Transparenz-Initiative

Pharmafirmen zahlten Ärzten und Kliniken 575 Millionen Euro

Berlin - 20.06.2016, 15:00 Uhr

Stichtag für den großen Preis: Die vfa-Pressekonferenz zum offiziellen Startder Transparenz-Initiative: vfa-Geschäftsführerin Birgit Fischer mit FSA-Chef Holger Diener (l.) und vfa-Sprecher Jochen Stemmler. (Foto: vfa)

Stichtag für den großen Preis: Die vfa-Pressekonferenz zum offiziellen Startder Transparenz-Initiative: vfa-Geschäftsführerin Birgit Fischer mit FSA-Chef Holger Diener (l.) und vfa-Sprecher Jochen Stemmler. (Foto: vfa)


Ärzte tun sich mit Transparenz schwer

Allerdings: Die individuellen Zuwendungen an Ärzte und andere Fachkreisangehörige sind auch nur von begrenzter Transparenz. Denn um deren Namen veröffentlichen zu können, müssen diese einwilligen. Rund ein Drittel hat diese Einwilligung für das Jahr 2015 erteilt. Für die übrigen zwei Drittel wird auch nur eine aggregierte Summe genannt werden. Hier sei man erst am Anfang eines Prozesses, betonte Fischer. Sie setzt darauf, dass sich die Zahl der Ärzte, die mit vollem Namen genannt werden, erhöhen wird. 

Der FSA wird – wenn es so weit ist – auf seiner Homepage Links zu den Informationen der einzelnen Unternehmen bereitstellen. Noch ist diese „Transparenzliste" allerdings leer. Die Firmen können sich bei ihren Meldungen an ein vom FSA zur Verfügung gestelltes Muster halten. Eine Gesamt-Übersicht auf der FSA-Webseite wird es allerdings nicht geben. Wer sich größere Transparenz verschaffen will, muss also etwas mehr Mühe aufwenden. Und wer die Entwicklung der Zahlungen längerfristig beobachten will, sollte zudem beachten, dass die Unternehmen die Daten eines Jahres nur drei Jahre lang veröffentlichen müssen – ob sie sie dann wieder löschen, ist ihnen freigestellt. 

Zusammenarbeit mit Ärzten unerlässlich

Fischer und Diener sind überzeugt, mit der Umsetzung des Transparenzkodex einen entscheidenden Beitrag geleistet zu haben: Die Veröffentlichung der Geldflüsse soll Vertrauen schaffen. Und es soll dabei auch klar werden, die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Ärzten bzw. medizinischen Institutionen notwendig sei. „Fortschritt braucht Austausch, Kompetenzen und Infrastruktur“, so Fischer. Bei einem neuen Computerprogramm sei es selbstverständlich, dass der Anwender eine Schulung bekomme – nichts anderes sei es bei einem Arzneimittel. Es dürfe nicht unterschätzt werden, welche Erkenntnisse sich noch aus der praktischen Anwendung ergeben.

Diener unterstrich, dass die neue Transparenz nicht nur auf dem Papier oder  dem Bildschirm zu finden sei. Der FSA sei ein Verein, der Verstöße gegen seine Kodizes durchaus sanktioniere. Geldstrafen von bis zu 400.000 Euro kann das Vereinsgericht verhängen. Mit fast 500 Verfahren habe sich dieses in den vergangenen zwölf Jahren befasst, so der FSA-Geschäftsführer. Alle Entscheidungen seien abrufbar, samt Namen der Sanktionierten. Diener verwies zudem darauf, dass seit 2009 die FSA-Mitglieder ihre Zuwendungen an Patientenorganisationen veröffentlichen. Dennoch sei die Kritik an den Pharmaunternehmen nie ganz verstummt. Dies sei ein maßgeblicher Grund für die Schaffung des Transparenzkodex gewesen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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