DAZ.Spezial - Eine kurze Karriere

Über Coca in der westlichen Medizin

Linz - 04.06.2016, 06:00 Uhr

Cocablätter (Foto: RioPatuca Images / Fotolia) Fotostrecke

Cocablätter (Foto: RioPatuca Images / Fotolia)


Obwohbereits die ersten Entdecker und Eroberer, die Südamerika bereisten, über die Coca berichtet hatten, blieb deren Konsum über Jahrhunderte auf Südamerika beschränkt.1 Gegen Ende des 18. Jahrhunderts propagierten der ehemalige Jesuit Antonio Julian und der peruanische Mediziner Hipólito Unanue die Einführung der Coca in den westlichen Arzneischatz. Mehrere Naturforscher, die in der ersten Hälfte de19. Jahrhunderts Südamerika erkundet hatten, erwähnten die Coca in ihren Reiseberichten und trugen so zu ihrer Popularisierung bei. Aber es war ein junger italienischer Arzt, dessen Bericht über seine Selbstversuche mit Coca den Beginn des Siegeszuges dieser Pflanze in Europa markiert

Un vero tesoro del Nuovo Mundo

Coca zur Anregung

Der italienische Arzt Paolo Mantegazza (1831–1910),2 der sich zwischen 1854 und 1858 in Südamerika aufhielt, führte eine Serie von Versuchen mit der Coca an sich selbst durch, deren Ergebnisse er in einer preisgekrönten Schrift ausführlich darstellte.3 Niedrige Dosen hätten demnach eine stimulierende Wirkung auf die Magennerven und die Verdauung. Dann würden die Temperatur, der Puls und die Respirationsfrequenz erhöht. Mittlere Dosen stimulierten anfangs das Nervensystem und die Muskulatur. Mantegazza spricht davon, dass es ihm, „der im normalen Zustande jede gymnastische Uebung sorgfältig vermied“, gelang, „mit einer katzenartigen Leichtigkeit und Sicherheit“ auf den Schreibtisch zu springen, bevor ein „sopore beato“ einsetzte. Nach Gabe hoher Dosen beobachtete er Halluzinationen und Delir.

Die Coca besitze also die kostbare Eigenschaft, das Nervensystem anzuregen, so dass man mit seinen Phantasmorgien eine der größten Vergnügungen des Lebens genießen könne, ohne dass die (muskulären) Kräfte dabei geschwächt würden.4 Mit den besorgniserregenden Aspekten seiner Experimente – den psychodysleptischen Grenzerfahrungen, dem beginnenden Kontrollverlust und dem beobachteten Abhängigkeitspotenzial, die Mantegazza in seinem Tagebuch, so er dazu in der Lage war, akribisch dokumentierte und die ihm die Beendigung seiner Versuche ratsam erscheinen ließen,5 wollte er die Leser seiner Abhandlung anscheinend nicht belasten. Denn dieser wahre Schatz der Neuen Welt sei ebenso wertvoll wie das Opium oder die Chinarinde und empfehle sich als kräftiges Analeptikum für eine Vielzahl medizinischer Indikationen: „Gestützt auf diese Erfahrungen und auf den Umstand, dass die Coca bei den Eingeborenen seit uralter Zeit als Heilmittel gegen Dyspepsie, gegen Flatulenz, gegen Coliken namentlich bei Hysterischen in Anwendung kommt, wendet M[antegazza] und mehrere seiner Collegen, sowohl in Südamerika als in Europa (Italien) die Blätter der Coca theils als Kaumittel, theils in Pulverform, als Infusum, als Extractum alcoholico opiosum zu 10–13 Gran, in Pillenform und als Clysma vielfach an. M[antegazza] fand ihre Wirksamkeit bei Verdauung[s]schwäche, bei Gastralgien und Enteralgien ausgezeichnet; nicht minder benutzte er sie häufig in den Fällen von namhafter Schwäche (bei Reconvalescenten vom Typhus, Scorbut, anämischen Zuständen, etc.), in der Hysterie, Hypochondrie, selbst wenn letztere den höchsten Grad bis zum Lebensüberdrusse erreicht hatte. Auch in Geisteskrankheiten, in denen von einzelnen Psychiatern das Opium als heilbringend verkündet wird, dürfte die Coca Erspriessliches leisten. Von der calmirenden Wirksamkeit derselben bei einfacher Spinalirritation, bei idiopathischen Convulsionen, bei Erethismus in der sensiblen Sphäre hat sich der Verf[asser] überzeugt. Er schlägt ihren Gebrauch in höchster Dosis für Fälle von Hydrophobie und Tetanus vor. Bei den Laien steht die Coca auch im Rufe eines verlässlichen Aphrodisiacum“.6

Mit dieser opulenten Liste an Indikationen knüpft Mantegazzas Schrift gleichsam an die Tradition der mittelalterlichen Wundertraktate an.7 Ein Hinweis Mantegazzas im Zusammenhang mit der Verwendung von Coca in Form von Zahnmitteln und Mundwässern deutet bereits in Richtung jener Entdeckung, mit der der Wiener Augenarzt Karl Koller 1884 für Aufsehen sorgen sollte: „ne posso ancor dire se le sue diverse preparazioni potrebbero agire come narcotizzanti applicate sulla pelle o le prime vie delle mucose“.8 Die Idee einer narkotisierenden Wirkung von Zubereitungen der Coca auf Haut und Schleimhaut war also bereits in greifbare Nähe gerückt. Und Mantegazzas Aufruf, Kollegen mögen „diese so merkwürdige und gewiss leicht in den Handel zu setzende Pflanze“ weiteren physiologischen und therapeutischen Versuchen unterziehen, zeigt, dass die Coca zwar spät, aber dennoch die Sphäre der westlichen Medizin erreicht hatte. Denn noch um 1855 war die Coca in Europa kaum bekannt9 und ihre Einführung in den europäischen Arzneischatz stand noch aus.10 Nunmehr aber verdiene sie es, „somit in unseren Apotheken eingebürgert zu werden als das vorzüglichste specifische Stomachicum“, denn es gelte „Coca stomacho amica“.11 Wie wenig die Medizin in Nordamerika um 1860 mit der Coca vertraut war, belegt die Tatsache, dass man selbst in Fachkreisen dezidiert auf die Möglichkeit einer Verwechslung von Coca mit anderen Naturprodukten mit ähnlich klingenden Namen wie cocoa (Kakao) und coco (Kokosnuss) hinweisen musste.12 Und noch 1874 schrieb ein britischer Arzt, er habe bereits 1859 von den Untersuchungen Mantegazzas gelesen, aber bislang noch keinen Kollegen kennengelernt, der die Coca selbst eingesetzt hätte. Nunmehr sei er aber im Besitz einer ersten Lieferung dieses vielversprechenden Mittels.13

Militär-Zeitung 39 (1886) Nr. 2 vom 5. Jänner 1886, S. 12

Cocain-Sect - ein equisiter Liqueur aus der Cocapflanze

„Eine eigenthümliche Betäubung“ 

Die verzögerte Rezeption der Coca hatte zur Folge, dass sie gewissermaßen von ihrem Hauptalkaloid eingeholt wurde. Denn während andere Pflanzen wie Kakao und Tabak bereits jahrhundertelang in der westlichen Medizin etabliert waren, bevor ihre Alkaloide entdeckt wurden, betraten Coca und Cocain nahezu gleichzeitig die Bühne. Die Suche nach den Inhaltsstoffen der Coca beschäftigte Chemiker in mehreren Ländern. Zunächst isolierte der Apotheker Enrique Pizzi in La Paz ein vermeintliches Alkaloid, das sich allerdings nur als anorganische Ausfällung erwies.14 Wilhelm Ferdinand Wackenroders (1798–1854) Untersuchungen scheiterten in Ermangelung einer ausreichenden Menge an Probenmaterial.15 Friedrich Gaedcke (1828–1890) isolierte 1855 ein „Erythroxiline“, das er für identisch mit dem Teein hielt.16 Vermutlich unabhängig davon beschrieb Samuel Percy 1857 gleichfalls ein „Erythroxylin“ und schlug vor, dessen Kristalle als Anästhetikum einzusetzen.17 Schließlich war es Friedrich Albert Emil Niemann (1834–1861),18 dem es 1860 gelang, das Cocain zu isolieren und eine erste Charakterisierung vorzunehmen.19 Voraussetzung für diesen Erfolg war „eine reichliche Menge echter, unverdorbener Cocablätter“, die Niemanns Doktorvater Friedrich Wöhler (1800–1882) von einem Teilnehmer der österreichischen Novara-Expedition20 zur Verfügung gestellt worden war.21

Niemann starb früh, vermutlich aufgrund eines Lungenödems, das er sich im Rahmen seiner Arbeiten mit Dichlordiethylsulfid zugezogen hatte, jener Substanz, die später als Senfgas oder Schwefellost traurige Berühmtheit erlangen sollte. Ein weiterer Schüler Wöhlers, Wilhelm Lossen (1838–1906), setzte die Arbeiten fort,22 und bereits ab 1862 brachte E. Merck das Alkaloid in geringen Mengen in den Handel.23  Sowohl Niemann als auch Lossen beschrieben nach gustatorischer Prüfung von Cocain „eine eigenthümliche Betäubung, die allmählich wieder weicht und einem Gefühle von Kälte im Munde Platz macht.“24 Auch Wöhler nimmt darauf in seiner Mitteilung Bezug.25 Eine aufgrund der Berichte von Tschudis vermutete pupillenerweiternde Wirkung ließ sich aber nicht bestätigen26 und auf spektakuläre Effekte nach dem Genuss von Coca-Tee wartete man vergeblich.27

Der Wiener Pharmakologe Carl Damian von Schroff (1802–1887), dem die Firma Merck, Darmstadt, unaufgefordert eine Gratisprobe ihres Cocains übermittelt hatte,28 beschrieb 1862 nach Versuchen an Tieren und an sich selbst dessen Wirkungen auf das sensorische und motorische Nervensystem29 sowie auf die Psyche.30 Der peruanische Arzt Thomas Moreno y Maíz31 veröffentlichte 1868 in Paris die Ergebnisse seiner pharmakologischen Untersuchungen.32 Auch ihm gelang es, nach Injektion einer Cocainlösung an einem Frosch eine temporäre Hemiparese der unteren Extremität zu erzielen, woraus er – vorbehaltlich weiterer Untersuchungen – die Möglichkeit einer Anwendung als Lokalanästhetikum ableitete. Der in Würzburg tätige Mediziner Vassili Konstantinovich von Anrep (1852–1927)33 stellte 1880 fest, dass weitere Nadelstiche nach subkutaner Gabe von Cocain weniger schmerzhaft waren und schlug dessen Verwendung zur Schmerzbehandlung und im Rahmen von chirurgischen Operationen vor.34

Die antiasthmatische Wirkung von Coca-Zigarren wurde auf „an anaesthetic action of the smoke upon the mucous membrane“ zurückgeführt.35 In Frankreich hatte Charles Fauvel 1869 bereits Cocain in der Laryngologie angewendet und Coupard und Borderau hatten 1880 im Tierexperiment die Ausschaltung der Augenreflexe beobachtet.36 All diese Befunde fanden offenbar keine größere Beachtung und so blieb es dem jungen Wiener Augenarzt Carl Koller (1857–1944) vorbehalten,37 mit seinem am 15. September 1884 auf der Versammlung Deutscher Augenärzte in Heidelberg verlesenen Beitrag Ueber die Verwendung des Cocain zur Anästhesierung am Auge die Sensation auszu­lösen.38 Binnen Kurzem wurde seine Entdeckung weltweit rezipiert. Sie eröffnete neue Möglichkeiten in mehreren chirurgischen Disziplinen und stellte einen Meilenstein in der Geschichte der Pharmakotherapie dar.39

