Interne Memos als Beleg

Irische Lloyds-Apotheken rechnen vierfach ab

Stuttgart - 02.09.2015, 10:00 Uhr

Irische Llyods-Apotheken sollen beim Verblistern unerlaubterweise vierfach abrechnen. (Foto: Celesio)

Irische Llyods-Apotheken sollen beim Verblistern unerlaubterweise vierfach abrechnen. (Foto: Celesio)


Irische Lloyds-Apotheken sollen beim Verblistern unerlaubterweise mehrfach abgerechnet haben. Das wirft die irische Gesundheitsbehörde HSE nach einem Bericht der Tageszeitung „The Irish Times“ der größten Apothekenkette des Landes vor. Interne Memos der Apothekenkette würden belegen, dass Filialen angehalten werden, das einmalige Verblistern einer vierwöchigen Medikation viermal abzurechnen.

Irlands größte Apothekenkette, die zum Stuttgarter Celesio-Konzern gehörende LloydsPharmacy, bietet ihren Kunden einen Service namens MyMed an. Dabei werden die Arzneimittel in der Apotheke patientenindividuell für jeweils vier Wochen in Wochenblistern gestellt. Mit der HSE rechnet die Apotheke dem Zeitungsbericht zufolge zur normalen Abgabegebühr in Höhe von 5 irischen Pfund (ca. 6,35 Euro) pro Arzneimittel für die Tabletten in den Blistern der Folgewochen jeweils nochmal 3,27 Pfund (ca. 4,15 Euro) als Folge-Abgabe ab. Nach Ansicht des HSE stünde der Apotheke nur die einmalige, „normale“ Abgabegebühr zu – schließlich handle es sich um eine Verschreibung und die Wochenblister würden auf einmal hergestellt und an den Patienten abgegeben.

Stutzig machte die Gesundheitsbehörde offenbar ein Lloyds-internes Memo mit dem Titel „MyMed-Wirtschaftlichkeit“. Darin heißt es „Fragen Sie sich, warum wir so besessen sind von MyMed?“. Dann wird den Lloyds-Apothekern vorgerechnet, dass sich ihr Umsatz bei fünf Arzneimitteln pro Patient bei Teilnahme am MyMed-Programm von 25 auf 74,05 Pfund steigern lässt. Pro Jahr entstehe dadurch pro Patient ein zusätzlicher Umsatz von 588,60 Pfund – das sind ungefähr 747,37 Euro. Unter einer Grafik, die diese Zuwächse bildlich darstellt, steht laut „Irish Times“: „MyMed steigert unsere Abgabegebühren um 66 Prozent!“

Lloyds dementiert gegenüber der Zeitung die Abrechnung der Folgegebühren nicht, sondern erklärt, dass diese der Apotheke zustünden. Das MyMed-Programm erhöhe die Zeit „dramatisch“, die für das Bereitstellen der Arzneimittel gebraucht werde, erklärte ein von Lloyds eingeschaltetes Anwaltsbüro. Das Programm umfasse eindeutig das Stellen von vier eigenständigen Wochenmedikationen, die jede einzeln überprüft werden muss. Das ergebe eine „gestaffelte Medikation“ – und genau dafür gebe es die Folgegebühren von jeweils 3,27 Pfund. Dabei sei es unerheblich, ob die Wochenblister auf einmal an die Patienten abgegeben werden oder nacheinander.


Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker / Herausgeber / Geschäftsführer
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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