Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

27.12.2015, 07:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche. 
(Foto: imagesab - Fotolia.com)

Rückblick auf die letzte Woche. (Foto: imagesab - Fotolia.com)


Das ABDA-Palais ist Geschichte. Doch die Geschichte lebt weiter. Ja, die ABDA hat sich selbst beschenkt! Wie einfühlsam!

24. Dezember 2015

Er ist uns erschienen. Oder besser: Er ist unserer ABDA erschienen: Ein prächtiger, repräsentativer Bildband über – „Das Deutsche Apothekerhaus in der Jägerstraße“, aufgepasst, das Wort „Deutsche“ ist groß geschrieben, dem Anlass entsprechend. Mein liebes Tagebuch, das ist kein Witz, darüber macht man keine Witze. Nein, im Ernst. Rechtzeitig vor dem Fest konnten alle Kammerpräsidenten und Verbandsvorsitzenden, dazu einige honorige Persönlichkeiten und erlauchte Auserwählte den Gedenkband an das Apothekerpalais in der Berliner Jägerstraße auf ihrem Gabentisch bzw. unterm Baum vorfinden. D.h.,man hat sich praktisch selbst damit beschenkt. Denn: Den Bildband gibt’s nicht im Buchhandel, nein, es gibt ihn auch nicht für Außenstehende oder schon gar nicht für gemeine Apotheker oder einfache Tagebuchschreiber. Adressaten dieses Buches sind neben den ABDA-Oberen die hauptamtlich und ehrenamtlich tätigen Personen, die in der Jägerstraße gearbeitet haben. Wer es sonst noch einsehen und in den Händen halten darf, mein liebes Tagebuch, wir wissen es nicht. Denn irgendwie ist es auch ein geheimes Projekt, an die große Glocke wurde das Erscheinen des Buches nicht gehängt. Warum nur? Die paar Tausend Euro für das kleine Eigen-Buchgeschenk, na, mein liebes Tagebuch, nun hab Dich mal nicht so.

Und so liegt es auf dem Tisch: Ein edel aufgemachter Fotoband, bestückt mit tragenden Vorworten von den ABDA-Ehrenpräsidenten Hans-Günter Friese und Heinz-Günter Wolf und vom ehemaligen  Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbands, Hermann Stefan Keller, dazu warme Worte vom ABDA-Präsidium (Schmidt, Kiefer, Becker) und last but not least vom Hauptgeschäftsführer Schmitz. Also, alle unsere Lieben haben sich da verewigt, einer für alle, alle für einen.
Der Hauptteil des Buches zeigt eindrucksvolle Bilder des opulenten Hauses mit einigen Begleittexten zur Geschichte des Hauses. Da findet man prächtige Bilder des majestätischen Marmor-Treppenhauses, Bilder vom Tresorraum, vom Plenarsaal, vom Empfangsbereich, von der Schalterhalle und viele mehr. Damit alle Welt sehen kann, wie gut dieses Haus als Bürogebäude taugte. Vermutlich wurden alle Bilder gut gephotoshopt und aufgepeppt, damit man die Risse im Mauerwerk nicht sieht.

Und besonders nett wird’s im hinteren Teil des Buches. Da sind noch mehrere Seiten mit Bildern von den rauschenden ABDA-Sommerfesten zu bewundern, die im Haus gefeiert wurden, und den anwesenden Politikern, die der Einladung gefolgt waren. Zum Teil sieht man da gar wunderschöne Selfies nach dem Motto „Ich, der Vorsitzende, mit dem Politiker XY“ und „Ich, der Präsident, mit der Politikerin YZ“. Einfach nur schön, mein liebes Tagebuch, einfach entzückend: Die Welt zu Gast bei Apothekers im Palais. Mein Gott, waren das noch Zeiten! Und wie schön sich doch das Haus zum Feiern, für Sommerfeste eignete. Da konnten andere Heilberufsverbände nur neidvoll auf die Apotheker gucken. Das Dumme dabei nur: Mit Palais und Sommerfesten macht man noch lange keine gute Politik.Und so richtig geholfen hat das Haus auch nicht beim Politikmachen, im Gegenteil: Die Politik ignoriert und vergisst die Apotheker mehr und mehr.

Hach, mein liebes Tagebuch, wenn der eine oder andere ABDA-Präsident oder Verbandsvorsitzende das Prachtbuch so vor sich liegen sieht, kommen sicher so manchem die Tränen. Ja, es muss schon arg geschmerzt haben, dieses Haus verkaufen zu müssen, raus aus einem Palais, rein in ein schnödes, kaltes Bürogebäude. Wie konnte man sich früher noch fühlen, als sich die schweren großen Pforten zum Vestibül öffneten, als man, vorbei an der riesigen Schalterhalle, auf dem roten Teppich die Marmortreppe hinauf ins präsidiale Zimmer oder ins Kaminzimmer schritt. Das kann doch nicht alles vorbei sein! Doch, mein liebes Tagebuch, es ist! Vorbei! Da muss man doch Verständnis zeigen, dass man wenigstens noch einen Bildband in memoriam macht – so ein bisschen mit dem Subtext: Das alles gehörte einst uns, uns Apothekers aus der Jägerstraße. Wir hatten ein „Deutsches Apothekerhaus“!
Ach ja, mein liebes Tagebuch, die Welt ist grausam. Jetzt ist alles weg, bald verkauft, womöglich weit unter Wert? Also, gut dass es den Bildband gibt. Er mag unsere Dreifaltigkeit und einige andere, die mit Leib und Seele an diesem Haus hingen, über den schmerzlichen Verkauf hinwegtrösten. Und so mancher wird es in einer stillen Stunden aus seinem Schrank holen und mit feuchten Augen darin blättern, wenn er jetzt im grauen Lindencorso oder später einmal im Glaspalast in Hauptbahnhofsnähe sitzt. Apothekerpalais, wir vermissen dich. Ja, gut dass es den Bildband gibt, er lindert ein wenig die Trauer. Mein liebes Tagebuch, so ein Buch hätte ich auch gerne geschenkt bekommen.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Buchgeschenk

