Ex-ABDA-Präsident auf Rente

Was wurde eigentlich aus Heinz-Günter Wolf?

Berlin - 21.06.2016, 19:00 Uhr

Blick zurück: Nach einer ereignisreichen Laufbahn widmet sich der ehemalige ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf nun hauptsächlich seiner Familie und seinem Heimatort. (Foto: dpa)

Blick zurück: Nach einer ereignisreichen Laufbahn widmet sich der ehemalige ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf nun hauptsächlich seiner Familie und seinem Heimatort. (Foto: dpa)


Ärger über Rx-Boni, Freude über Schmidt

Auch über aktuelle politische Themen kann Wolf sich noch aufregen. Jüngstes Beispiel ist die Argumentation des Generalanwalts des EuGH zum Thema Rx-Boni. „Da geht mir der Blutdruck in die Höhe. Seine Argumentation liest sich wie ein wahnsinniger Lobby-Erfolg der großen Handelskonzerne. Diese Konzerne sind sehr gefährlich für uns, denn sie haben mehr Kapital. Dabei haben sie keinerlei gesundheitliche oder sozio-demographische Expertise.“

Grundsätzlich gelte für ihn inzwischen aber: „Erst die Familie und Hemmoor, dann die ABDA.“ Wolf kümmert sich viel um seine drei Kinder und fünf Enkelkinder, pflegt seinen Garten und reist gerne mit seiner Frau. Allzu lange hält er es aber nicht in der Ferne aus, weil er nach seiner ABDA-Präsidentschaft eine neue, große Leidenschaft gefunden hat: Wie ein Kommunalpolitiker setzt er sich für seine Heimatstadt Hemmoor ein. Er organisiert und steuert beispielsweise weiterhin die Geschäfte des Gesundheitszentrums in dem niedersächsischen Ort. Ende der 1970er Jahre hatte Wolf das Zentrum gemeinsam mit zwei Ärzten aufgebaut, heute ist es ein zentraler Anlaufpunkt für alle Nachbarorte, mit zahlreichen Arztpraxen.

Wolf-Apotheke an Ex-Mitarbeiter verkauft

Auch die von Heinz-Günter Wolf gegründete Wolf-Apotheke ist weiterhin Teil des Gesundheitszentrums. Nach seinem Ausscheiden bei der ABDA teilte Wolf seinen Mitarbeitern mit, dass er auch die Offizin verkaufen wolle. Ein ehemaliger Mitarbeiter von ihm entschloss sich dazu, die Apotheke zu übernehmen. Wolf pflegt daher weiterhin ein sehr enges Verhältnis zu seinen ehemaligen Kollegen. „Aus dem operativen Geschäft halte ich mich aber raus“, sagt er.

Nebenbei engagiert sich Wolf auch noch als Schriftführer im Förderverein Naturmuseum Niederelbe und als Vorsitzender des Fördervereins seines ehemaligen Gymnasiums. „All Business is local“, sagt Wolf. Und weiter: „Mir ist es sehr wichtig, dass Hemmoor vorankommt, dass die Stadt eine gut ausgebaute Infrastruktur hat und für Ansiedlungen attraktiv bleibt.“ Sein altes Leben als ABDA-Präsident vermisst er daher nicht, auch weil er ja nach wie vor in viele politische Fragen eingebunden sei. Der Vorteil am Status Quo sei aber die Freiheit: „Mein jetziges Leben gefällt mir sehr gut. Ich kann die Schwerpunkte selbst setzen, bin inhaltlich und terminlich nicht mehr so von außen bestimmt“, erklärt Wolf.

Das Loslassen von seinen ABDA-Tätigkeiten fällt ihm auch aus einem Grund nicht schwer. Denn Wolf sagt, er stehe „voll und ganz“ hinter Friedemann Schmidt, seinem Nachfolger, der ihn schon während seiner siebenjährigen Amtszeit als Vize-Präsident begleitet hatte. Wolf begrüßt, dass Schmidt die Apothekerschaft weiterentwickeln möchte, neue Aufgabenfelder für die Pharmazeuten erschließen will. Der ehemalige ABDA-Präsident warnt aber auch vor den Gefahren einer solchen Debatte: „Man muss höllisch aufpassen, die Arzneimittel-Abgabe nicht von der Beratung zu trennen. Wenn man Wahl- und Pflichtleistungen dauerhaft voneinander trennt, werden viele Krankenkassen auf die Idee kommen, nur noch die Pflichtleistungen zu honorieren. Die Beratung darf nicht zur Kürleistung werden.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

für mich persönlich..

von Christiane Patzelt am 21.06.2016 um 21:37 Uhr

...bleiben die letzten 20 Jahre ABDA-Politik Altherrenpolitik, begleitet von Selbstgefälligkeit und von kaufmännischem Unvermögen! Die Situation von 80% berufstätiger Frauen wird hier seit Jahrzehnten nicht abgebildet, zur Verschlankung sind sie auch nicht in der Lage, in Vergessenheit geraten, wem die ABDA eigentlich dienlich sein sollte! Keiner der Standesvertreter nimmt aus Anstand seinen Hut, wenn er was verbockt hat, die Posten bleiben von Amateuren besetzt, anstatt sich von Profis leiten zu lassen...für mich ist die Entwicklung des Apothekerberufes mit einem dermaßen starken Verfall des Ansehens verbunden, das Arzneimittel ist durch die mannigfaltigen Vertriebswege schon lange keine Ware der besonderen Art mehr. Politiker besuchen Apotheken, wie ich früher mit der Familie in den Zoo besuchte -- man staunt über die merkwürdigen Wesen und ist amüsiert über die Altertümlichkeit des Berufes!

Die ABDA hat uns Apotheken abgewirtschaftet, Frau Ulla Schmidt und Konsorten taten noch den Rest und jeder Apothekeninhaber steht vor dem Scherbenhaufen seines Lebens!

Das hat Herr Wolf nicht retten können/wollen, Herr Schmidt..ja..na..reden wir nicht drüber...er wird sich wieder feiern lassen aufm DAT 2016, der Rest ist Leichenstarre..

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