Octave Uzanne: La Panacée du Capitaine Hauteroche. Paris 1899

Veni bibi vinci – Das Wundermittel des Capitaine Hauterone

„Nur noch für Specialitäten­krämer heilkräftig”

Die Entdeckung des Cocains erhöhte zunächst auch die „wissenschaftliche Validität“ der Coca, deren Ansehen aufgrund enttäuschend verlaufener Versuche bereits arg beschädigt war.40 Schließlich hatte man nun eine stoffliche Basis analog zu anderen, für wirksam befundenen Alkaloiden wie Morphin, Strychnin, Atropin etc. gefunden, mit der die berichteten wunderbaren Effekte nachvollziehbar und erklärbar werden sollten.41 Aber die Kritik riss nicht ab,42 wie auch die 1863 erschienenen Ausführungen des Fürther Spitalarztes Georg Tobias Christoph Fronmüller (1809–1889) zeigen, der eingangs umfassend den wenig befriedigenden Stand des Wissens referiert. Dann berichtet er über seine Versuche mit einem weinigen Coca-Infusum und mit dem von E. Merck kostenlos übersandten Cocain, welche er unter anderem an Zwangsarbeiter, Spitalpatienten und an seinen eigenen Sohn, der gleichfalls Arzt war, verabreichte. Nicht einmal mit dem Cocain ließ sich eine „besonders hervorstehende Wirkung […] nach keiner Richtung hin“ erzielen und “so können wir unmöglich die Aufnahme der Coca in unseren europäischen Arzneischatz beantragen“.43

Ein Professor Molin meinte 1866, „daß die kühnen Hoffnungen, denen man sich über die Anwendung dieser Pflanze hingab, ziemlich zu Wasser geworden sind“.44 Hermann Hager (1816–1897) erklärte 1876 – angesichts des bevorstehenden Booms an Coca-Präparaten vielleicht etwas vorschnell – die Coca für obsolet.45 Im selben Jahr fällte auch der britische Physiologe Dowdeswell aufgrund eigener Versuche ein vernichtendes Urteil über die Coca, deren Wirkungen allenfalls jenen von Tee, von gewässerter Milch oder von reinem Wasser gleichkämen.46 Auch der amerikanische Arzt und Pharma­unternehmer Edward Robinson Squibb (1819–1900) hielt mehr von den akribischen Untersuchungen eines Dowdeswell als von den auf „florid stories of travellers“ basierenden Erwartungen. Im Übrigen sei es nahezu unmöglich, Coca in adäquater Qualität zu bekommen, so dass die daraus hergestellten Präparate durchwegs minderwertig seien. Daher wurde bei den Squibb Laboratories 1885 beschlossen, dieses Geschäftsfeld zu verlassen und stattdessen auf Präparate aus Tee-Extrakten zu setzen.47 Während auf der Weltausstellung 1873 in Wien sechs Aussteller überwiegend italienischer Provenienz Coca-haltige Präparate anboten,48 hatten kritischere Zeitgenossen mit dieser Art von Stärkungsmittel schon längst abgeschlossen.49 Ärzte und Apotheker, die Coca verordneten oder verarbeiteten, liefen Gefahr, sich der Lächerlichkeit preiszugeben und als Schwindler angesehen zu werden.50 

Der treueste Begleiter der ­„Soldaten und Mariniere“

Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte der ehemalige Jesuit Antonio Julian51 ohne besonderes Echo die Bekämpfung des Hungers der armen Bevölkerungsschichten und die Stärkung der entkräfteten Arbeiter und Handwerker als bedeutsame Argumente für die Einführung der Coca in Europa bemüht.52 Erst im Zeitalter des rasanten Fortschritts, in dem selbst die Chocolade vom Kindernährmittel zur Kraftnahrung für Polarforscher und Militärs53 umgedeutet wurde, fand das Universaltonikum Coca54 sein Publikum. Wie sehr es vor allem aber anekdotische Berichte und Meinungen waren, welche die Popularisierung der Coca förderten,55 lässt sich anhand ihrer „militärischen Karriere“ zeigen. In seinen Reiseskizzen hatte der Schweizer Naturforscher Johann Jakob von Tschudi (1818–1889)56 1846 eine bereits Jahrzehnte zuvor von Pedro Nolasco Crespo (1754–1807)57 formulierte Idee aufgegriffen und machte sie weithin bekannt. Würde man die Coca an Bord von Schiffen mitführen, könnte sich im Notfall „die Mannschaft mit sehr kleinen Rationen von Speisen, bei verdoppelten Gaben von Coca, behelfen, ohne die furchtbare Qual einer Hungersnot zu leiden.“ Deshalb solle man ihre Einführung in der europäischen Marine nicht von vornherein verwerfen.58 Zwanzig Jahre später propagierte der amerikanische Arzt William S. Searle (geb. 1833) erneut die Coca als das ideale Rettungsmittel für Schiffbrüchige.59 Die hungerstillende und kraftsteigernde Wirkung argumentativ zu untermauern, hatte auch der deutschstämmige Botaniker und Apotheker Theodor Peckolt (1822–1912) im Sinn.60 Dabei rückte er die Coca 1860 in die Nähe eines Zaubertrankes und gab zu bedenken, „dass die Indianer von Natur sehr gefrässig sind und, dass sie ihre Stärke und Kraft verlieren, wenn sie das Kauen dieses Blattes unterlassen.“ Im südamerikanischen Unabhängigkeitskrieg hätten sich im Jahr 1817 die eingeschlossenen Spanier, nachdem die Vorräte aufgebraucht waren, „nur durch die Kraft dieses Blattes von Krankheiten und Tod“ erretten können.61

Der österreichische Militärapotheker Friedrich Abl, der die Coca nur in Form eines Naturselbstdruckes und aus der Lektüre kannte,62 freute sich 1861, „der Truppe eines der bewährtesten narkotischen Genußmittel vorführen zu können, welches das Verlangen nährt, bald der treueste Begleiter […] der Soldaten und Mariniere zu werden.“ Die Coca könne „in Kriegsfällen von Nutzen sein […], da sicherlich recht oft der unglückliche Ausgang einer Schlacht nur der Erschöpfung der Soldaten durch Strapazen ­zuzuschreiben ist“.63 Diese „Trockenübung“ erregte immerhin soviel Aufsehen, dass Abls Aufsatz 1866 in einem englischen Journal in Übersetzung wiedergegeben wurde.64 Ein Anonymus schrieb im selben Jahr, der Gebrauch der Coca könnte „mit Vortheil in den Armeen ­eingeführt werden, besonders wenn Eilmärsche, an die sich unmittelbar ein Handgemenge anschließen kann, vorzunehmen sind.“ Deshalb werde in Frankreich „die Sache mit großem Ernste von militärisch-administrativer Seite“ behandelt.65

1883 wurde schließlich die Probe aufs Exempel unternommen.66 Der an der Universität Würzburg tätige Mediziner Theodor Aschenbrandt67 ging daran, „den Beweis zu führen, dass das Alkaloid der Cocablätter, das Cocain, das Mittel ist, welches die ,wunderbare‘ Eigenschaft besitzt, von denen Mantegazza, Moreno und Mais [sic], Dr. Unanne [sic], v. Tschudi u. A. erzählen.“ Eine Waffenübung im Herbst, bei der „eine Menge von gesunden Leuten, Strapazen aller Art“ ausgesetzt waren, schien dafür das geeignete Umfeld zu sein. Dabei hatte er als Regimentsarzt die Möglichkeit, „Cocain anzuwenden, ohne dass sich die Leute beobachtet wussten.“ So könne man objective Wahrnehmungen erzielen, objective Schilderung und ein objectives Gebahren und Benehmen der Leute erlangen.“

Aschenbrandt verabreichte wässrige Cocainlösungen unterschiedlicher Konzentrationen an eine größere Zahl von Patienten, berichtet aber lediglich über fünf Fälle sowie über einen Selbstversuch. Dabei glaube er, „die Wahrnehmung gemacht zu haben, dass der Einfluss des Cocains auf den Körper ein wohlthätigerer ist, als der der Alkoholica und des kalten Kaffees.“ Zudem habe er den „günstigsten Krankenbestand in der ganzen Division“ gehabt. Selbstkritisch merkt er an, dass es ihm in etlichen Fällen nicht möglich gewesen sei, die genaue Dosis (Tropfenzahl) zu dokumentieren und dass auch der moralische Druck durch Vorgesetzte und insbesondere durch den Arzt einen allerdings begrenzten positiven Bias ausgeübt haben könnte.68 Aschenbrandts Resümee ist bemerkenswert zurückhaltend: Seine Arbeit könne nicht den Anspruch auf Vollständigkeit machen und es ihm liege fern, „diese belebende[n] Eigenschaften des Cocain[s] als durchaus erwiesen hinzustellen“.69 Er hoffe aber, „die Aufmerksamkeit der Militairverwaltung erregt und dieselbe zu weiteren Versuchen veranlasst“ zu haben.

Zeitgenossen mit mutmaßlich kommerziellen Interessen konnten solche Zweifel aber nichts anhaben. Ein Anonymus verkündete 1886, „daß man das Versuchs-Stadium der Anwendung als vollkommen abgeschlossen betrachten und für den Erfolg mit Sicherheit garantieren kann.“70 Die „Kameradschaftspflicht“ dränge ihn deshalb, den „Coca-Wein, ein neues Verpflegungs-Mittel“ in Militärkreisen bekanntzumachen. Denn: „Als Coca-Wein (bereitet von C. Stephan in Treuen, Sachsen) ist nun die belebende Wirkung der Coca eine erhöhte, und einige Züge von diesem Präparat aus der Feldflasche nach Bedürfnis genommen beseitigen sofort jedes Hungergefühl“.71 Die anschließende Behauptung – ein Bayerischer Militärarzt habe während eines Manövers gezeigt, „daß er 8 Tage sich jeder Nahrung habe enthalten können, ohne Hunger und Durst zu empfinden oder eine Kräfte-Abnahme zu spüren, bei alleinigem Genuß von Coca‑Wein“ – ist vermutlich nur eine werbewirksame Paraphrase auf die in mehreren Reiseberichten überlieferte Geschichte vom alten Indio, der nur durch Cocakonsum und ohne jede Nahrungsaufnahme über mehrere Tage die schwersten körperlichen Strapazen ertragen konnte.

