Irritierende Studienergebnisse

EMA untersucht erhöhte Mortalität unter Saxagliptin

Stuttgart - 30.06.2015, 08:40 Uhr

Saxagliptin: Zwar keine erhöhte kardiovaskuläre Sterblichkeit, aber die Gesamtmortalität wirft Fragen auf. (Bild: Schlierner/Fotolia)

Saxagliptin: Zwar keine erhöhte kardiovaskuläre Sterblichkeit, aber die Gesamtmortalität wirft Fragen auf. (Bild: Schlierner/Fotolia)


Möglicherweise besteht unter dem DPP-4-Inhibitor Saxagliptin (Onglyza®) ein erhöhtes Risiko, an einer Infektion zu sterben. Das berichtet die französische Überwachungsbehörde (ANSM). In einer großen Studie, deren Ziel es war, die kardiovaskuläre Sicherheit der Substanz zu zeigen, hatte es diesbezüglich Auffälligkeiten gegeben. Die Daten werden nun auf europäischer Ebene geprüft, um herauszufinden, ob es sich um einen Zufallsbefund handelt, das Ganze auswertungsbedingt ist oder ob ein Kausalzusammenhang besteht.

Über 16.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes, die entweder bereits eine bestehende kardiovaskuläre Erkrankung hatten oder ein hohes Risiko, an einer zu erkranken, waren in die SAVOR-Studie (Saxagliptin Assessment of Vascular Outcomes Recorded in Patients with Diabetes Mellitus Study) eingeschlossen worden. Neben einem erhöhten Risiko für eine Krankenhauseinweisung aufgrund von Herzinsuffizienz zeigte sich unter Saxagliptin im Vergleich zu Placebo eine Zunahme der Gesamtmortalität.

Eine Sensitivitätsanalyse der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA , die sich auf die Auswertung des Zeitraums bis sieben Tage nach Therapieende beschränkte, ergab dann diesbezüglich sogar ein signifikant erhöhtes Risiko, das in der Gesamtschau der Daten so nicht aufgefallen war. Vor allem Infektionen spielten bei der Erhöhung der Gesamtmortalität unter Saxagliptin wohl eine Rolle. Ob tatsächlich ein Kausalzusammenhang besteht oder ob es sich um einen Zufallsbefund handelt, ist derzeit nicht bekannt. Daher werden die Daten nun von den Übewachungsbehörden analysiert, um diese Frage zu klären. Auch eine auswertungsbedingte Verzerrung wird in Erwägung gezogen.

Ursprüngliches Ziel der SAVOR-Studie war es, die kardiovaskuläre Sicherheit der Substanz zu belegen, wie es seit 2008 für alle Antidiabetika von der FDA gefordert wird. Bezüglich des primären Wirksamkeitsendpunktes, eine Kombination aus Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulär bedingtem Tod, konnte Saxagliptin diese Anforderungen erfüllen, es war allerdings auch nicht wirksamer als Plazebo.

Eine erhöhte Rate von Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz, wie sie in der SAVOR-Studie beobachtet worden war, ist unter Saxagliptin bislang nicht aufgefallen. Da dieser Parameter weder primärer noch sekundärer Endpunkt war, könnte dies auch aufgrund von Ungenauigkeiten bei der Erfassung, zum Beispiel Doppelmeldungen zustande gekommen sein. Für die Richtigkeit spricht allerdings, so die FDA, die Häufigkeit der Ereignisse. Daher spricht man sich seitens der Behörde dafür aus, auf diesen Punkt in die Produktinformation aufzunehmen.


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