Mindestlohngesetz

Zuschlag: Gehe fordert 1,36 Euro pro Tour

Berlin - 19.08.2015, 13:50 Uhr

Großhandel unter Kostendruck: Jetzt fordert auch Gehe einen Mindestlohnzuschlag. (Foto: Phagro)

Großhandel unter Kostendruck: Jetzt fordert auch Gehe einen Mindestlohnzuschlag. (Foto: Phagro)


Nach Phoenix bittet jetzt auch der nächste Arzneimittelgroßhändler die Apotheker für die Kosten des Mindestlohngesetzes zur Kasse: Gehe erhebt ab dem 1. September einen sogenannten „Belieferungsbeitrag“ in Höhe von 1,36 Euro pro Tour. Phoenix verlangt bereits seit Mai eine „Mindestlohnbeteiligung“ von 1,38 Euro, die aber – zumindest in Einzelfällen – verhandelbar ist.

„Das seit dem 1. Januar 2015 geltende Mindestlohngesetz (MiloG) generiert erhebliche Transportkostensteigerungen, die nicht mehr aus der gesetzlichen Leistungsvergütung des pharmazeutischen Großhandels abgedeckt oder durch interne Maßnahmen kompensierbar sind. Um unseren Kunden auch weiterhin den gewohnten Gehe-Belieferungsservice anzubieten, sind wir gezwungen, ab 1. September 2015 einen Belieferungsbeitrag pro in Anspruch genommener Belieferungstour in Höhe von 1,36 Euro zu erheben. Alle derzeit mit unseren Kunden vereinbarten sonstigen Bezugskonditionen bleiben dagegen unverändert“, teilte Gehe auf DAZ.online-Anfrage mit.

30 bis 40 Millionen Euro Mehrkosten

Das MiLoG verursacht dem gesamten Arzneimittelgroßhandel nach Schätzungen Mehrkosten in Höhe von 30 bis 40 Millionen Euro. Andere Großhändler hatten daher schon früher reagiert. Phoenix trat bereits im Mai an seine Kunden heran: Als Familienunternehmen begrüße man das MiLoG „ausdrücklich“, da man sich der Verantwortung für seine Mitarbeiter bewusst sei, schrieb Phoenix. Man habe versucht, die zusätzliche Belastung durch interne Maßnahmen aufzufangen. Nach fünf Monaten müsse man aber feststellen, dass eine Kompensation nicht „vollumfänglich“ möglich sei. „Da Sie unsere Belieferungslogistik als wichtigen Teil unserer Kernleitung nutzen, müssen wir Sie an dieser gesetzlichen Mehrbelastung beteiligen“, heißt es, und Phoenix forderte eine „Mindestlohnbeteiligung“ in Höhe von 1,38 Euro.

Allerdings scheint die Höhe des Zuschlags verhandelbar zu sein. Ein Apotheker berichtete DAZ.online, dass es ihm gelungen sei, diesen Zuschlag im direkten Kontakt mit einem Phoenix-Vertreter auf nur noch 0,50 Euro pro Tour gedrückt zu haben.

Auch Alliance Healthcare-Kunden müssen sich auf höhere Belastungen einstellen: Das Mindestlohngesetz belaste die Alliance Healthcare Deutschland stark, teilte das Unternehmen bereits Anfang Juli mit. „Diese zusätzlichen Kosten und der Margenverfall stellen daher eine wirtschaftliche Belastung dar, die mit allen internen Optimierungsbemühungen nicht aufgefangen werden kann. Deshalb werden wir mit Maßnahmen zur Kompensierung auf unsere Kunden zukommen müssen. Auch unsere Überlegungen gehen in Richtung einer Gebühr.“ Der Vorteil für die Apotheke liege hierbei in der Möglichkeit, die entstehenden Belastungen selbst zu beeinflussen. Weniger Touren bedeuteten dann natürlich auch weniger Kosten.  


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