Den Lesern der österreichischen Militär-Zeitung empfahl man im selben Jahr in einem Inserat „Cocain-Sect“, einen „exquisiten Liqueur [?] aus der Cocapflanze“.72 Und hätte Caesar diesen Trunk schon gekannt, würde der mit seinem Namen verbundene Wahlspruch wohl „veni, bibi, vici“ lauten.73 Auch Burroughs Wellcome & Co. in London griffen die Idee des Stärkungsmittels für Männer in Ex­tremsituationen auf. Sie vermarkteten ab 1897 „Forced March-Tabloids“, welche die aktiven Prinzipien der Kolanuss und des Cocablattes enthielten, mit dem Slogan „Allays hunger and prolongs the power of endurance“.74 Auf den Südpolexpeditionen von Ernest Henry Shackleton (1874–1922) und Robert F. Scott (1868–1912) sollen sich die Teilnehmer mit „Forced March“ beholfen haben und auch im ersten Weltkrieg wurden britische Truppen damit versorgt.75

„Glänzende Resultate“

Selbst sportliche Höchstleistungen ließen sich mit Hilfe von Coca vollbringen,76 denn es seien auch „aus Kreisen von Sportmen, namentlich Hochtouristen und Jägern […] glänzende Resultate zu verzeichnen, während für die Gesundheit keinerlei Nachtheil zu befürchten ist“.77 Berühmtheit erlangte der französische Fahrradpionier Albert Laumaillé (1848–1901), der im Winter 1875 die Strecke von Paris nach Wien in 12 Tagen und vier Stunden zurücklegte. Mit sich führte er „a small supply of the liqueur de coca, an Indian tonic, by which he was always able to assuage the sudden and painful hunger which sometimes accompanies continued exertion“.78 An diesen Erfolg wollten auch die Erzeuger von „Liebig´s Coca Beef Tonic“ mit ihren Inseraten anknüpfen.79 Das Präparat aus „carefully selected choice beef“ und „elixir of coca“ in einem „choise first class quality of sherry wine“80 sei von der Ärzteschaft in allen zivilisierten Ländern als „the standard tonic“ anerkannt. Vor billigen, wertlosen Nachahmungen möge man sich aber in Acht nehmen.81 Der schottische Toxikologe Sir Robert Christison (1797–1882) erprobte die leistungssteigernde Wirkung der Coca an seinen Studenten und an sich selbst. Durch Coca gestärkt erklomm er im reifen Alter von 78 Jahren gleich zweimal den schottischen „Dreitausender“ Ben Vorlich (3.232 ft oder 943 m).82

Seit jeher wurde der Coca nachgesagt, auch ein hochwirksames Aphrodisiakum zu sein. Dies steht offenbar damit in Zusammenhang, dass in indigenen Kulturen den Knaben im Rahmen eines Initiationsritus ein Beutel mit Cocablättern und ein mit Pflanzenasche oder Muschelkalk gefülltes Gefäß (poporo) übergeben wurden. Bei den kolumbianischen Kogi erhält noch heute der Sohn den poporo von seiner Mutter und tritt damit in die Männerwelt über.83 Weiterhin spielte Coca als Opfergabe für die Pachamama, die Hauptgöttin der Erde und der Fruchtbarkeit eine große Rolle. Die Herstellung von sexuell sehr freizügigen Keramiken in der Moche-Kultur (ca. 100–800 n. Chr.) wird gelegentlich mit dem Gebrauch von Coca assoziiert.84 Die der Coca zugesprochene „nährende“,85 die stimmungsaufhellende und die leistungssteigernde Wirkung werden dazu beigetragen haben, ihren Ruf als Aphrodisiakum zu festigen.

Paolo Mantegazza berichtet von genitalen Schwächezuständen, die durch das Kauen von Coca gebessert wurden. Auch habe er davon gehört, dass die Coca in bestimmten Dosen sexuelle Begierden erwecke.86 Siegmund Freud (1856–1938) verabreichte Coca an mehrere Patienten, von denen drei „von heftiger sexueller Erregung, die sie unbedenklich auf die Coca bezogen“ berichteten. Ein junger Schriftsteller, den er wegen „längerer Verstimmung“ behandelte, „verzichtete auf den Cocagebrauch wegen dieser ihm unerwünschten Nebenwirkung“.87

Damit war einer Geschäftsidee der Weg gebahnt, die nur beispielhaft anhand einiger Präparate dargestellt werden soll. Apotheker Strauss aus Mainz vermarktete 1874 seine Coca-Pillen, denen „auch zahlreiche ärztliche Autoritäten die kräftige Wirkung auf das durch Samenverluste, Onanie etc. geschwächte Geschlechts-Nervensystem bestätigt“ hätten.88 Auch die „Dr. José Alvarez´schen“ Coca-Präparate, auf die später noch einmal einzugehen ist, wurden als Mittel gegen „Schwächezustände […] durch frühere geschlechtliche Ausschweifungen“ beworben.89 Durch sie könne man die Auswirkungen von „schnellem Leben, jugendlichen Sünden etc.“ sogar in Fällen, in denen andere Mittel versagt hätten, zuverlässig beheben.90 Eine weitere Variante war „Celerina - The nerve tonic“. Diese angenehme, aromatisch riechende Flüssigkeit mit Sellerie, Coca und Viburnum91 sei „of the utmost value in Nervous exhaustion, Sexual Debility, Paralysis, Dysmenorrhea, Spermatorrhea“.92 Auch Parke, Davis & Co., deren früher kommerzieller Erfolg maßgeblich auf Cocain-enthaltende Präparate zurückzuführen war,93 stellten sich mit „Aphrodisiac Pills Comp.“ ein.94 Diese enthielten neben den Extrakten von Coca und Brechnuss die damals gängigen Tonika Cinchonidinsulfat, Eisenbromid und Phosphor. Die „Tonic Aphrodisiac Tablets“ von Wayne95 enthielten neben Coca, Brechnuss und Phosphor auch Extrakte von Damiana und Sägepalme.96 Noch um 1920 waren in den USA zahlreiche Coca-Präparate mit explizit oder implizit aphrodisierender Indikation im Handel.97 Aus heutiger Sicht haben Coca und Cocain keine direkte Wirkung auf die Genitalorgane, können aber wie andere Stimulantien auch sexuelle Effekte auslösen.98 Chronischer Missbrauch von Cocain führt allerdings zu verzögerter Ejakulation und sexueller Dysfunktion.99

Neue Freie Presse vom 14. Oktober 1877, S. 13

Coca gegen Nervenstörungen und Schwächezustände

Eine Fortsetzung des Cocaschwindels

Zu den ersten Präparaten, die im deutschen Sprachraum beworben wurden, zählten die „Neuen amerikanischen Medicamente“ des „Specialarztes Dr. Sampson aus New York“, die bereits 1864 über einen Dr. Schulze in Berlin zu beziehen waren.100 Es seien nämlich seine „Peruanische Coca oder indische Betel Pillen, ein herrliches neues Mittel gegen Lungenschwindsucht (auch im vorgerückten Stadium), Asthma, Katarrhe, Husten und Halsleiden“.101 „Sampsons New York Pills“ hingegen waren eine „vollkommen sichere Hülfe für Schwächezustände junger und alter Männer, in wenigen Monaten die jugendliche Kraft bis ins höchste Alter wiederherstellend.“ Neben Coca enthielten sie auch fein gepulvertes Eisen. 1868 war zu erfahren, dass die „Mohren-Apotheke zu Mainz, welche im Besitze der Original-Rezepte ist“, drei verschiedene Arten an „Sampsons Coca-Pillen“, nämlich „gegen Brust- und Lungenleiden (I), Unterleibskrankheiten(II) und Schwäche-Zustände (III)“ anzubieten habe.102 Hermann Hager bezeichnete 1876 die Coca-Pillen des Apothekers Strauss in Mainz als „eine Fortsetzung des Cocaschwindels“, denn sie enthielten „hauptsächlich Stoffe, welche nicht Coca sind“.103

Das konnte aber deren kommerziellen Erfolg nicht aufhalten. Noch 1881 wurde für die Coca-Präparate des „Dr. Sampson“ aus der Mohren-Apotheke, Mainz inseriert.104 Sampson, der es mittlerweile bis zum Professor gebracht hatte,105 wurde zudem einer Art von „Germanisierung“ unterzogen. Denn zu den Forschungen am Krankenbette hatte ihn „Humboldt selbst“ aufgefordert, als dessen Schüler er sich nunmehr bezeichnete.106 In Amerika hingegen scheinen der besagte (Prof.) Dr. Sampson und seine Pillen – „Von allen Aerzten Amerika‘s in neuerer Zeit als das beste Mittel angewandt“107 – ziemlich unbekannt gewesen zu sein.108 Spätestens ab 1875 erhielt Sampson durch die „Präparate des Dr. Alvarez in Lima, welche von der Adlerapotheke in Paderborn hergestellt werden“ einen Marktbegleiter.109 Von Anfang an wurde betont, „die Dr. José Alvarez´schen Coca-Präparate“ seien „keine schwindelhaften Geheimmittel, sondern wirkliche Heilmittel die sichere und rationelle Hilfe gewähren“.110 Die Inserate für die Präparate von Sampson und Alvarez – nunmehr „von der Apotheke zum gold. Klopfer in Schaffhausen […] nach den Originalrezepten allein echt und unverfälscht dargestellt“ - erschienen auch in denselben Ausgaben von Zeitungen,111 bisweilen sogar auf derselben Seite.112 Alvarez musste mit Sampson gleichziehen und avancierte ebenfalls zum Professor.113

Für die „Alvazez´schen Coca-Pillen“, die man speziell verlangen sollte, um nicht mit einer der „neuerdings vielfach versuchten Nachahmungen“ abgespeist zu werden, wurde zumindest bis 1882 inseriert.114 Einen Eindruck von der Bandbreite der mit Coca möglichen Arzneiformen, Kombinationen und Indikationen gibt der Florentiner Apotheker Dante Ferroni. Neben einem Sirup gegen „Dyspepsien, Flatulenz, Gastralgien, und alle Magenaffectionen, die ihren Grund in träger Innervation haben“, hatte er die auf Reisen bequemer zu gebrauchenden Rotulae, einen Coca-Wein und eine Coca-Chocolade im Programm. Sein Balsamum de Coca war äußerlich „gegen Rheumatalgien, Neuralgien, Contusionen, Oedeme, Zerrungen, überhaupt gegen Geschwulst, Schmerz, Schwäche„ anzuwenden. Zudem vermarktete Ferroni „Arrowroot cum Coca“, einen guten „Nährstoff für cachektische Kinder in Folge von Scrofulose, Rhachitis oder Syphilis“, einen „Syrupus Cocae ferruginosus“ gegen „Bleichsucht, Anämie, für hysterische, nervöse, melancholische, schwächliche Frauenzimmer“ und einen „Syrupus de Coca cum joduro potassii“, „sehr zuträglich Syphilistischen, Scrophulösen, in allen Fällen, in denen das Jodkalium angezeigt ist, gegen chronische Rheumatosen“.115

Fremden-Blatt vom 6. Jänner 1870

Die glänzendsten Resultate mit Sampson's Coca-Pillen

Ein Sorgenbrecher

116 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestand in der westlichen Welt ein zunehmender Bedarf an leistungssteigernden „Nervennahrungsmitteln“,117 wofür sich auch die Coca besonders empfahl.118 Einerseits hatten neue pathogenetische Konzepte die Bedeutung der Nerventätigkeit für die Gesundheit in den Vordergrund gerückt,119 andererseits erzeugten veränderte Lebens- und Arbeitsweisen neue Problemfelder, und eine kausale Therapie im Sinne eines gesünderen Lebensstils schien illusorisch.120 Deshalb war die Anwendung von Stimulantien wie Wein, Tee, Kaffee, Tabak oder Coca, „which nature has placed in our hands, apparently for this very purpose“, das Gebot der Stunde.121 Medizinalweine erfreuten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts steigender Beliebtheit122 und so war es naheliegend, auch die Coca auf diese Weise zu veredeln. Diese an sich wenig originelle Idee, zeitigte ungeahnte Folgen: Coca-Wein wurde mit einem nie zuvor dagewesenen Werbeaufwand auf den Markt gebracht, mutierte zu einem ubiquitären Konsumprodukt, das seinen „Großmeister“ berühmt und wohlhabend machte und stimulierte schließlich die Erfindung eines Getränkes, das zum erfolgreichsten Soft-Drink aller Zeiten werden sollte.

