Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

13.09.2015, 08:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: sabimage -  Fotolia.com)

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: sabimage - Fotolia.com)


Zum Stellenwert des Apothekers: Überraschung in Zürich – Apotheker dürfen impfen. Keine Überraschung in Berlin – Apotheker werden bei kleinsten Formfehlern retaxiert, Apothekerverband und Kassenverband können sich in der Null-Retax-Frage nicht einigen. Jetzt muss die Schiedsstelle entscheiden. Spiegelt sich darin das Ansehen eines Apothekers wider? In Zürich Selbstbewusstsein, hierzulande ausführendes Organ von Kassenformalien? Die Zahl der Apotheken geht zurück, das Interesse von jungen Pharmazeuten an der Apotheke auch. Mein liebes Tagebuch, welchen Weg gehen Deutschlands Apotheken eigentlich?

7. September 2015

Was der Chef des Apothekerverbands Westfalen-Lippe, Klaus Michels, berichtete, trifft nicht nur für seinen Verbandsbezirk zu, sondern ist bundesweit zu beobachten: Die Zahl der Apotheken ist rückläufig, auch die Zahl der selbstständig tätigen Apotheker geht zurück: Jede fünfte Apotheke in Westfalen-Lippe ist eine Filialapotheke. Ein weiterer Trend: junge Pharmazeuten, die ihr Studium absolviert haben, drängen heute nicht mehr in die öffentliche Apotheke. Viele suchen ihren Arbeitsplatz in der Pharmaindustrie, wo es zudem meist bessere Verdienstchancen gibt. Andere in der Krankenhausapotheke, wo es oft mehr Pharmazie gibt. Mein liebes Tagebuch, ist die Blütezeit der öffentlichen Apotheke in Deutschland vorbei? Klares Jein. Was die Anzahl der Apotheken betrifft, wird dies wohl zutreffen. Es wird in Zukunft nie mehr so viele Apotheken geben, wie es beispielsweise zur Jahrtausendwende der Fall war: Mit rund 21.600 Apotheken war wohl die höchste Apothekenzahl in Deutschland erreicht. Seitdem geht’s bergab. Keineswegs bergab wird es aber mit den in Apotheken nachgefragten Leistungen gehen. Mehr ältere Menschen, neue Therapien, Aufgaben wie Arzneimitteltherapiesicherheit, Medikationsplan und Co. – in Zukunft werden Apotheken mehr denn je gebraucht. Es kommt darauf an, was wir daraus machen.

 Ein Antikorruptionsgesetz muss sein, darüber ist man sich einig. Das Bundeskabinett hat das Gesetz als Regierungsentwurf beschlossen, aber damit steht das Gesetz noch lange nicht vor seiner endgültigen Verabschiedung. Denn einige Formulierungen sind nach wie vor sehr unscharf formuliert. Darauf weist zu Recht die ABDA in ihrer offiziellen Stellungnahme hin und hofft, hier auf Änderung. Was zum Beispiel ist mit dem Begriff der Pflicht zur Wahrung der heilberuflichen Unabhängigkeit gemeint? Wann wahrt man die heilberufliche Unabhängigkeit nicht mehr? Ein solcher Begriff sei weder im Strafgesetzbuch noch in einem anderen Gesetz definiert. Mein liebes Tagebuch, auch wenn die Absicht noch so gut ist: ein Gesetz nützt nichts, wenn es mit weichen Gummiparagrafen ausgestattet ist. Hoffen wir, dass die ABDA hier ihren Einfluss geltend machen kann.

8. September 2015

ABDA und Transparenz – ein Begriffspaar, das für viele nicht so recht stimmig ist, wie Anträge des Hessischen Apothekerverbands zum Apothekertag zeigen. Hessen möchte mit seinen Anträgen  erreichen, dass eine transparente Bearbeitung der angenommenen und der in einen Ausschuss verwiesenen DAT-Anträge sichergestellt ist. Zum Beispiel könnte man die Anträge in einer Datenbank listen, die den Stand der Bearbeitung anzeigt. Mein liebes Tagebuch, das sollte für eine ABDA doch nicht so schwer sein, eine solche Transparenz herzustellen, oder? Eigentlich müsste das schon ein ureigenes Anliegen einer Organisation wie der ABDA selbst sein. Und in Zeiten, in denen alle vernetzte Strukturen fordern, dürfte es doch dank Internet und Datenbanken keine Ausrede mehr geben, dass dies nicht machbar sei. Mein liebes Tagebuch, würde dieser Antrag abgelehnt, würde man die (ABDA-)Welt nicht mehr verstehen.

 

Jens Spahn ist weg, Maria Michalk ist da. Nachdem Spahn als Parlamentarischer Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium wechselte, folgt ihm jetzt Maria Michalk als Vorsitzende der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Aus ihrem Steckbrief: geboren 1949 in der Oberlausitz, sorbische Nationalität, katholisch, verheiratet, drei Kinder, Lehre als Industriekauffrau, danach Fachstudium Betriebsökonomie; seit 1972 Mitglied der CDU, 1990 bis 1994 Mitglied des Deutschen Bundestags; 1996 bis 2002 Geschäftsführerin des Fortbildungswerks Sachsen; seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages; ihr Wahlkreis ist Bautzen. Mein liebes Tagebuch, auf sächsischen Apothekertagen war sie schon des Öfteren zu sehen und zu hören ­– als kompetente Kennerin des Gesundheitswesens, auch mit Blick auf die Apothekenlandschaft. Hoffen wir, dass sie ein offenes Ohr für die Anliegen der Apotheker hat. Bautzen, Leipzig, Berlin – vielleicht ein magisches Dreieck? Eigentlich sollten die Voraussetzungen für gute Beziehungen zwischen Michalk und ABDA angesichts unseres sächsischen Präsidenten sehr gut sein.  

