Unterstützung bei der Arzneimittelverschreibung

Schottland investiert in Apotheker

Remagen - 30.06.2015, 14:10 Uhr

In Schottland sollen Apotheker die Ärzte künftig stärker unterstützen - auch durch eigene Verordnungen. (Foto: Monkey Business/Fotolia)

In Schottland sollen Apotheker die Ärzte künftig stärker unterstützen - auch durch eigene Verordnungen. (Foto: Monkey Business/Fotolia)


Die schottische Regierung hat für einen Zeitraum von drei Jahren rund 16 Millionen Britische Pfund für die unabhängige Arzneimittelverschreibung durch Apotheker locker gemacht. Das Geld soll in die Rekrutierung von bis zu 140 Apothekern mit einer fortgeschrittenen Ausbildung in klinischer Pharmazie ausgegeben werden. Sie sollen Allgemeinärzte bei der Verordnung von Patienten mit chronischen Erkrankungen unterstützen. Dies meldet die Britische Royal Pharmaceutical Society (RPS).

Die Regierung honoriert damit die nachhaltigen Bemühungen der Apotheker, stärker in die Grundversorgung der Patienten eingebunden zu werden. Alex MacKinnon, Direktor der RPS für Schottland, sagt: „Erst vor wenigen Tagen haben wir unser Positionspapier zur Beschäftigung von Apothekern in Hausarztpraxen veröffentlicht. Diese Investition in unabhängige Apotheker, die Arzneimittel verordnen, ist eine willkommene Nachricht und im Hinblick auf die Verbesserung des Zugangs der Patienten zur Pharmazeutischen Betreuung besonders erfreulich. Wir glauben, dass Allgemeinpraxen, inklusive der Dispensier-Praxen, Zugriff auf das Know-how eines Apothekers haben sollten. Der Apotheker sollte in Verordnungsentscheidungen und die Verwaltung der Verordnungs-Praxis eingebunden werden. Die Unterstützung durch die Apotheker könnte entweder in Teil- oder Vollzeit geleistet werden, sei es in der Primär-oder Sekundärversorgung und je nach lokalen Bedürfnissen.“

Apotheker in Hausarztpraxen

Nach dem genannten Positionspapier unterstützt die Royal Pharmaceutical Society in Schottland Apotheker, die in ärztlichen Allgemeinpraxen arbeiten, ausdrücklich. Der zunehmende Mangel an Hausärzten habe den Dialog über unterschiedliche Versorgungsmodelle zusätzlich angeregt, heißt es dort. Die politischen Entscheidungsträger fordert die Society in dem Papier dazu auf, innovativ zu sein und die klinischen Fähigkeiten der Apotheker stärker in den National Health Service zu integrieren, das heißt, engere Arbeitsvereinbarungen mit Kollegen aus dem Gesundheits- und Sozialfürsorgebereich zu ermöglichen.

Apotheker arbeiten in Schottland schon seit Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in Hausarzt-Praxen. Der Ansatz sich seitdem weiterentwickelt, zunächst als Zusatz- und unlängst hin zu unabhängigen Verordnungen. Dies hat zwar bereits zu öffentlicher Anerkennung geführt, aber es könnte noch einiges mehr getan werden, meint die RPS, damit Ärzte und Apotheker mit klinischen Fähigkeiten noch strategischer zusammenarbeiten. Immerhin haben sie die schottische Regierung diesbezüglich scheinbar bereits recht gut „auf Kurs“ gebracht.  


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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