Auf der Industrieausstellung in Paris im Jahr 1867 bot ein gewisser Chevrier, „Pharmacien de Pérou“ ein „Elixir de Coca“ und einen „Vin de Coca“ als „Tonicum, Stimulans und Stomachicum“ an.123 Ein Jahr später veröffentlichte er ein Büchlein, das die erste reine Werbeschrift für Coca darstellt.124 In einem Inserat aus dem Jahr 1872 lässt Chevrier ausrichten, dass die wissenschaftliche Welt ihr „anerkennendes Urtheil über die Coca aus Peru längst und vielfach ausgesprochen“ habe. Der Coca-Wein sei das wirksamste Präparat, das man aus ihr herstellen könne. Er werde „mit beständigem Erfolge bei Dyspepsie, Erschöpfung, Chlorose und Anämie angewendet.“ Auch bei Gastralgie und schmerzhafter Verdauung sei er nützlich. Nicht nur von Chevriers Haupt-Depot in Paris konnte der Coca-Wein aus Peru bezogen werden, sondern auch von zwei Apotheken in Wien und einer in Pest.125 Da mochte auch Joseph Bain, „pharm. inventeur“ nicht nachstehen: Er gab 1869 gleichfalls eine Werbeschrift heraus126 und vermarktete Pastillen, Elixir und Vin de Coca über Inserate und ein auf Apotheken gestützes Vertriebsnetz.127

Etwa zur gleichen Zeit trat auch der in Korsika geborene Angelo Mariani (1838–1914), der in Paris in einer Apotheke tätig war, auf den Plan. Es heißt, er habe einer Schauspielerin, die über Depressionen klagte, mit einem selbst verfertigten Coca-Wein so gut geholfen, dass der Erfolg des Präparates sich gleichsam wie von selbst einstellte.128 Auch er machte zunächst mit Inseraten und Advertorials129 auf sich aufmerksam,130 bevor es ihm gelang, den Mitbewerb um Längen zu überflügeln. Denn, was „Vin Mariani“ an Einzigartigkeit vermissen ließ, kompensierte sein Schöpfer scheinbar mühelos mit einer genialen Marketingstrategie.131 

In einer Zeit, in der Unternehmen zunehmend als unpersönlich und seelenlos empfunden wurden, setzte dieser Meister der Selbstvermarktung gezielt auf die Figur des Firmenpatriarchen als Werbeträger. Die in den zahlreichen Firmenbroschüren abgedruckten Fallberichte und Dankschreiben sollten die Kundschaft von der überragenden Wirksamkeit des Coca-Weines überzeugen.132 Zudem ließen die an ihn gerichteten Briefe die verklärte Lichtgestalt Mariani lebendiger erscheinen und machten ihn sozusagen nahbar. Das dritte Element waren Stellungnahmen prominenter Markenfürsprecher,133 die auch in aufwendig gestalteten Alben mit Bild, Autographen und gedrucktem Text in Szene gesetzt wurden.134 Papst Leo XIII. (1810–1903), der Mariani aus Dankbarkeit mit einer Medaille bedacht haben soll und dessen Konterfei ein Werbeplakat für „Mariani Wine“ ziert, gibt dafür ein prominentes Beispiel.135

Portraits from Album Mariani. New York 1883

Der Großmeister und sein Werk. Angelo Mariani und ...

Portraits from Album Mariani. New York 1883

... der Vin tonique Mariani

Der Bariton Léon Melchissédec (1843–1925) wird in einer von Marianis Werbeschriften mit folgender Elegie zitiert: „I drink it, I absorb it, and so also does my family, and we are all deriving so much good from it that I shall never be without it. On my voice it acts like a charm. My friends and brother artists, to whom I have recommended it, drink it regularly and likewise speak in highest terms of the Vin Mariani“.136 Diese Passage macht deutlich, dass es schon längst nicht mehr nur um die Behandlung von Erkrankungen ging, sondern um ein Lebensgefühl.137 „Vin Mariani“ war ähnlich wie die ebenfalls zunächst als Arzneimittel vermarkteten Sodawässer und Brausepulver138 in die Sphäre der „Lifestyle-Präparate“ übergetreten. Damit verband sich zwangsläufig auch eine Veränderung des Marktzutrittes und des Marktauftrittes. Waren es zunächst die Ärzte gewesen, die als Verordner und als Meinungsbildner die primäre Zielgruppe für Marketingaktivitäten wurden, konnte man später dazu übergehen, die Konsumenten direkt anzusprechen und neue Vertriebswege zu etablieren.

Noch 1890 bedankte sich Angelo Mariani bei der Ärzteschaft in fast überschwänglicher Weise,139 während von dieser die neuen Gegebenheiten bereits als Verrat an der gemeinsamen Sache wahrgenommen wurden.140 Doch selbst der berühmte Mariani blieb von Konkurrenz nicht verschont und musste, sich von unliebsamen Marktbegleitern abgrenzen. Denn Nachahmer und Fälscher hätten es gewagt, „to apply to their own valueless productions the observations made with our special products“ und sie hätten damit – so Mariani – den Protest zahlreicher Ärzte ausgelöst.141 Als Beleg für die große Popularität von Coca-Wein in den USA kann auch die Tatsache dienen, dass in einer gebräuchlichen Rezepturensammlung gleich elf Varianten angegeben sind.142

Hinsichtlich der empfohlenen Indikationen zeigte die Coca eine bemerkenswerte Elastizität. War es um 1800 noch die „Intellektuellenkrankheit“ Hypochondrie, welche mit Coca-Tee geheilt werden sollte,143 so waren es nunmehr – im „Zeitalter der Erschöpfung“144 und der „american nervousness“145 – Zustände von „brain exhaustion“146 und „a new form of nervous disease“,147 denen es energisch Einhalt zu gebieten galt. Selbst vor den beschaulicheren Gegenden Europas machte diese „eigenthümliche Erscheinung der Jetztzeit“ nicht Halt.148 Coca und Alkohol ließen sich auch gut mit anderen alkaloidhaltigen Drogen wie Chinarinde, Kolanuss, Tee oder Kakao sowie mit verdauungsfördernden beziehungsweise stärkenden Mitteln wie Glycerophosphat, Bromophosphat, Eisenpeptonat, Pepsin und anderen kombinieren.149 Dadurch konnte ein ganzes Universum an Indikationsgebieten erschlossen werden: Rekonvaleszenz, Schwächezustände, Stoffwechselstörungen, Anämie, Albuminurie, Chlorose, Skrofulose, Tuberkulose, Lymphatismus, Atemwegserkrankungen, Herzbeschwerden, Dyspepsie, Mangelernährung, Menstruationsbeschwerden, Fieber, Seekrankheit, Höhenkrankheit, Migräne, Neuralgien, Neurosen und mehr.

Ab 1880 begann sich in Amerika die Stimmungslage zu Ungunsten des dort höchst erfolgreichen „Vin Mariani“ zu ändern.150 Alkohol und Cocain wurden zunehmend als verwerfliche Rauschdrogen in Frage gestellt. Andere Hersteller reagierten mit der Umstellung auf alkoholfreie und schließlich ab 1906 auf entcocainierte Zubereitungen, womit die Erfolgsgeschichte von Coca Cola151 ihren Anfang nahm.152 Mariani & Co. aber waren von der Qualität ihrer Zubereitung aus dem erlesenen Bordauxwein und den speziellen Cocablättern – der zugesetzte Zucker wurde meist schamhaft verschwiegen – so überzeugt, dass eine Änderung der Vorschriften zunächst nicht in Frage kam. Später sah man sich gezwungen, gleichfalls auf eine entcocainierte Rezeptur umzustellen.153

Überraschend ist, dass bereits im Jahr 1900 bei einer Untersuchung kein Cocain gefunden worden war.154 Heutige Schätzungen gehen davon aus, dass ein Liter Marianiwein etwa 150–300 mg Cocain enthalten haben könnte. Diese eher bescheidene Konzentration dürfte aber bei Konsumation entsprechender Mengen im Zusammenspiel mit Ethanol ausgereicht haben, um die erwünschte Wirkung zu erzielen.155 Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war die Liste der Konkurrenten des Marianiweins umfangreich,156 aber die große Zeit der Cocaweine war vorüber. Mariani verstarb 1914, sein Produkt blieb – zumindest ab 1915 als cocainfreie Mixtur und zuletzt unter dem Namen „Tonique Mariani“ – noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts im Handel.157 

Marine Robert-Sterkendries: La santé s´affiche. Brüssel 2003, S. 110

Vin Mariani. Plakat (1894) nach einer Farblithographie von Jules Chéret (1836-1932)

Kurze Karriere

Ein Gradmesser für die (schul-)medizinische Wertschätzung eines Arzneimittels ist auch seine Aufnahme in das Arzneibuch. Hinsichtlich der Coca und ihrer Zubereitungen ist auffällig, dass sie erst spät in Formularien und offizinellen Arzneibücher aufscheinen und vielfach verhältnismäßig rasch wieder gestrichen wurden. In der Pharmacopeia of the United States of America wird Coca erstmals in der 6. Ausgabe (1883) unter dem Titel Erythroxylon erwähnt; in der 7. Ausgabe (1893) lautet der Monographientitel Coca. Extractum cocae fluidum und Cocain sind erstmals aufgenommen. Im National Formulary waren um 1900 zeitweilig Wine of Coca, Aromatic Wine of Coca, Elixir of Coca, Elixir of Coca and Guarana und der Fluidextrakt enthalten.158 In der 8. Ausgabe der Pharmacopeia (1907) ist Coca noch enthalten, wohingegen die Monographie ab der 9. Ausgabe (1916) entfällt.

In der Pharmacopoea Germanica erscheint Cocain erstmals in der 3. Ausgabe (1890). Cocablätter werden dann zum ersten Mal in der 2. Ausgabe des Ergänzungsbuchs zum Arzneibuch (1897) geführt. 1910 finden sich Cocablätter dann in der 5. Ausgabe des Arzneibuchs. In der 3. Ausgabe des Ergänzungsbuches (1906) sind der Fluidextrakt und Cocawein enthalten und in der 4. Ausgabe (1916) folgt die Tinktur. Bereits im Kommentar zum DAB 5 von 1911 heißt es aber: „Die Kokablätter sind, in Anlehnung an deren Gebrauch durch die Indianer, früher als angeblich kräftiges Analepticum (anregendes Mittel) empfohlen wor­den; jetzt sind sie vollständig obsolet“.159 In der 6. Ausgabe des Arzneibuchs (1926) ist Coca nicht mehr enthalten. In der 7. Ausgabe der Pharmacopoea Austriaca (1889) sind Cocablatt und Cocain erstmals enthalten, aber bereits ab der 8. Ausgabe (1906) ist die Blattdroge nicht mehr monographiert.

Deutlich früher und dann auch häufiger fand sich Coca im französischen Arzneibuch ein; so wurde das Cocablatt bereits in den Codex medicamentarius von 1866 aufgenommen. In der Ausgabe von 1884 finden sich zudem Extrakt, Pulver, Sirup, Tinktur, Dekokt und Cocawein. Im Supplementband von 1895 wird erstmals Cocain monographiert. In der Ausgabe von 1908 ist Coca mit dem Hinweis auf Fluidextrakt und Tinktur enthalten. Sogar im Codex medicamentarius von 1937 sind das Cocablatt und seine Zubereitungen (Extrakt, Fluidextrakt, Tinktur und Wein) noch enthalten. Auch in anderen europäischen Arzneibüchern, wie denjenigen von Belgien, Spanien, Italien, Portugal, Russland und der Schweiz hielt sich die Coca bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.160

„Coca Craving“

1855 wurde erstmals über einen Fall von „Morphingewöhnung“ berichtet, und auf der Suche nach Gegenmitteln zur Behandlung der „Morphiumsucht“ erprobte man auch verschiedene Alkaloide wie Atropin, Strychnin und Codein. Cocain wurde erstmals 1878 in Amerika als Hilfsmittel beim Morphinentzug empfohlen.161 Zu Beginn seiner medizinischen Karriere beschäftigte sich Siegmund Freud mit der Coca. Mit seiner überwiegend auf Literaturstudien beruhenden Arbeit über Coca hoffte er einen „glücklichen Wurf“ zu machen, der ihm wissenschaftlichen und finanziellen Erfolg bringen sollte.162 Auch Freud griff das Konzept der Morphinentwöhnung mit Cocain auf.163 Die Anwendung in der Praxis zeitigte allerdings tragische Folgen: Sein Studienkollege Ernst Fleischl von Marxow (1846–1891) hatte sich bei einer Obduktion eine Infektion zugezogen, als deren Folge ihm ein Daumen amputiert werden musste. Die danach auftretenden starken Schmerzen behandelte er mit Morphin. Freud gelang es, von Marxow durch Cocain vom Morphin zu entwöhnen. Die sich entwickelnde Abhängigkeit führte aber schließlich zum Selbstmord des Freundes, der 1880 zum a. o. Professor für Physiologie ernannt worden war.