9. September 2015

Sie konnten beisammen nicht kommen…, ja es war keine Überraschung, eigentlich war es von Anfang an klar: Kassenverband und Apothekerverband finden in der Nullretax-Frage nicht zusammen. Aber sie müssen, denn das Gesetz schreibt eine Einigung bis zum 1. Januar 2016 vor. Jetzt ruft der Deutsche Apothekerverband die Schiedsstelle an, Rainer Hess der Vorsitzende der Schiedsstelle, ist am Zug. In seiner Hand liegt es, ob die Apotheken auch in Zukunft bei kleinsten Formfehlern von den Kassen abgezockt werden können oder ob Vernunft einzieht und kleine Fehler auf den Rezepten „geheilt“ werden können.

 

Während wir deutschen Apothekers darum kämpfen, ob wir selbstständig, auch ohne Doktors, einen kleinen Medikationsplan ausfüllen dürfen, können unsere alpenländischen Kolleginnen und Kollegen im Kanton Zürich, sofern sie sich entsprechend qualifiziert haben, ab sofort auch ohne ärztliche Verschreibung bestimmte Impfungen vornehmen. Bürger des Kantons Zürich, die sich gegen Grippe oder FSME impfen lassen möchten oder eine Hepatitis-Folgeimpfung bekommen, können direkt in ihre Apotheke gehen. Mein liebes Tagebuch, da sind uns die Züricher Meilen voraus. Was wäre, wenn Apotheker in Deutschland impfen wollten? Heilberufskrieg mit den Ärzten? ABDA-Warnungen, es bloß nicht mit den Ärzten zu verscherzen? Ärzte fordern das Dispensierrecht? Endlose Diskussionen und Ausarbeitung von dicken Leitfäden? Vielleicht würde aber auch gar nichts passieren – und wir Apotheker dürften impfen. Die Bevölkerung würde sich freuen und die Grippefälle abnehmen. Warum versuchen wir’s nicht?

 

Man hört Widersprüchliches, wenn man nachfragt, wie die medizinische und pharmazeutische Versorgung der Flüchtlinge in den Erstaufnahmestellen geregelt ist. So heißt es beispielsweise, die Versorgung mit lebenswichtigen Arzneimitteln sei gesichert, Ärzte seien vor Ort und geben die benötigten Medikamente aus. Dann hört man von Berichten, dass sogar Mitarbeiter der Sicherheitsdienste Medikamente an Bewohner ausgeben müssen. Mein liebes Tagebuch, vielleicht sollten mal unsere Kammern nachfragen, ob pharmazeutische Hilfe notwendig ist.

10. September 2015

Mein liebes Tagebuch, was bedeutet die Abkürzung AWB? Heißt das „ABDA weiß es besser“ oder „Apotheker wollen beraten“ oder „Arzneimittelwechselbeziehungen“? Nein, wir als Durchschnittsapotheker kennen diese Abkürzung nicht – das glauben zumindest die Richter des Oberlandesgerichts Hamburg zu wissen, die sich in einem wettbewerbsrechtlichen Verfahren (es ging um eine Bayer-Werbung für OTC-Arzneimittel) u. a. mit dieser Frage, befassen mussten, ob „AWB“ dem Durchschnittsapotheker bekannt sei. Mein liebes Tagebuch, schon nett, wie da die Herren Richter meinen, beurteilen zu können, was ein Apotheker so weiß und was nicht. Also, vielleicht sagen wir den Richtern mal, dass wir AWB als „Anwendungsbeobachtung“ kennen, außerdem kennen wir noch ABDA, BAK, DAV, AMTS, UAW, BtM, AOK, DAK und viele viele mehr, sogar OLG. Also, liebe Richter, kleine SMS von uns: LOL, MhG.

11. September 2015

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat auf dem Sommerempfang der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer Nordrhein dafür geworben, Flüchtlinge, insbesondere Menschen aus Syrien, die in ihren Ländern im Gesundheitswesen tätig waren, schnell hier in Deutschland zu integrieren. Das trifft sicher nicht nur für Ärzte zu, sondern auch für Apotheker. Mein liebes Tagebuch, gute Idee – aber zwei Barrieren erschweren das: Sprachprobleme und die Anerkennung von Urkunden, Dokumenten, Approbationen. Klar, Ordnung muss sein, aber als ich vor kurzem von einem syrischen Apotheker hörte, dass er leider nicht in einer Apotheke arbeiten darf und welche Hürden er überwinden muss, um seine Dokumente vielleicht anerkannt zu bekommen, dann weiß man: Unsere Bürokratie muss sich ändern.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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