Gesund durch den Urlaub!

Auch in Deutschland lauern Krankheiten

Stuttgart - 10.06.2016, 14:30 Uhr

Nach Kontakt mit einer Qualle sollte man schnell das Wasser verlassen – und nicht versuchen, die Quallenfäden mit einem Handtuch oder den bloßen Händen abzurubbeln. Meist hilft es, Sand auf die Hautstellen zu streuen und nach dem Antrocknen die Tentakeln vorsichtig mit einem stumpfen Gegenstand zu entfernen. (Foto: dfikar / Fotolia)

Nach Kontakt mit einer Qualle sollte man schnell das Wasser verlassen – und nicht versuchen, die Quallenfäden mit einem Handtuch oder den bloßen Händen abzurubbeln. Meist hilft es, Sand auf die Hautstellen zu streuen und nach dem Antrocknen die Tentakeln vorsichtig mit einem stumpfen Gegenstand zu entfernen. (Foto: dfikar / Fotolia)


Nicht nur vor Fernreisen sollte man mögliche gesundheitliche Risiken bedenken - auch in Deutschland steigt das Risiko. Je nach Urlaubsort lauern Nesselquallen, Zerkarien, Raupenlarven und Mäuse auf ihre Opfer. Beachtet man ein paar Dinge, kann die erholsamste Zeit des Jahres jedoch gesund und unbeschwert genießen. 

Wie man mit den richtigen Verhaltensmaßnahmen vielen Gefahren vorbeugen und die erholsamste Zeit des Jahres gesund und unbeschwert genießen kann, lesen Sie in unserem Schwerpunkt Reisen in der DAZ Nr. 23. 

Gefährliches Meer

An der Nord- und Ostsee können Schwimmer, Strandwanderer oder spielende Kinder in Kontakt mit Quallen geraten. Bei Berührung mit ihren bis zu 30 Meter langen, fadenförmigen Tentakeln brechen die Nesselzellen ab und entleeren ein Gemisch höhermolekularer Proteintoxine. Diese verursachen scharfen Brennschmerz, der oft mehrere Stunden anhält.

Neben Blasenbildung und massivem Juckreiz schwillt die betroffene Hautregion an, das striemenförmige Erythem klingt normalerweise nach zwei Tagen wieder ab. Einige Menschen reagieren bei wiederholtem Kontakt allergisch. Es kann zu Kreislaufversagen und in seltenen Fällen zum anaphylaktischen Schock kommen.

Nach der Berührung einer Qualle sollte man zügig das Wasser verlassen. Die an der Haut klebenden Fäden dürfen auf keinen Fall abgespült werden, weder mit Meer-, noch mit Leitungswasser, denn dadurch platzen weitere Nesselkapseln auf, sondern ihr Gift ab und verstärken die Beschwerden. In den meisten Fällen hilft es, Sand auf die betroffenen Hautstellen aufzustreuen und die nach dem Antrocknen darin haften bleibenden Tentakeln vorsichtig mit einem stumpfen Gegenstand zu entfernen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, die Quallenfäden mit einem Handtuch oder den bloßen Händen abzurubbeln. 

Gefährlicher Badesee

In stehenden Gewässern, in Badeseen, mitunter aber auch in Schwimmbädern oder Gartenteichen, findet man auch in Deutschland Zerkarien, Larven von Saugwürmern der Gattung Trichobilharzia.

Besonders nach Schönwetterperioden und bei Wassertemperaturen über 20°C, bohren sich die Parasiten beim Schwimmen in die menschliche Haut, wo sie absterben. An den Stellen, an denen die Larven eingedrungen sind, treten kleine, gerötete Hautschwellungen und leichter Juckreiz auf. Nur nach wiederholter Zerkarieninfektion kommt es bei sensibilisierten Menschen zur eigentlichen Badedermatitis, bekannt auch als Hundsblattern und Wasser- oder Weiherhippeln. Zehn bis 25 Stunden nach dem Eindringen der Larven entstehen erythemartige, ödematöse Quaddeln, die extrem jucken. Mitunter treten auch Fieber- und Schockzustände auf.

Bereits sensibilisierte Personen sollten eventuell verseuchte Badestellen meiden, besonders die Uferzonen, wo sich Wasserschnecken aufhalten, die als Zwischenwirt für die Parasiten dienen. Nach dem Schwimmen schnell nasse Badekleidung, duschen und die Haut kräftig abreiben, um möglicherweise vorhandene Zerkarien zu entfernen.

Gefährliche Büsche

Im Unterholz im Wald und an Waldrändern sowie im hohen Gras oder in Büschen von Parks und Gärten können Zecken lauern. Schon bei Temperaturen ab 7°C werden sie aktiv. Mit dem Stich saugen sie nicht nur Blut, sondern können dabei auch die Krankheitserreger der Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.