Auch in Amerika waren mittlerweile Fälle von „Coca Craving“ bekannt geworden164 und der um sich greifende Missbrauch von Cocain gab Anlass zu zunehmender Besorgnis.165 1897 wurde in Illinois die Abgabe von Cocain unter Rezeptpflicht gestellt; andere Bundesstaaten folgten sukzessive. Mit dem „Narcotics Act“ von 1914 wurden die Rezeptpflicht und bestimmte Dokumentationspflichten bundesweit eingeführt.166 Weitere Gesetze trugen dazu bei, den Missbrauch zu beschränken, stimulierten aber zugleich die Entstehung illegaler Versorgungsstrukturen.167 Als Ergebnis der Ersten Internationalen Opiumkonferenz erlangte 1919 ein Abkommen weltweite Gültigkeit, dessen Ziel die Beschränkung des Verkehrs mit Morphin und Cocain war. Mit Hilfe mehrerer nachfolgender Vereinbarungen entstand bis in die 1930er Jahre ein rechtliches Umfeld, das den heutigen Gegebenheiten bereits nahekommt. Deutschland setzte diese Vorgaben mit der Verordnung über das Verschreiben Betäubungsmittel enthaltender Arzneien und ihre Abgabe in den Apotheken vom 19. Dezember 1930 um.168 In § 7 Abs. 2 der zugehörigen Ausführungsbestimmungen wird unter anderem festgelegt, dass Cocablätter und Zubereitungen von Cocablättern nicht verschrieben werden dürfen, womit der legalen Karriere der Coca ein Ende gesetzt war.169 

Ausklang

Oder doch nur beinahe, denn der Schluss dieser Ausführungen führt an den Anfang zurück. 1961 trat als internationales Nachfolgeabkommen die „Single Convention on Narcotic Drugs“ in Kraft. 2009 machte Bolivien den Vorschlag, gewisse Bestimmungen hinsichtlich der Coca aus dem Abkommen zu streichen, was von den anderen Vertragsparteien abgelehnt wurde. Über verschiedene Zwischenschritte gelang es Bolivien 2012 die Ausnahmeregelung zu erwirken, dass innerhalb seines Territoriums der Anbau, Handel und Konsum von Cocablättern zulässig sei. Damit wurde dem Bedürfnis der indigenen Bevölkerung Rechnung getragen, den jahrtausendealten Anbau und Konsum der Coca wieder legal ausüben zu dürfen. Ganz unproblematisch ist diese Lösung allerdings nicht, da damit die Grenzen zwischen dem Anbau für legale Zwecke und für illegale Zwecke (Gewinnung von Cocain als Rauschdroge) verwischt werden.170 Eine Dämonisierung der Coca ist dennoch nicht angebracht171 und man möge sich vorstellen, welche Reaktionen es ausgelöst hätte, wenn mit dem internationalen Drogenabkommen des 20. Jahrhunderts der Bierkonsum in Deutschland verboten worden wäre.172  Der Aufstieg und der Niedergang der Coca in der westlichen Medizin waren auf das Engste mit der Karriere des Cocains – vom gefeierten Wundermittel zum streng kontrollierten Betäubungsmittel und zur illegalen Droge – verbunden. Der Platz von Mama Coca ist wieder dort, wo sie schon immer war, doch ihr janusgesichtiges Kind will nicht mehr zurück in die Büchse der Pandora. 


Autor

Dr. Thomas K. Langebner

Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern
Seilertätte 4
A-4010 Linz

Anmerkungen

1     Thomas Langebner: Der weite Weg. Über Coca als Arzneimittel – Von der Entdeckung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Geschichte der Pharmazie 67 (2015), S. 72–81.

2     Paolo Mantegazza graduierte 1854 an der Universität von Pavia, wo er 1860 zum Professor für allgemeine Pathologie ernannt wurde. 1870 übernahm er den ersten italienischen Lehrstuhl für Anthropologie und Ethnologie an der philosophischen Fakultät in Florenz. Seine Untersuchungen zu verschiedenen als Drogen verwendeten Pflanzen machten ihn zu einem Pionier dieser Forschungsrichtung. Zugleich war er ein zu Unrecht im Schatten späterer deutscher Forschergestalten stehender früher Vertreter der Sexualwissenschaft, s. Volkmar Sigusch: The Birth of Sexual Medicine: Paolo Mantegazza as Pioneer of Sexual Medicine in the 19th Century. In: Journal of Sexual Medicine 5 (2008), S. 217–222.

3     Paolo Mantegazza: Sulle origine igieniche e medicinali della coca e sugli alimenti nervosi in generale. In: Annali Universali di Medicina 167 (1859), S. 449–519, hier S. 495f.

4     Mit dem plakativen und wie er sagt, unter dem Einfluss von Coca mit sicherer Hand niedergeschriebenen Satz „Io preferisco una vita di 10 anni con coca che un di 1.000.000 … (e qui sequiva una riga di zeri) secoli senza coca.“ hat sich Mantegazza zudem unsterblich in das Stammbuch jedes Coca-Freundes eingeschrieben, s. Mantegazza [wie Anm. 3], S. 493.

5     Bettina Wahrig: Fabelhafte Dinge. Arzneimittelnarrative zu Coca und Cocain im 19. Jahrhundert. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 32 (2009), S. 345–364, hier S. 349f. und S. 353f.

6     Ueber die hygienische und medicinische Bedeutung der in Südamerika gebrauchlichen Pflanze Erythroxylon Coca. Aus der mit dem dell´ Acqua´schen Preis im Jahre 1858 gekrönten Schrift des Dr. Mantegazza. In: Oesterreichische Zeitschrift für practische Heilkunde 5 (1859), Sp. 737–740, hier: Sp. 739f.

7     Und inspirierte damit den jungen Sigmund Freud, dessen Abhandlung „Über Coca“ (Wien 1885) deutliche Anlehnungen an Mantegazza zeigt, s. Wahrig 2009 [wie Anm. 5], S. 355 und dortige Fn. 65.

8     Mantegazza 1859 [wie Anm. 3], S. 498.

9     James Johnston: Chemische Bilder aus dem Alltagsleben. Leipzig 1855, S. 279–293, hier S. 279 „Man kennt dieselbe in Europa kaum; ihre Verwendung als ein tägliches narkotisches Genußmittel beschränkt sich lediglich auf die eingeborenen Indianerstämme von Bolivia und Peru.“.

10    „Eine eigentliche Einführung der Coca in den europäischen Arzneischatz hat noch nicht stattgefunden“, s. Ernst von Bibra: Die narkotischen Genussmittel und der Mensch. Nürnberg 1855, S. 151–174, hier S. 171.

11    Joseph Frankl: Mittheilung über Coca. In: Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Ärzte 16 (1860), S. 204–206.

12    Edward Donelly: On Theobroma cacao. In: Proceedings of the American Pharmaceutical Association 9 (1860), S. 188–209, hier S. 203 bemerkt: „A great deal of confusion is created by the following named substances being confounded with each other in consequence of the similarity of names although few productions differ more widely from each other in appearances, properties, &c., viz. Coca, Cacao, Cocoa, and Coco.“ In einem 1912 erschienenen Inserat für Coca Bola wird dieses Produkt – sei es aus Unachtsamkeit, sei es aus Unwissenheit – als „chewing paste made from the leaves of the Peruvian Cocoa plant“ bezeichnet, s. Joseph Kennedy: Coca Exotica. The illustratated story of cocaine. Cranbury 1995, S. 97.

13    E[dward] H[erbert] Sieveking: Coca: its therapeutic use. In: British Medical Journal 35 (1874 Vol. 1), S. 234.

14    J[ohann] [Jakob] von Tschudi: Berichtigung hinsichtlich des Cocain´s. In: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 38 (1859), S. 909f.

15    Albert Niemann: Über eine neue organische Base in den Cocablättern. Diss. Med. Göttingen 1860, S. 22f.

16    Niemann [wie Anm. 15], S. 24–26.

17    Steven Karch: A brief history of cocaine. Boca Raton 1998, S. 51 und Ernst Joël / F[ritz] Fränkel: Der Cocainismus. Berlin 1924, S. 11.

18    Christoph Friedrich: Albert Niemann. Entdecker des Kokains. Pharmazeutische Zeitung 156 (2011), S. 216–218.

19    Niemann [wie Anm. 15], S 27–44.

20    Die erste und einzige Weltumsegelungsmission der Österreichischen Kriegsmarine fand in den Jahren 1857 bis 1859 statt und wurde in einem zwischen 1861 und 1871 erschienen 21-bändigen Sammelwerk umfassend wissenschaftlich dokumentiert. Der später in den Ritterstand erhobene Expeditionsschreiber Karl von Scherzer (1821–1903) hielt bezüglich der Coca fest: „Wenngleich die wunderbar stimulirenden Eigenschaften der Cora bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert die Aufmerksamkeit europäischer Reisenden auf sich gezogen haben, so sind doch die Blätter dieser Pflanze, […], bisher nur in sehr kleiner Menge nach Europa gebracht worden um höchstens als Raritäten in Sammlungen aufbewahrt zu werden“, s. [Karl von Scherzer]: Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858, 1859. Beschreibender Theil. Bd. 3. Wien 1862, S. 348.

21    Der Umstand, dass das Probenmaterial der österreichischen Expedition nach Deutschland zur Analyse übersandt wurde, nötigte dem k. k. Feldapotheker Friedrich Abl eine allerdings wenig stichhaltige Rechtfertigung ab s. [Friedrich] Abl Die Getränke der Truppen. Schluß. In: Militär-Zeitung 14 (1861), S. 129f, hier S. 130: „Dadurch soll man ja nicht verleitet werden zu glauben, daß es im Kaiserstaat Oesterreich nicht möglich gewesen wäre, die Cocablätter qualitativ und quantitativ chemisch zu analysiren. Die phyto chemischen Arbeiten der drei Professoren, Dr. Kochleder, Hlasiwetz in Innsbruck, und Gotlieb in Graz, sämmtlich dem Apothekerstande entsprossen, sind in Europa rühmlichst bekannt.“ Besser bekannt als die genannten Herren war allerdings das notorische Defizit der Habsburgermonarchie in naturwissenschaftlicher und insbesondere in chemischer Hinsicht, vgl. z. B. die Ausführungen des in dieser Angelegenheit allerdings nicht ganz unparteiischen J[ustus von] L[iebig]: Der Zustand der Chemie in Oestreich. In: Annalen der Pharmazie 25 (1838) S. 339–347.

22    Wilhelm Lossen: Über das Cocain. Diss. med. Göttingen 1862.

23    Die jährliche Produktionsmenge lag noch 1880 bei lediglich 50 Gramm, s. Albrecht Hirschmüller: E. Merck und das Kokain. In: Gesnerus 52 (1995), S. 116–132, hier S. 118f.

24    Niemann [wie Anm. 15], S. 33; Lossen [wie Anm. 22], S. 15.

25    So schrieb Friedrich Wöhler: Über eine organische Base in der Coca. In: Neues Repertorium für die Pharmacie 9 (1860), S. 261–263, hier S. 263: „Es schmeckt bitterlich und übt auf die Zungennerven eine eigenartige Wirkung aus, so dass die Berührungsstelle vorübergehend wie betäubt, fast gefühllos wird.“

26    Wöhler [wie Anm. 25], S. 263.

27    „Ich selbst habe mehrmals einen starken Aufguss der Cocablätter als Thee getrunken, ohne dabei eine andere Wirkung zu verspüren, als die, welche schwarzer chinesischer Thee auch hervorbringt.“, s. Lossen [wie Anm. 22], S. 12.

28    Wohl ein Ausdruck dessen, dass noch keineswegs feststand, worin der Nutzen des neuentdeckten Alkaloids liegen könnte.

