Kampagne in den Niederlanden

„Können Sie das bitte erklären?“

Remagen - 25.08.2015, 11:05 Uhr

Wie erkläre ich Arzneimittelwirkungen, wenn mein Gegenüber Sprachprobleme hat? (Bild: sobakasu/Fotolia)

Wie erkläre ich Arzneimittelwirkungen, wenn mein Gegenüber Sprachprobleme hat? (Bild: sobakasu/Fotolia)


Eine ordentliche Beratung von Patienten, die Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen haben und/oder einen Migrationshintergrund, ist in der Apotheke meist kaum möglich. Aber man könnte doch mehr tun, meinen die Holländer. Am 7. September 2015 will der niederländische Gesundheits-Staatsekretär Martin van Rijn eine besondere Kampagne des niederländischen Apothekerverbandes KNMP starten. Sie trägt den Titel: „Können Sie das bitte erklären?“

Nach Angaben auf der Internet-Seite des holländischen Pharmaverbandes „nefarma“, auf der die Initiative vorgestellt wird, hat jeder neunte Niederländer einen niedrigen Bildungsgrad. Das sind etwa 1,3 Millionen Menschen. Ihre missliche Lage beschreibt der Verband sehr plakativ:

Neben diesem Nachteil haben sie auch relativ mehr gesundheitliche Probleme wie Asthma, Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten und psychische Probleme. Und sie haben Probleme damit, sich in der Gesundheitsversorgung zurechtzufinden. Sie verstehen nicht, was ihr Arzt oder Apotheker ihnen sagt, und auch gedruckte Informationen, wie die Packungsbeilage, nutzen ihnen nicht viel. Oft wissen sie nicht, warum sie ein Medikament nehmen sollen, was die Wirkung und die möglichen Nebenwirkungen sind. Für sie ist es meist schwierig, die Dosierungsanleitung zu verstehen und die Medikamente korrekt einzunehmen.  

Ein Dolmetscher allein löst das Problem nicht

„nefarma“ verweist außerdem auf die hohe Zahl an Migranten der ersten Generation aus nicht-westlichen Ländern. Diese hätten auch in ihrer eigenen Sprache nur begrenzte Kenntnisse über Krankheiten und ihren eigenen Körper. Dazu komme dann noch die Sprachbarriere. Ein Dolmetscher könne hier zwar helfen, aber damit sei das Problem nicht gelöst.

In den Apotheken würden die betroffenen Patienten zudem oft nicht erkannt. Auch seien keine Techniken vorhanden, um ihnen zu helfen. Hier soll die neue Kampagne Abhilfe schaffen. Für diesen Zweck wurden Tools wie gesprochene Texte, Icons und Animationen entwickelt, die auf der Webseite „apo.nl“ zu finden sein sollen, einer vereinfachten Webseite, die zu „apotheek.nl“ führt. Die Icons wurden mit den Zielgruppen getestet.

Ein „Wörterbuch“ und ein Glossar sollen außerdem einfache Erklärungen zu den wichtigsten Themen liefern, die in einer Beratung zu einem neuen Medikament zur Sprache kommen sollten. Ein e-Learning soll Krankenschwestern, Pflege-Assistenten und Apothekern passendes  Handwerkszeug geben, damit sie analphabetische  Patienten gut betreuen können. Die Kampagne kann, wenn sie erfolgreich ist, angesichts des andauernden Zustroms an Flüchtlingen nach Europa auch für andere Länder Vorbildcharakter haben.


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