalismus“ bei der Preisgestaltung zu kritisieren. „Wenn sie nur Lobhudeleien hören wollen, laden sie mich nicht ein“, erklärt Kisro.

Er rät allen Gesundheitsberuflern zur Offenlegung von Zahlungen. „Meiner Meinung nach müssen wir so transparent sein wie möglich – gerade bei teuren Medikamenten“, erklärt der Onkologe.

Überhaupt kein Problem mit Transparenz

Deutscher Top-Verdiener von Pfizer war im vergangenen Jahr der Kardiologe Mathias Rauchhaus aus Potsdam – er erhielt knapp 25.000 Euro an Honorarzahlungen und für Aufwendungen. Doch er verdient seinen Lebensunterhalt durch derartige Beratungsleistungen – im Bereich Studienmanagement, Prozess- und Qualitätsmanagement oder der Zulassung von Medizinprodukten. „Ich bin selber Arzt, aber vor einigen Jahren aus der kurativen Medizin ausgestiegen“, erklärt Rauchhaus. Daher arbeite er mit Interessen – aber ohne Konflikte, was die Patientenversorgung anbelangt. „Ich habe überhaupt kein Problem mit Transparenz“, sagt Rauchhaus.

Obwohl auch Apotheker unter den offengelegten Zahlungen sind, fanden sie sich zumindest nicht unter den Top-Verdienern. Da die Firmen nicht angegeben haben, zu welcher Art von Berufsgruppe die einzelnen Empfänger gehören, konnte diesbezüglich nicht nachgefragt werden. Doch sowohl die vielen Ärzte wie auch Ärztepräsident Ulrich Montgomery als auch verschiedene Pharmafirmen setzen sich in dieser Sache für mehr Transparenz ein, so dass im nächsten Jahr vielleicht noch mehr Angaben veröffentlicht werden. Die ABDA wollte auf Nachfrage aktuell zur Transparenz-Initiative keine Stellung nehmen. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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