29    S. C[arl] [Damian von] Schroff: Vorläufige Mittheilungen über Cocain. In: Wochenblatt der K. K. Gesellschaft der Ärzte in Wien 18 (1862), S. 233–237, 241–246, 249–255, 261–264 und 268-272, hier S. 261: „Die Verminderung der Geschmacksempfindung gehört der unmittelbaren Einwirkung des Cocain auf die Geschmackswärzchen der Zunge an. Die Anästhesie der peripherischen Enden der sensiblen Nerven, insbesondere jener der Haut, ist dagegen auf Rechnung der Hirnaffection zu bringen, was gleichfalls von der verminderten und bei Fröschen gänzlich unterbrochenen Innervation der motorischen Nerven auf die Muskeln der willkürlichen Bewegung, sowie auf die Respirationsmuskeln gilt.“

30    Weiterhin bemerkt Schroff [wie Anm. 29], S. 253f: „Im Beginn der Einwirkung auf das Hirn und Nervensystem überhaupt macht sich eine Steigerung der Coenästhese sowohl in der körperlichen als geistigen Sphäre geltend, in ersterer Beziehung als gesteigertes subjectives Wärmegefühl als Wohlbehagen, als angenehme Abspannung aller Bewegungsorgane in letzterer Beziehung als ein wohliges Gefühl der Leichtigkeit im Kopfe mit rascherem Fluss der Vorstellungen und Bilder der Phantasie sich äussernd worauf sehr bald Neigung zum Schlaf unter Verminderung der Sinnenthätigkeit eintritt.“

31    W[olfgang] von Oettingen: The earliest suggestion of the use of cocaine for local anesthesia (Moréno y Maíz, 1868). In: Annals of medical history 5 (1933), S. 275–280. Emmanuel Marret / Marc Gentili / Philippe Cuvillon (et al.): First Experimental Nerve Block with Cocaine in Animal: Moreno y Maíz, Paris, France 1868. In: Anesthesiology 99 (2003), S. 1274.

32    Thomas Moreno y Maíz : Recherche cliniques et physiologiques sur l’érythoxylon coca du Perou et la cocaine. In: École de Médecine (Hrsg.): Collection des theses, etc. Paris 1868.

33    Steve M. Yentis / Kamen V. Vlassakov: Vassily von Anrep, forgotten pioneer of regional anesthesia. In: Anesthesiology 90 (1999), S. 890–895.

34    B[asil] von Anrep: Ueber die physiologische Wirkung des Cocain. In: [Pflügers] Archiv für Physiologie 12 (1880), S. 38–77.

35    Parke, Davis & Company: An Epitome of the newer materia medica. Detroit 1880, S. 57.

36    Heinrich Braun: Die Lokalanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und praktische Anwendung. Leipzig 1905, S. 74f. Zu weiteren Anwendungen in der Laryngologie, s. [Georges] Dujardin-Beaumetz: New Medications. Bd. 2. Detroit 1890, S. 121f.

37    Einige der genannten Vorarbeiten, so diejenigen von Schroffs und von Anreps, waren Koller nicht zuletzt durch Sigmund Freuds Übersichtsarbeit „Ueber Coca“ bekannt (Erstabdruck in: Centralblatt für die gesamte Therapie 2 (1884), S. 289–314).

38    Karl Koller: Ueber die Verwendung des Cocain zur Anästhesierung am Auge. In: Wiener Medizinische Wochenschrift 35 (1884), Sp. 1276–1278 u. Sp. 1309–1311.

39    Vgl. z. B. H[ermann Jakob] Knapp: Cocaine and Its Use in Ophthalmic and General Surgery. New York 1885.

40    Paul Gootenberg: A Forgotten Case of „Scientific Excellence on the Periphery“: The Nationalist Cocaine Science of Alfredo Bignon, 1884–1887. In: Comparative Studies in Society and History 49 (2007), S. 202–232; hier S. 205.

41    Wahrig [wie Anm. 5], S. 348.

42    S. John Uri Lloyd: Origin and history of all the pharmacopeial vegetable drugs, chemicals and preparations. Bd. 1. Cincinnati 1921, S. 84–103, hier S. 91f.: „Its alleged properties were deemed legendary and imaginary, and its alkaloid was regarded as similar to caffeine, both in constitution and qualities, until Koller“

43    [Georg Tobias Christoph] Fronmüller:

Coca und Cat. Pharmakologische Studien. In: Vierteljahrsschrift für die praktische Heilkunde (Prag) 20 (1863) Bd. 3, S. 109–141, hier S. 135 u. S. 138f.

44    Molin: Noch ein Wort über die Coca-Pflanze. In: Neue Freie Presse vom 22. November 1866, S. 14.

45    So bemerkt Hermann Hager: Handbuch der pharmaceutischen Praxis. Bd. 1. Berlin 1876, S. 904: „Die Cocablätter wurden gegen fast gegen alle Krankheiten empfohlen, es konnten aber damit keine befriedigenden Heilerfolge erreicht werden. Sie sind heute in so weit obsolet, als sie sich nur noch für Specialitätenkrämer heilkräftig erweisen.“

46    G. F. Dowdeswell: The coca leaf. Observations on the properties and action of the leaf of the coca plant (Erythroxylon coca), in the physiological laboratory of University College. In: The Lancet 107 (1876), S. 631–633 u. S. 664–667, hier S. 666.

47    „Having gone thus far with coca which it is proposed to abandon for the present, at least, and to substitute for it a better agent, the next step was to investigate that agent, namely, tea, in the same way“, s. Edward R. Squibb / Edward H. Squibb / Charles F. Squibb: An ephemeris of materia medica, pharmacy, therapeutics and collateral information. Bd. 2. Brooklyn 1885, S. 599–605, hier S. 605.

48    Welt-Ausstellung 1873 in Wien. Officieller General-Catalog. Wien 1873, S. 29 u. S. 94f.

49    „Wenigstens hat man die seit etwa zehn Jahren im europäischen Handel befindlichen Blätter bei uns ziemlich unwirksam gefunden und es hat sich seitdem der Geheimmittelschwindel ihrer bemächtigt, um die daraus bereiteten Cocapillen als Stärkungsmittel für abgelebte Personen, auch wo[h]l als hungervertreibendes Hülfsmittel bei Bantingcuren anzupreisen.“ In: Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart. 24 (1873), S. 122.

50    John Uri Lloyd: History of the vegetable drugs of the Pharmacopeia of the United States. In: Bulletin of the Lloyd Library Nr. 18. Cicinnati 1911, S. 30–39, hier S. 32: „Physicians using coca were thus becoming subjects of ridicule, as being incapable of judging a remedy’s qualities; pharmacists making preparations of the drug were tinctured with the odium of being concerned in a fraud“.

51    Zu Antonio Julian finden sich keine gesicherten Lebensdaten. Er verfasste u. a. einen 1765 erschienen Traktat über die Heilige Dreifaltigkeit, s. Walter Bernard Redmond: Bibliography of the philosophy in the iberian colonies of America. Den Haag 1972, S. 11.

52    „Y es lastima que tantas familias pobres no tengan este preservativo de hambre y sed: que tantos oficiales y artesanos carezcan de este mantenimiento de fuerzas para el trabajo continuo“, s. Antonio Julian: La perla de la America provincia de santa Marta. Madrid 1787, S. 34f.

53    George Dodd: The food of London. London 1856, S. 424: „The heads of the naval and military medical departments in England have been so impressed with the wholesomeness and superior nutriment of cacao, that they have judiciously directed that it shall be served out twice or thrice a week to regiments of the line and daily to the seamen on board H. M. ships.“.

54    „For fatigue of mind and body“, so die Anpreisung von Coca Wine der Firma Armbrecht, Nelson & Co., London, s. Royal Pharmaceutical Society: Drugs for Pleasure, Drugs for Pain? Developing Treatments with Controlled Drugs. Part One: Cannabis, Coca, & Cocaine. London 2011, S. [13]. https://www.rpharms.com/museum-pdfs/controlled-drugs---cannabis--coca-and-cocaine.pdf (Letzter Zugriff am 20.2.2016).

55    Diese verdichten sich über die Zeit zu erklärenden Erzählfiguren, welche im weitesten Sinne als Narrative angesprochen werden können, s. Wahrig [wie Anm. 5], S. 346 u. dort Anm. 4.

56    Zu Johann Jakob von Tschudi s. Langebner [wie Anm. 1], S. 81, s. auch Paul-Emile Schazmann: Johann Jakob von Tschudi: Forscher, Arzt, Diplomat. Glarus 1956.

57    Zu Don Pedro Nolasco Crespo Gómez y Díaz, s. Langebner [wie Anm. 1], S. 80. Zeitlebens galt sein Interesse auch naturwissenschaftlichen Themen. So veröffentlichte er unter anderem Aufsätze über die Ursachen des Alterns, die Gezeiten der Meere, die Ursachen der Winde und den Nutzen der Cascarilla. Seine Arbeit über die Coca ist nicht im Druck erschienen, wurde aber von seinem Landsmann Unanue zitiert, s. Joseph Hipólito Unanue: Disertacion sobre el aspecto, cultivo, comercio y virtudes de la famosa plante del Peru nombrada Coca. Lima 1794, S. 38f. Zu Lebensdaten und Werk von Crespo, s. El Diario (La Paz) vom 31.1.1923 und Manuel de Mendiburu (Hrsg.): Diccionario histórico-biográfico del Perú. Parte primera. Tomo segundo. Lima 1876, S. 428f.

58    J[ohann] J[akob] von Tschudi: Peru. Reiseskizzen aus den Jahren 1838–1842. Bd. 2, St. Gallen 1846, S. 299–314, hier: S. 312f.

59    W[illiam] S. Searle: Erythroxylon Coca. In: North American Journal of Homeopathy 16 (1867), S. 1–9:„Every ship which sails from our ports should be supplied with it for use in case of shipwreck. A small bale of it which could easily be carried in a boat might be the means of sustaining life till means of rescue should appear“.

60    Der aus der Niederlausitz stammende Theodor Peckolt absolvierte eine Apothekerlehre, war in mehreren Apotheke als Gehilfe tätig, musste aber sein Studium aus finanziellen Gründen abbrechen. 1847 wanderte er nach Brasilien aus und machte dort eine zweijährige botanische Forschungsreise. Er besaß seit 1851 eine Apotheke, wurde 1867 zum kaiserlichen Hofapotheker ernannt und verfasste unter anderem eine vierbändige Historia das plantas alimentares e de gozo do Brasil. Zudem war er Autor mehrerer botanischer Erstbeschreibungen, s. Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. München 2007. Bd. 7, S. 715 sowie Nadja Paraense dos Santos / Angelo Pinto / Ricardo Bicca de Alencastro: Theodoro Peckolt: naturalista e farmacêutico do Brasil Imperial. In: Química Nova 21 (1998), S. 666–670.

61    Th[eodor] Peckolt: Allgemeines über brasilianische Nutz- und Heilpflanzen. Fortsetzung. In: Archiv der Pharmacie 10 (1860), S. 36–41, hier S. 39f.

62    Als seine Referenzen nennt Abl von Tschudi, Pöppig, Weddell, von Martius, von Bibra und von Scherzer.

63    Abl [wie Anm. 21], S. 130.

64    The Pharmaceutical Journal and Transactions. 2nd Ser. 7 (1865/66), Nr. 1 vom 1. Juli 1865, S. 33f.

65    N. N.: Eine wunderbare Pflanze. In: Fremden-Blatt 20 (1866) vom 8. Nov. 1866, S. 10.

66    Theodor Aschenbrand: Die physiologische Wirkung und Bedeutung des Cocain. muriat. auf den menschlichen Organismus. In: Deutsche medizinische Wochenschrift 50 (1883), S. 730–732.

67    1886 erhielt Aschenbrandt mit einer Arbeit über „Die Bedeutung der Nase für die Athmung“ die venia legendi für Physiologie.