von Dr. Christoph Klotz am 07.01.2016 um 20:55 Uhr

Lieber Herr Ditzel, wenn Sie ganz lieb sind, dann bekommen Sie noch ein Buch. Angbelich hat die ABDA noch 30 Stück auf Lager.
Wenn Sie böse sind, dann fragen Sie nach, ob die ABDA das Buchgeschenk als geldwerten Vorteil bei den Beschenkten vorab versteuert hat.
Bei der geschätzten Auflage von 100 Stück dürfte der Preis bei 200.- bis 250.- Euro pro Buch liegen, falls es sich nicht um ein Fotobuch handelt, das man im Internet bestellen kann.

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War da nicht noch 'was ........?!?

von Gunnar Müller, Detmold am 28.12.2015 um 13:24 Uhr

Schade,
die bereits am 1.1.2016 (!) zu vollziehende Gehaltserhöhung für unsere Apotheken-MitarbeiterInnen wäre doch wohl eine Erwähnung wert gewesen, oder?
Und auch, ob man wohl eine öffentliche Reaktion unserer berufspolitischen Speerspitze namens e.V. in Gründung erwarten darf im Sinne "..... unterstützen wir ApotherInnen abermals unsere MitarbeiterInnen in Form einer fairen Lohnanpassung, OBWOHL unsere eigene Entlohnung durch die Politik auf nicht abesehbare Zeit abermals nicht angepasst wird......"?
Zuviel "Pandora" für das Fest der Liebe?

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Kalter oder alter Prunk ?

von Ulrich Ströh am 27.12.2015 um 10:45 Uhr

Ja Herr Ditzel,wer als einfacher Ehrenamtlicher mal im Sommer im Jägerhaus gesessen hat,kann den von Ihnen beschriebenen ,limitierten Prunkband nur als Anbeten von Asche empfinden...

Fragt sich nur , warum dieses Buch ,wer hatte die Idee und wer übernimmt die Verantwortung ?
Weiter so , im neuen Jahr ABDA !

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Prioritätenreihenfolge 1) Historische Location - 2) disruptive Innovationsförderung

von Jamshed Poonawalla am 27.12.2015 um 10:42 Uhr

Moin^^

Das Tagebuch in allen Ehren - vielen Dank an Herrn Ditzel und alle Interessierten - aber es beinhaltet nur ein kleines Fragment der Realität "da draussen".

Völlig außer Acht lassen wir zur Zeit die Entwicklungen um uns herum, die äußerst disruptive Auswirkungen auf unser "Geschäftsmodell" haben können.

Das Totschweigen dieser Entwicklungen würde nur unsere breite Masse an Kollegen in Unwissenheit vor sich hin trotten lassen, bis irgendwann in relativ naher Zukunft die sogenannte "Freiberuflichkeit" (=Freiheit in der Berufsausübung schliesst eigentlich freiwillige Selbst-Verpflichtungen nicht explizit aus!) eine Konsensbildung unmöglicht macht.

Meinungsvielfalt schlägt Konsensfähigkeit.
Das ist eben so.
Und jegliche Veränderungen ruft angsterfüllte Ablehnung hervor.
Das ist eben auch so.

Meine Gedanken der bisherigen Tage 2015 bringe diesmal ich kurz und knackig auf folgende Größe destilliert:

Liebe Kollegen.
Bitte springen Sie doch allesamt mal über Ihre äußerst heterogene Schatten und bringen Sie Ihrem persönlichen Schweinehund die Konsensbildung für die Definition und die Durchsetzung von gemeinsamen plattform-unabhängigen Technik-Standards bei.

Um nur mal ein Beispiel zu nennen; es gibt beispielsweise ein neues StartUp, das sich Tiramizoo nennt.

Deren kommuniziertes, anvisiertes und fremdfinanziertes Ziel ist die tag-gleiche Lieferung sämtlicher Waren zum Endverbraucher binnen 90 Minuten.


Wenn wir uns im Konsens auf irgendein x-beliebiges Infrastrukturmodell einigen können, würde man unsere dezentrale Logistik auch für OTC nutzen können lernen, bevor uns einfach andere Player das gesamte OTC-Marktsegment aus der Hand nehmen.

Sämtliche OTC wird auf dem Postweg nicht nur im Ausnahmefall nach Hause geliefert und bevor sich jetzt wieder 5-10 Kollegen mit der Hilfe irgendeines Geldgebers/Bank zu einem für die breite Masse disruptiven Riesenplayer aufpumpen lassen, macht es Sinn, auch solche Technik-Themen künftig mit auf den Radar zu nehmen.

Wir brauchen ein mehrsprachiges Netzwerk der Frei- und Kammerberufe in Europa!

...und unabhängig davon brauchen wir auch eine gemeinsame Technik-Abteilung!

@all:
Alles Gute 2016

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