In Deutschland liegen die Hauptverbreitungsgebiete in Baden-Württemberg und Bayern sowie in Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Einzelne Risikogebiete befinden sich in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Sachsen. Aktuell sind 146 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert.

Bei kurzfristig geplanten Aufenthalten kann man sich durch eine Schnellimpfung schützen. Hier erfolgt die zweite Impfung sieben bzw. 14 Tage nach der ersten Impfung. Danach besteht bei 98% der Geimpften ein Schutz, der etwa ein Jahr anhält. Für einen längerfristigen Impfschutz sind drei Impfungen erforderlich. Idealerweise sollten die ersten beiden Impfungen in den Wintermonaten vorgenommen werden, damit im Frühjahr zu Beginn der Zeckensaison bereits ein wirksamer Schutz besteht.  

Gefährlicher Wald 

Auch im Norden Deutschlands hat sich der Eichenprozessionsspinner rasant vermehrt, der früher zuvor mehr in Süddeutschland heimisch war. Nach Angaben des Julius Kühn-Instituts in Braunschweig sind bereits zwölf Bundesländer betroffen.

Die feinen Gifthärchen von Raupen des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processinea) können körperliche Reaktionen hervorrufen. Die fünf Zentimeter langen, grauen Raupen bevorzugen lichte Eichenwälder, Waldränder und Einzelbäume. Auf Nahrungssuche wandern sie von Mai bis Juli in langen Reihen von ihren Nestern in die Astspitzen der Eichen.

Prophylaktisch ist jeglicher Kontakt mit den Raupen zu vermeiden, auch mit deren leeren Nestern, weil sich dort meist noch Härchen oder Häutungsreste befinden. Die Härchen können bis zu 200 Meter weit fliegen und sich im Unterholz ablagern – und bei Asthmatikern zu Atembeschwerden führen. Die Härchen bleiben über mehrere Jahre giftig. Somit besteht die Gefahr einer Kontakturtikaria noch lange nach Ende Juli. 

Gefährliche Mäuse

Nagetiere wie Mäuse und Ratten können das Hantavirus auf den Menschen übertragen, in Süd- und Westdeutschland hauptsächlich über die Rötelmaus, im Norden des Landes über die Brandmaus. Die Anzahl der Krankheitsfälle variiert von Jahr zu Jahr und ist abhängig von der Dichte und der Durchseuchung der lokalen Nagetierpopulation.

Laut RKI leiden im Durchschnitt 500 Menschen jährlich an einer Hantavirus-Infektion. Diese zählt in Deutschland zu den fünf häufigsten, meldepflichtigen Viruserkrankungen. Zu den Risikogebieten gehören die Schwäbische und Fränkische Alb, der Raum Osnabrück, Unterfranken, der Odenwald, Oberschwaben, der Bayerische Wald sowie Ost-Hessen und West-Thüringen.

Die Übertragung der Hantaviren auf den Menschen erfolgt durch Inhalation von Ausscheidungen (Speichel, Kot oder Urin) der infizierten Nager. Man sollte den Kontakt mit Nagern vermeiden und sich nach dem Aufenthalt im Freien oder in Kellern, Schuppen und auf Dachböden sorgfältig die Hände waschen.  

Gefährliches Q-Fieber

Besonders in Baden-Württemberg ist der Erreger des Q-Fiebers weit verbreitet, das hochkontagiöse, gramnegative Bakterium Coxiella burnetii. Wirtstiere sind vor allem Paarhufer wie Rinder, Schafe und Ziegen, aber auch Heim- und Wildtiere.

Die Infektion des Menschen erfolgt hauptsächlich durch Inhalation kontaminierten Staubes, eingetrockneter Ausscheidungen oder durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren. Ebenso kann das Verarbeiten von Fleisch oder anderen tierischen Produkten zu Infektionen führen, eine Übertragung durch fertige Nahrungsmittel (Rohmilch, Rohkäse) spielt eine eher untergeordnete Rolle. Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch oder mit milden grippeähnlichen Beschwerden. Bei den übrigen Betroffenen beginnt die Infektion meist mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen und ausgeprägten Stirnkopfschmerzen. Die Erkrankung kann zu einer atypischen Pneumonie und granulomatösen Hepatitis sowie selten auch zu einer Myokarditis, Perikarditis oder Meningoenzephalitis führen.

Präventive Maßnahmen liegen primär im Verantwortungsbereich der Veterinärmedizin, doch auch der einzelne Mensch kann sich vor der Infektion schützen. Er muss den direkten Kontakt zu infizierten Tieren und deren Ausscheidungsprodukten meiden, auf äußerste Hygiene achten und Milch vor dem Trinken erhitzen.



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