68    Das mitunter in diesem Zusammenhang bemühte Argument der unreflektierten selbsterfüllenden Prophezeiung greift demzufolge zu kurz, s. beispielsweise Karch [wie Anm. 17], S. 32.

69    Die aus heutiger Sicht eher unbefriedigende Methodik – Anwendungsbeobachtungen ohne klare Messparameter und ein Selbstversuch – entsprach durchaus dem damaligen state-of-the-art, wobei es nicht unüblich war, eher inkonklusive Resultate zu erzielen.

70    N. N.: Der Coca-Wein, ein neues Verpflegungs-Mittel. In: Allgemeine Militär-Zeitung 1886 (Zit nach: Alfred Springer: Kokain. Mythos und Realität. Wien 1989, S. 29).

71    Diese Behauptung ist tatsächlich zutreffend. Wie um 1980 gezeigt werden konnte, wird Cocain in Gegenwart von Ethanol zu Cocaethylen, einem aktiven Metaboliten verstoffwechselt, woraus eine stärkere Wirkung und eine längere Wirkdauer resultieren, s. Mim J. Landry: An Overview of Cocaethylene, An Alcohol-Derived, Psychoactive, Cocaine Metabolite. In: Journal of Psychoactive Drugs 24 (1992), S. 273–276.

72    Militär-Zeitung 39 (1886) Nr. 2 vom 5. Jänner 1886, S. 12.

73    So der Schriftzug der Titelvignette einer als Imagewerbung für Vin Mariani konzipierten Erzählung, s. Octave Uzanne: La Panacée du Capitaine Hauteroche. Paris 1899.

74    Royal Pharmaceutical Society 2011 [wie Anm. 54], S. [14]. Von Scherzer schreibt, seine Motivation, eine größere Menge an Cocablättern zur Untersuchung nach Europa zu bringen, sei der Gedanke gewesen, dass „die so stimulirenden Blätter oder ein Extract derselben in Fällen, wo die menschlichen Kräfte durch außergewöhnliche Anstrengungen in Anspruch genommen werden (z. B. bei forcirten Märschen) wichtige Hilfe leisten dürften.“, s. Karl von Scherzer: Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858, 1859. Statistisch-commerzieller Theil. Bd. 2. Wien 1865, S. 377.

75    Im 2. Weltkrieg wurde dann insbesondere Amphetamin eingesetzt, und bis heute ist die Verabreichung von Drogen an Soldaten eine wichtige Thematik, s. Olaf Arndt: Schlaflos in Battle. In: Süddeutsche Zeitung vom 19.5.2010. http://www.sueddeutsche.de/kultur/drogen-reichungen-an-soldaten-schlaflos-in-battle-1.895268 (Letzter Zugriff am 20.2.2016).

76    vgl. z. B. Karch [wie Anm. 17], S. 18–20.

77    Militär-Zeitung [wie Anm. 72], S. 12

78    W. Saunders: Paris to Vienna by Bicycle. London, 1876, S. 5 u. S. 28, (zit. nach Robert Christison: Observations on the effects of cuca, or coca, the leaves of erythroxylon coca. In: British Medical Journal 39 (1876 Bd. 1), S. 527–531, hier S. 532.

79    The Staunton Spectator 60 (1832), Nummer 7 vom 31. Oktober 1882 und The Sacramento Daily Union 12 (1881), Nummer 146 vom 8. Februar 1881.

80    So ein Inserat in The Medical Record vom 28. Februar 1880, s. Joseph Gagliano: The Popularization of Peruvian Coca. In: Revista de Historia de América 59 (1965), S. 164–179, hier S. 174.

81    The Staunton Spectator 60 (1832), Nummer 7 vom 31. Oktober 1882.

82    Christison [wie Anm. 78], S. 529f.

83    Vgl. z. B. “The use of the poporo“ unter http://tairona.myzen.co.uk/index.php/culture/the_use_of_the_poporo (Letzter Zugriff am 20.2.2016).

84    Peter V. Taberner: Aphrodisiacs. The science and the myth. Philadelphia 1985, S. 187. Dieses Argument ist wenig stichhaltig, beruht es doch auf der Annahme, dass die Künstler der Moche-Kultur der enthemmenden Wirkung der Coca bedurft hätten, um ihre nach heutigen konservativen Wertvorstellungen anstößigen Tonskulpturen zu verfertigen. Möglicherweise hat aber diese irrige Assoziation da oder dort dennoch geholfen, den einschlägigen Ruhm der Coca zu vergrößern.

85    Die nutritive Wirkung der Coca wurde

auf vermeintlich enthaltene nährende Bestandteile, z. B. Pflanzenschleim zurückgeführt.

86    „Io ho pure osservati alcuni casi di polluzioni diurne o notturne da debolezza dei genitali, migliorati e guariti dalla coca masticata dopo il pranzo, e spesso ho sentito dire da varii europei di nazione diversa, che erano dall´ eritrossilo usato in certe dosi risvegliati i desideri erotici.“, s. Mantegazza [wie Anm. 3], S. 503.

87    Siegmund Freud: Über Coca. Wien 1885, S. 23f.

88    Salzburger Volksblatt vom 19. September 1874, S. 7.

89    Neue Freie Presse vom 14. Oktober 1877, S. 13.

90    Prager Abendblatt vom 8. April 1878, S. 5.

91    Der Gebrauch von Sellerie als Aphrodisiakum ist gut belegt, vgl. z. B. Magnus Hirschfeld: Liebesmittel. Eine Darstellung der geschlechtlichen Reizmittel (Aphrodisiaca). Berlin 1930, S. 155. Viburnum sp. war hingegen in dieser Indikation nicht gebräuchlich, vgl. z. B. Theophilus Redwood (Hrsg.): Gray‘s supplement to the Pharmacopoeia. London 1848, S. 321. Später wurde auch Cola als weitere Zutat angegeben, s. The Medical, Brief 39 (1901), S. 1146.

92    The Medical, Brief 10 (1882), Nr. 4, im Inseratenteil S. 19.

93    Joseph F. Spillane: Cocaine - from medical marvel to modern menace in the United States, 1884–1920. Baltimore 2000, S. 68–73.

94    Parke, Davis & Co.: Organic materia medica. Detroit 1888, S. 56.

95    Albert Ebert/Emil Hiss: The Standard Formulary. Chicago 1900, S. 242.

96    Damiana (Turnera diffusa) wird insbesondere in Mexiko als traditionelle Heilpflanze und Aphrodisiakum verwendet. Aus den Früchten der Sägepalme (Serenoa repens) werden heute noch Präparate zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie gewonnen.

97    In A. Emil Hiss / Albert E. Ebert: The New Standard Formulary. Chicago 1920 werden beispielsweise angeführt: Celery cordial (S. 702), Elixir Aphrodisiac (S. 725), Howe´s Compound Damiana Tablets (S. 766), Sandal-Etto (S. 841) und Tonic Aphrodisiac Tablets (s. 863).

98    Alexander McKay: Sexuality and substance use. The impact of tobacco, alcohol, and selected recreational drugs on sexual function. In: The Canadian Journal of Human Sexuality 14 (2005), S. 47–56: „Cocaine does not directly or specifically impact on the human sexual response cycle. However, like for other nervous system stimulants, the feelings of well being that result from taking the drug may intensify, spark, or enhance feelings of sexual desire and sensuality. Often, new or infrequent cocaine users report that cocaine has beneficial sexual effects, most notably in increasing desire.“.

99    Ronald Siegel: Cocaine and sexual dysfunction. The curse of Mama Coca. In: Journal of Psychoactive Drugs 14 (1982), S. 71–74 sowie Taberner [wie Anm. 84], S. 193–195.

100   Chemisch-technisches Repertorium 3 (1864), S. 28 und Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer 26 (1866), S. 34. 

101   Bis heute wird Coca wegen ihrer atem­stimulierenden Wirkung konsumiert. Als Papst Franziskus auf seiner Lateinamerika-Reise im Juli 2015 in El Alto, Bolivien auf über 4.000 m Seehöhe landete, hatte er bereits an Bord des Flugzeugs einen Coca-enthaltenden Tee getrunken. Vom bolivianischen Präsidenten wurde er dann mit einem Beutel voll Cocablättern beschenkt, s. Spiegel Online Panorama vom 9.7.2015. http://www.spiegel.de/panorama/papst-franziskus-in-bolivien-koka-blaetter-gegen-die-hoehenkrankheit-a-1042752.html Letzter Zugriff am 20.2.2016).

102   Fremden-Blatt (Wien) 22 (1868) vom 24. Mai 1868, S. 33.

103   Hager [wie Anm. 45], S. 905.

104   Grazer Volksblatt vom 5. Juni 1881, S. 11.

105   Grazer Volksblatt von 27. Juni 1875, S. 4.

106   Neue Freie Presse vom 14. Oktober 1877, S. 14.

107   Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer 26 (1866), S. 34.

108   Das American Journal of Pharmacy 43 (1871), S. 111f. nennt sie lediglich im Rahmen einer Rezension von Wittsteins Taschenbuch der Geheimmittellehre, sodass der Eindruck entsteht, „Dr. Sampson“ könnte möglicherweise auch nur eine marktingtechnische Kunstfigur gewesen sein.

109   Fremden-Blatt vom 23. Dezember 1875, S. 6.

110   Neue Freie Presse vom 5. Mai 1876, S. 4.

111   Neue Freie Presse vom 14. Oktober 1877, S. 13f.

112   Prager Abendblatt vom 24. August 1880, S. 6.

113   Neue Freie Presse vom 9. April 1878, S. 5.

114   Neue Freie Presse vom 25. Februar 1882, S. 5.

115   Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer 35 (1871), S. 232–234. Vgl. auch Pharmazeutische Zentralhalle 12 (1871), S. 67f., wo Hermann Hager als Herausgeber seiner Skepsis erneut Ausdruck verleiht und Coca lediglich als schlechten Ersatz für Chinin bezeichnet.

116   Der deutsche Botaniker Carl Friedrich Philipp von Martius (1794–1868) vertrat bereits 1831 die Auffassung, Coca erhöhe „in geringerer Quantität die Lebensgeister zur Lustigkeit und Thatkraft“ und wirke somit „als ein Sorgenbrecher“, s. C[arl] F[riedrich] P[hilipp] von Martius: Reise in Brasilien auf Befehl Sr. Majestät Maximilian Joseph I. Königs von Baiern in den Jahren 1817 bis 1820. München 1831, S. 1169 und 50 Jahre später hieß es: „Coca is the remedy par excellence against worry. Besides exercising an invigorating effect upon cerebral centers, it imparts an indescribable sensation of satisfaction“, s. J. Leonard Corning: Brain exhaustion, with some preliminary considerations on cerebral dynamics. New York 1884, S. 213 in der Fußnote.

117   So postulierte Mantegazza bereits 1859 in einem Vortrag „drei Familien von nervenstärkenden Nahrungsmitteln, die Alkohole, die Alcaloiden [sic] und Aromen; diese alle sind nöthig zur vollkommenen Entwicklung des physischen und gesellschaftlichen Lebens des Menschen, und kommen in allen Klimaten und in jedem Grade der Civilisation in Gebrauch“, s. Österreichische botanische Zeitschrift 10 (1860), S. 272.

118   „I have made use of Coca for business men who are kept by the pressure of business from their noonday meal, and who, too frequently, resort to alcoholic stimulus to tide them through the rush of the day, and all testify to its sustaining power not only, but claim its superiority to alcohol, in that they experience no reaction from its primary effects.“, s. W[illiam] S. Searle: A new form of nervous disease. Together with an essay on erythroxylon coca. New York 1881. S. 124.

119   Größere Popularität erlangte diese Richtung erstmals, als die 1780 in seinen Elementa medicae veröffentlichten Ideen des schottischen Arztes John Brown (1735–1788) unter dem Begriff Brownianismus/Brunonianism ab 1790 in Europa und Amerika rezipiert wurden, s. Nelly Tsouyopoulos: Brownianismus. In: Werner Gerabek / Bernhard Haage / Gundolf Keil /Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin 2005, S. 213f.

