Robert Koch-Institut

Kein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch Flüchtlinge

Berlin - 14.09.2015, 09:40 Uhr

Viele nach Deutschland kommende Flüchtlinge sind nicht ausreichend geimpft – umso wichtiger ist es, dass hierzulande ein umfassender Impfschutz besteht. (Foto: sharryfoto/Fotolia)

Viele nach Deutschland kommende Flüchtlinge sind nicht ausreichend geimpft – umso wichtiger ist es, dass hierzulande ein umfassender Impfschutz besteht. (Foto: sharryfoto/Fotolia)


Gesundheitsexperten vom Robert Koch-Institut (RKI) nehmen den Flüchtlingsandrang in Deutschland relativ gelassen. „Wir sehen im Moment keine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung“, sagte Infektionsspezialist Andreas Gilsdorf. Die harten Bedingungen einer Flucht machten die Menschen zwar anfälliger für Krankheiten, größere Ausbrüche seien aber sehr unwahrscheinlich. Flüchtlinge stammten häufig aus Ländern mit zerrütteten Gesundheitssystemen und seien daher nicht ausreichend geimpft. Umso wichtiger sei es, dass die Bevölkerung hier etwa Impfschutz gegen Masern habe.

Das Thema ist auf dem Schirm. Zuletzt hatten Ärzte-Verbände vor Grippewellen in Flüchtlingsunterkünften gewarnt, auch ein Auftreten in Europa fast ausgerotteter Krankheiten wie Polio wurde befürchtet. Das RKI hatte für Mediziner kürzlich Hinweise zu ungewöhnlichen und teils seltenen Krankheiten veröffentlicht, die bei Flüchtlingen womöglich auftreten könnten: Gelistet sind etwa Typhus und das Lassafieber. Betroffene müssten akut behandelt werden, weil die Krankheiten tödlich ausgehen können, empfiehlt das RKI.

Der Großteil dieser Erkrankungen sei aber nur bei engem Körperkontakt ansteckend, betonte Gilsdorf: „Das hängt ganz stark von den Unterkünften und gedrängten Situationen ab.“ Für Betreuer oder Helfer bestehe daher ein etwas erhöhtes Risiko. Stichproben aus den vergangenen Jahren zeigten jedoch, dass die große Mehrheit der Ausbrüche in Flüchtlingsheimen nicht auf eingeschleppte Erreger zurückgehe, so Gilsdorf. Die meisten Menschen hätten sich hierzulande angesteckt. Flüchtlinge seien deshalb eine gefährdete und nicht etwa eine gefährdende Gruppe.

Kein Grund zur Sorge

„Für Deutschland besteht kein Anlass zur Sorge“, sagte auch der Mediziner Tankred Stöbe, der seit drei Wochen für Ärzte ohne Grenzen auf einem Rettungsschiff im Mittelmeer tätig ist. Physisch richtig gut gehe es kaum jemandem, aber ernste Krankheiten seien „überaus selten“. Stöbes Beobachtungen nach sind die meisten Flüchtlinge aber sehr jung und damit in vergleichsweise guter körperlicher Verfassung.

Mediziner hatten zuletzt beklagt, dass die Dokumentation bisheriger Untersuchungen – eine Art Laufzettel für Flüchtlinge – fehle. Zumindest Ärzte ohne Grenzen verteilt an Kranke, die am Festland weiterbehandelt werden müssen, ein Dokument, auf dem Untersuchungen und Medikamente eingetragen werden, wie Stöbe sagte. Die Organisation hat den Angaben zufolge seit Mai rund 15.000 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gerettet.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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