Tropeninfektionen

Vorsicht vor der Tigermücke

Remagen - 27.08.2015, 08:55 Uhr

Tigermücken können das Chikungunya-Virus übertragen. (Bild: Mushy/Fotolia)

Tigermücken können das Chikungunya-Virus übertragen. (Bild: Mushy/Fotolia)


„Die Tigermücke ist im Elsass angekommen.“ Das meldet das französische Fachportal „Le Moniteur des pharmacies“, nachdem in Schiltigheim nördlich von Straßburg im Rahmen eines nationalen Überwachungssystems Eiablagerungen entdeckt worden waren. Nun wird den Mücken mit Pestiziden der Kampf angesagt, damit sie sich nicht einnisten. Asiatische Tigermücken (Aedes Albopictus) können gefährliche tropische Infektionskrankheiten wie das Chikungunya-Fieber übertragen.

Endemisch ist Chikungunya in Teilen von Afrika, Südostasien, auf dem indischen Subkontinent und in Nord-und Südamerika.  Dem European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) wurden in dem Zeitraum von 2008 bis 2013 insgesamt 547 importierte Chikungunya-Fälle, das heißt unerwünschte „Reismitbringsel“ von Touristen, angezeigt. Sie hatten sich vorwiegend in asiatischen Ländern infiziert, allen voran Indien (38 %), aber auch auf den Malediven, in Sri Lanka, Thailand und Indonesien. Im Jahr 2014 waren es  laut ECDC bereits rund drei Mal so viele Fälle – mit 81 Prozent im Wesentlichen aus der Karibik (vor allem Dominikanische Republik, Guadeloupe und Martinique).

In der EU Verbreitung im Mittelmeerraum

In der Europäischen Union hat sich die asiatische Tigermücke in erster Linie im Mittelmeerraum verbreitet. Innerhalb von Kontinentaleuropa wurden bisher die meisten Infektionen in solchen Gebieten (autochthone Fälle) aus der italienischen Emilia-Romagna gemeldet (217 im Jahr 2007), einige weitere auch aus verschiedenen Regionen in Frankreich.

Vor kurzem wurde in Spanien der erste nicht von außerhalb der EU „importierte“ Chikungunya-Fall berichtet: Ein 60-jähriger Patient entwickelte am 7. Juli während eines Aufenthaltes in Frankreich Symptome. Höchstwahrscheinlich, so wird nach einer Analyse vermutet, hat er sich in der Kleinstadt Gandía in der spanischen Provinz Valencia infiziert. Wie aus der schnellen Risikobewertung („rapid risk assessment“) des Falles durch das ECDC hervorgeht, kam die Meldung für die Experten nicht unerwartet. Man wusste bereits, dass die asiatische Tigermücke seit 2013 in Valencia anwesend ist, und auch importierte Fälle von Chikungunya waren von der Stadt Gandía schon gemeldet worden.

Symptome schnell abklären lassen

Wie groß ist nun das Risiko und wo ist es eventuell am größten? Nach Einschätzung des ECDC am ehesten dort, wo die Mücken, die das Virus übertragen können, sich schon eingenistet haben und wo Klima für eine Übertragung förderlich ist. Dies kann auch auf die genannten Regionen in Europa zutreffen. Reisende, die aus Gebieten mit einem Chikungunya-Ausbruch zurückkommen, sollten besonders auf der Hut sein, empfiehlt das ECDC. Wer Symptome hat, die auf eine Infektion hindeuten, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufzusuchen. Das schützt nicht nur ihn selbst, sondern eröffnet auch die Möglichkeit, frühzeitig einzuschreiten, damit das Virus sich in den europäischen Mückenpopulationen nicht noch weiter verbreitet.

Die Inkubationszeit für die Infektion reicht von zwei bis zehn Tagen, mit einem Durchschnitt von drei Tagen. Die typischen klinischen Symptome sind hohes Fieber, Myalgie, Hautausschlag und Gelenkschmerzen. Letztere können wochen- oder monatelang anhalten. Allgemeine Komplikationen sind Myokarditis, Hepatitis, Augen- und neurologische Störungen. Eine individuelle Vorbeugung ist nur durch den persönlichen Schutz vor Mückenstichen möglich. Spezifische Behandlungsmöglichkeiten von Chikungunya oder Impfstoffe sind bislang nicht verfügbar.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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