120   „No doubt a complete readjustment of the habits of sedentary men would do most toward eradicating these evils. A reduction of the hours of mental strain by one-half, and a devotion of the time thus exempt to suitable exercise and recreation would probably remove the whole difficulty. But such a revolution, unhappily, is Utopian, and therefore unworthy of consideration“, s. W[illiam] S. Searle: Sedentary men and stimulants. In: The North American Review 145 (1887), S. 146–157, hier S. 149.

121   Searle [wie Anm. 120], S. 149f.

122   Ein Gradmesser dafür ist die Anzahl der Monographien zu Vina im Codex medicamentarius (Paris). Die Ausgabe von 1837 enthielt 11 Medizinalweine, 1866 waren es 18 und 1884 bereits 31, darunter auch Vin de coca. Ein gängiges französisches Dispensatorium verzeichnet kurz vor der Jahrhundertwende, 45 vins médicinaux simples und 55 vins médicinaux composés, s. Frédéric Wurtz: L´officine ou Répertoire général de pharmacie pratique. Paris 1893, S. 986–995.

123   Zeitschrift für Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe NF 6 (21) (1867), S. 556.

124   Notice sur les propriétés et l‘usage du coca du Pérou. Vin et élixir de coca de Chevrier préparé avec la véritable feuille de coca du Pérou. Roanne 1868 (zit. nach Ronald Siegel, Repeating cycles of cocaine use and abuse. In: Dean Gerstein / Henrick Harwood (Hrsg.): Treating drug problems. Washington 1992, S. 289–316, hier S. 291).

125   Allgemeine Wiener medizinische Zeitung 17 (1872), S. 617.

126   Joseph Bain: De la coca du Perou et ses preparations. Paris 1869.

127   „Elixir et Vin de coca de J. Bain. Tonique et fortifiant, stimulant énergique puissant réparateur des forces épuisées. Convient merveilleusement en raison de ses propriétés alibiles là où le quinquina est insufficant.“, s. z. B. Le Scalpel 22 (1870), S. 18.

128   William H. Helfand: Mariani et le vin de coca. In: Revue d‘histoire de la pharmacie 68 (1980), S. 227–234, hier S. 228 und Karch [wie Anm. 17], S. 23f.

129   Unter Advertorial versteht man Werbetexte, die in Inhalt und Aufmachung den Eindruck eines redaktionellen Beitrages erwecken sollen.

130   Die Allgemeine Wiener medizinische Zeitung enthält in Nr. 19 vom 7. Mai 1872 ein Inserat für „Vin tonique Mariani à la Coca du Pérou“ und in den Beilagen zu Nr. 25, Nr. 34 und Nr. 41 jeweils unterschiedliche mit dem Namen Mariani gekennzeichnete längere Texte. Vgl. weiters A[ngelo] Mariani: La Coca du Pérou. In : Revue de thérapeutique médico-chirurgicale 1872, S. 148–152.

131   David Smith: Hail Mariani. The transformation of Vin Mariani from medicine to food in american culture, 1886–1910. In: Social History of Alcohol and Drugs 23 (2008), S. 42–56, hier S. 45 und S. 48.

132   Vgl. z. B. Mariani & Co: Coca Erythroxylon (Vin Mariani). Its uses in the treatment of disease. Paris, New York 1886, das eine typische Mischung von geschichtlicher und botanischer Übersicht, ärztlichen Fallberichten und Dankesschreiben bietet.

133   Derartige Testimonials (engl. celebrity endorsements) sind auch heute noch wesentliche Elemente erfolgreicher Marketingkampagnen, s. Karsten Kilian: Prominente in der Werbung. In: Markenartikel. Sonderausgabe 1/2003, S. 112–115.

134   Von 1894 bis 1925 erschienen insgesamt 14 Bände der Figures Contemporaines tirées de l´album Mariani.

135   Insgesamt wurden 1.086 Porträts berühmter Anhänger des Cocaweins veröffentlicht, worunter sich 3 Päpste, 16 Könige und Königinnen und 6 Präsidenten der französischen Republik befanden, s. Karch [wie Anm. 1], S. 26.

136   Mariani & Co [wie Anm. 132], S. 43.

137   Smith [wie Anm. 131], S. 51f.

138   Thomas Langebner: Aufbrausend und umkämpft. Die Seidlitz-Pulver Angelegenheit. In: Geschichte der Pharmazie 65 (2013), S. 10–16.

139   „These pages are inscribed and respectfully dedicated to those learned gentlemen of the medical profession who have so kindly aided me in my efforts to popularize that valuable addition to therapeutics, Erythroxylon Coca“, s. Angelo Mariani: Coca and its therapeutic application. New York 1890, in der Widmung.

140   „Scott‘s emulsion and vin Mariani are two of the most notorious examples of this breach of faith with the profession, but it seems that during the past year the evil is growing, and that even heretofore reputable manufacturers are boldly advertising their goods to the general public.“, s. J. Clark Stewart: A Radical View of the Advertising Business. In: Journal of the American Medical Association 1897; XXVIII (14), S. 661f.

141   Mariani [wie Anm. 139], S. 65f.

142   The Pharmaceutical Era (Hrsg.): The Era Formulary. 5.000 formulas for druggists. New York 1893, S. 28f.

143   Julian [wie Anm. 52], S. 31 u. S. 35.

144   Wolfgang Martynkewicz: Das Zeitalter der Erschöpfung: Die Überforderung des Menschen durch die Moderne. Berlin 2013.

145   So die elegante Umschreibung für die neue Erkrankung des industriellen Zeitalters, die nervöse Erschöpfung oder Neurasthenie, s. George Beard: American nervousness. Its causes and consequences. New York 1881.

146   W[illiam] Tibbles: Erythroxylon Coca. A treatise on brain exhaustion as the cause of disease. Helmsley 1877 und Corning [wie Anm. 116].

147   So der Titel einer zeitgenössischen Werbeschrift für Coca, s. Searle [wie Anm. 118].

148   „Es ist eine eigenthümliche Erscheinung der Jetztzeit, so viele Klagen über Nervenschwäche und Nervenleiden zu hören, namentlich von denjenigen, bei denen krankhafte Blutbildung, Blutarmuth, auch zu schnelles Wachsthum, geistige und körperliche Ueberanstrengung, überhaupt Krankheiten vorausgegangen sind, welche im Allgemeinen Schwächezustände herbeigeführt haben.“, s. Prager Abendblatt vom 3. Juni 1880, S. 6 im Inserat mit dem Titel „Empfehlenswerthe Worte über Nerven“.

149   In Frankreich waren zur Jahrhundertwende 26 Coca enthaltende Präparate im Handel, wobei die alkoholhaltigen Zubereitungen (14 Weine, 4 Elixire und 1 Liqueur) klar dominieren. Neben Vin Mariani finden sich so illustre Namen wie Vin antidiabetique Rabot, Vin de coca iodé (Detray), Vin au phospho-kola Muthelet, Vin de Kola-Coca Chevrier und Élixir vital de Quentin, s. M. Gautier / F. Renault: Formulaire des spécialités pharmaceutiques. Paris 1895.

150   Smith 2008 [wie Anm. 131], S 52f.

151   Weder die ursprünglichen Ingredienzien noch der Name waren besonders originell. Als der Verkauf von Coca Cola in größerem Maßstab begann, war beispielsweise in Frankreich ein Elexir de Kola-Coca Vigier auf dem Markt, [George Octave] Dujardin-Beaumetz / P[aul] Yvon: Formulaire pratique de thérapeutique et de pharmacologie. Paris 1893, im unpaginierten Inserateteil unter Charlard-Vigier.

152   Mark Pendergrast: Für Gott, Vaterland und Coca-Cola. Die unautorisierte Geschichte der Coca-Cola-Company. Wien 1993.  

153   Nach einer 1915 durchgeführten Untersuchung war Vin Mariani „a mixture of Bordaux wine and an alcoholic extract of decocainized coca “,s. John Phillips Street: The composition of certain patent and proprietary medicines. Chicago 1917, S. 256.

154   „Was das Ergebnis der Prüfung auf Cocain anbetrifft, so fiel dieselbe – selbst bei Inangriffnahme von 0,5 l des Weines – negativ aus“, s. Aufrecht: Untersuchungen neuerer Arzneimittel, Desinfektionsmittel und Mittel zur Krankenpflege. In: Pharmazeutische Zeitung 45 (1900), S. 970.

155   Siegel [wie Anm. 124], S. 290f; Karch [wie Anm. 17], S. 27.

156   Neben Vin Mariani waren u. a. noch folgende Produkte auf dem amerikanischen Markt: Carnrick´s Coca Muscatel, Claflin´s Coca Wine, Coca-Bola, Cassebeer´s Coca Calisya, Gray´s Treatment for Drunkenness, Lambert´s Wine of Coca, Maltine with Coca Wine, Mattison´s Coca Wine, Metcalf´s Coca Wine, Nichol´s Compound Kola Cordial und Nyal´s Coca Wine, s. Street [wie Anm. 153].

157   Helfand [wie Anm. 128], S. 233.

158   Hobart Amory Hare / Charles Caspari / Henry H. Rusby et al.: The national standard dispensatory. Philadelphia 1905, S. 448.

159   Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Bd. 5 Tl. 2. Frankfurt 1974, S. 67.

160   Hugo Rosenberg: Pharmakompendium. Ein Führer durch die offiziellen Arzneibücher. Berlin 1922, S. 120, Codex medicamentarius Gallicus, seu Pharmacopœa Gallica. Bd. 2. Rennes 1937, S. 211 und Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Ergänzungsband. Berlin 1944, S. 464. 

161  Michael de Ridder: Heroin. Vom Arzneimittel zur Droge. Frankfurt 2000, S. 26–31. 

162  Christfried Tögel: „…und gedenke die Wissenschaft auszubeuten“ Freuds Weg zur Psychoanalyse. Tübingen 1994, S. 46. 

163  Freud [wie Anm. 87], S. 21–23. 

164  W. Harrison Martindale / W. Wynn Westcott: The extra pharmacopoeia of Martindale and Westcott. London 1904, S. 198. 

165  Vgl. z. B. Spillane [wie Anm. 93], S. 105–122. 

166  Martin I. Wilbert: Efforts to Curb the Misuse of Narcotic Drugs. A Comparative Analysis. In: Public Health Reports 30 (1915), S. 893–923, hier S. 895 und S. 901. 

167  Siegel [wie Anm. 124], S. 292f. 

168  Reichsgesetzblatt Teil I Nr. 51 vom 24. Dezember 1930, S. 635. 

169  Otto Anselmino / Adolf Hamburger: Kommentar zu dem Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln (Opiumgesetz) und seinen Ausführungsbestimmungen. Berlin 1931, S. 197. 

170  Tjerk Brühwiller: Koka in Bolivien. Die zwei Seiten des grünen Blattes. In: Neue Züricher Zeitung vom 25.4.2014. http://www.nzz.ch/die-zwei-seiten-des-gruenen-blattes-1.18289924 (Letzter Zugriff am 20.2.2016). 

171  Bereits im 19. Jahrhundert vertrat man die Ansicht, der Coca-Konsum sei „so wenig ein Laster als das Weintrinken; nur das Uebermaß stempelt das eine wie das andere dazu.“, s. von Tschudi [wie Anm. 58], S. 314. 

172  „In conclusion, I will repeat that coca is an integral part of the Indians‘ way of life, deeply involved with his traditions, his religion, his work and his medicine. To deny the use of coca to the Indians is as serious a disregard for human rights as would be an attempt to outlaw beer in Germany, coffee in the near east or betel chewing in India.“, s. Richard T. Martin: The role of coca in the history, religion, and medicine of South American indians. In: Economic Botany 24 (1970), S. 422–438, hier S. 436. 



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