Supermarktkette

Vermeintlich fehlerhafte Blutzucker-Teststreifen bei ALDI

Berlin - 29.06.2016, 12:50 Uhr

Schlechte Werte: Die Supermarktkette ALDI Süd hat Blutzucker-Teststreifen von Medisana verkauft, die vermneintlich fehlerhafte Werte liefern. (Foto: dpa)

Schlechte Werte: Die Supermarktkette ALDI Süd hat Blutzucker-Teststreifen von Medisana verkauft, die vermneintlich fehlerhafte Werte liefern. (Foto: dpa)


Die Supermarktkette ALDI Süd hat Blutzuckermessgeräte und Blutzuckerteststreifen des Medizinprodukteherstellers Medisana als Aktionsartikel verkauft. Das Angebot war allerdings nur eine kurze Zeit erhältlich, weil ein Institut bei den Teststreifen grobe Mängel feststellte.

Viel zu hohe Blutzuckerwerte bei Patienten

Der Bayerische Rundfunk hatte Anfang Juni über vermeintlich fehlerhafte Blutzucker-Messgeräte der Firma Medisana berichtet, die bei ALDI zu kaufen waren. Bei einem ganz bestimmten Gerät hatten die Patienten immer auffällig hohe Werte gemessen, meldete der staatliche Rundfunksender. Das Institut für Diabetes-Technologie Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH an der Universität Ulm (IDT) hatte sich daher mit dem Gerät und den Testtreifen beschäftigt und festgestellt, dass mit dem Medisana-Gerät fast die Hälfte aller Werte außerhalb des Norm-Bereichs lagen. Die Uni Ulm meldete den Vorfall daher dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Die Ulmer Forscher wollten bei einem Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) den Namen des Herstellers nennen. Medisana erwirkte jedoch eine einstweilige Verfügung, die Wissenschaftler mussten vorerst auf die Nennung des Unternehmens verzichten. Das Berliner Landgericht hat nach einem Widerspruch der DDG in der vergangenen Woche allerdings entschieden, dass das Ulmer Institut den Firmennamen in einer Fachzeitschrift nennen darf.

Die DDG begrüßt das Urteil. „Doch so sehr es uns freut, dass die Freiheit der Wissenschaft mit dem Richterspruch gewahrt bleibt, so sehr sind wir darüber erstaunt, dass weder die Medisana AG noch Aldi-Süd eine Rückrufaktion der unzuverlässigen Teststreifen starteten“, so Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG.

ALDI stoppt Verkauf, Medisana prüft erneut

Gegenüber DAZ.online sagte ein Sprecher des Supermarkt-Discounters, dass die Messsysteme inzwischen nicht mehr angeboten werden. „ALDI Süd hat Anfang des Jahres Blutzuckermessgeräte inklusive Teststreifen als Aktionsartikel angeboten. Aktuell sind diese nicht mehr in unseren Filialen erhältlich. Ob und wann wir Blutzuckermessgeräte erneut anbieten werden, ist zurzeit noch nicht entschieden.“

Wie viele der Messsysteme bereits an Diabetiker verkauft wurden, wollte der Konzernsprecher nicht verraten. Nur so viel: „Wir bitten um Verständnis, dass wir zunächst den Abschluss der zurzeit in Abstimmung mit dem BfArM laufenden Prüfungen abwarten möchten. Sofern notwendig, werden wir im Anschluss daran gemeinsam mit unserem Lieferanten, der Medisana AG, alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen.“

Auch der Medizinproduktehersteller Medisana hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert. „Interessierte Kreise“ hätten den „unzutreffenden Eindruck“ erweckt, dass Medisana und ALDI Süd Menschenleben gefährdeten. Nach Bekanntwerden der Testergebnisse des Ulmer Instutes habe man unverzüglich reagiert, eine „Risikobewertung“ der betroffenen Charge vorgenommen und weitere Maßnahmen eingeleitet. Man habe ein unabhängiges Institut damit beauftragt, die Teststreifen erneut zu testen. Im Sinne der Patientensicherheit seien sowohl das Gerät als auch die Teststreifen vorübergehend aus dem Handel genommen worden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Was denn nun?

von Michael Mischer am 30.06.2016 um 8:12 Uhr

Vermeintlich fehlerhafte Blutzucker-Teststreifen?

Duden: vermeintlich = irrtümlich vermutet

Also ein Bericht darüber, dass die Aldi-BZ-Teststreifen doch ordnungsgemäß funktionieren? Irgendwie passt der Artikel nicht zur Überschrift.

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